Auf der Website des AWN steht wörtlich: Wir arbeiten an verschiedenen Arbeitsorten. Der Kanton Graubünden ist in fünf Waldregionen aufgeteilt. Neben der Zentrale in Chur befindet sich in jeder Waldregion ein Regionalzentrum als Anlaufstelle. Die Regierung will den Standort Schiers nach Landquart verschieben, der Wechsel wurde öffentlich nicht kommuniziert.
Die unterzeichnenden Grossrätinnen und Grossräte beauftragen die Regierung, auf die Standortverschiebung des Regionalzentrums I zu verzichten und begründen ihren Auftrag wie folgt:
1. Mit der Standortverschiebung würde das Regionalzentrum nicht nur völlig aus dem vorgesehenen Gebietsperimeter hinaus verschoben, sondern, bezogen auf das Einsatzgebiet, gleichzeitig auch völlig an die Peripherie.
2. Das grösste Potenzial an Naturgefahren, ebenso das Hauptgewicht der vorgenommenen Forstarbeiten und der Holznutzung liegen offensichtlich im Bereich mittleres/oberes Prättigau.
3. Bei kritischen Situationen und wenn - wie kürzlich erfahren - Naturgefahren unmittelbar drohen, sollten die forstlichen Fachleute möglichst in der Nähe sein, statt fernab des Geschehens, am Bahnhofplatz in Landquart.
4. Die Distanz der waldreichen Gemeinden und ihren grossen, dezentral gelegenen Waldungen zieht eine stark steigende Mobilität nach sich. Wenn schon eine Verschiebung Sinn machen würde, dann sicher eine in Richtung mittleres Prättigau.
5. Mit den drei Regionalzentren Tamins, Chur, Landquart wären im Bündner Rheintal auf engem Raum gleich drei Standorte – eine solche Konzentration könnte die Administration zwar erleichtern, schafft aber neue Distanzen zu den Waldungen, zu den Gemeinden und allen Wald-Besitzern im Prättigau und der Landschaft Davos.
6. Das Anliegen übergemeindlicher Zusammenarbeit im Forstwesen wird wesentlich erleichtert durch eine nahe Tuchfühlung zwischen Fachleuten der Regionalzentren und den Gemeinden. Eine Standortverschiebung würde diese aktuellen Anliegen unnötig erschweren.
7. Die vom Grossen Rat seinerzeit verabschiedete Immobilienstrategie zielte darauf ab, die im Kanton dezentral verstreuten Verwaltungseinheiten in kantonseigene Immobilien unterzubringen. Die Räumlichkeiten in Landquart und Davos werden demgegenüber zugemietet, sind also keineswegs eigene Gebäude.
8. Uns scheint nicht opportun, von potenzialschwachen Räumen zu sprechen und das Regionalzentrum samt Arbeitsplätzen und Wertschöpfung gleichzeitig ohne entsprechende Information der betroffenen Gemeinden in die bündnerische Boomregion Landquart hinaus zu verschieben.
Chur, 12. Juni 2013
Jaag, Vetsch (Klosters Dorf), Kasper, Baselgia-Brunner, Caluori, Engler, Hardegger, Holzinger-Loretz, Mani-Heldstab, Meyer-Grass, Michel, Müller (Davos Platz), Niggli-Mathis (Grüsch), Pult, Trepp, Valär, Vetsch (Pragg-Jenaz), Zweifel-Disch, Däscher, Nicolay
Antwort der Regierung
Der Grosse Rat nahm in der Dezembersession 2009 von der Immobilienstrategie in zustimmender Weise Kenntnis und bestätigte diesen Entscheid im Dezember 2011 im Rahmen der Beratung der Baubotschaft für ein Verwaltungszentrum in Chur (Projekt "sinergia"). In den Abstimmungserläuterungen für die anschliessende Volksabstimmung vom März 2012 legte der Grosse Rat der Bündner Stimmbevölkerung sodann die Vorzüge der kantonalen Immobilienstrategie mit dem Grundsatz "Besser effiziente Regionalzentren statt eine verstreute, ungünstige Verwaltungsorganisation" transparent dar. Über den ganzen Kanton verteilt sollen dieser Gesamtstrategie zufolge insgesamt neun regionale Zentren an Standorten entstehen, die bereits heute Verwaltungsschwerpunkte bilden. Die ersten regionalen Verwaltungszentren in Ilanz, Roveredo, Thusis und Davos sind bereits in Betrieb und haben sich in der Praxis bewährt. Derzeit in Planung sind weitere Zentren in Scuol, Landquart sowie Chur. Bekanntlich stimmte das Bündner Stimmvolk, wenn auch knapp, dem Projekt "sinergia" als wichtiges Teilprojekt der kantonalen Immobilienstrategie zu.
Getreu diesen politischen Beschlüssen setzt das Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement die verabschiedete Immobilienstrategie nun um und fasst Verwaltungseinheiten wann immer möglich in den neuen Regionalzentren zusammen. Deshalb soll nun das Amt für Wald und Naturgefahren, Region 1, im neuen Verwaltungszentrum Landquart mit den anderen kantonalen Dienststellen zusammengeführt werden. Nebst den Regionalen Verwaltungszentren (RVZ) Davos und Landquart wurden zusätzlich auch der Gemeindewerkhof in Luzein und der geplante Stützpunkt des Tiefbauamtes/Astra in Küblis als alternative Standorte geprüft. Diese Optionen scheiterten an der mangelnden Erfüllung der gestellten Anforderungen sowie der fehlenden Synergienutzung. Die Vorteile einer effizienten Raumnutzung durch gemeinsame Nutzung der Arbeitsplatzinfrastruktur, wie IT-Erschliessungen, Kommunikationsnetze, Sitzungszimmer oder Cafeteria, sowie die notwendige Raumflexibilität durch die Planung von Reserven sind in Einzellösungen nicht vorhanden. In der Konsequenz ergeben sich bei kleinen Organisationseinheiten ein erheblich grösserer Raum-, Erschliessungs- sowie Energieaufwand und folglich auch höhere Kosten in Erstellung und Betrieb.
Es ist richtig, dass der neue Standort nicht im geografischen Mittelpunkt der Region 1 liegt. Das Einsatzgebiet ist jedoch nicht weiter vom Regionalzentrum entfernt wie in den anderen Regionen. Nicht vorauszusagen ist das Potential an Naturgefahren. Es besteht grundsätzlich in der ganzen Region, bzw. im gesamten Kanton, weshalb eine Standortwahl nach diesem Kriterium kein relevantes Gewicht hat. Aus dieser Optik muss auch der Einsatz von Fachleuten in kritischen Situationen relativiert werden. Das Ausrücken erfolgt nicht ausschliesslich aus dem Büro, sondern in grossem Mass auch von zu Hause. Durch kombinierte Einsätze bleibt der personelle Mehraufwand äusserst gering und kann kompensiert werden, da die Einbindung in ein RVZ weitaus vorteilhafter ist als ein nur auf die räumliche Zentrumslage abgestützter Standort. Im neuen RVZ Landquart, in welchem auch die Kantonspolizei, das Sozialamt, der Schulpsychologische Dienst sowie das Schul- und Kindergarteninspektorat des Amtes für Volksschule und Sport mit insgesamt über 40 Arbeitsplätzen untergebracht werden, sind durch eine zeitgemässe Infrastruktur die Grundvoraussetzungen für ein effizientes Arbeiten erfüllt. Das im Minergie®-Standard geplante Gebäude in Landquart befindet sich unmittelbar beim Bahnhof an bester Lage und ist somit gut erreichbar.
Eine fachlich einwandfreie Betreuung der Region Herrschaft/Prättigau/Davos durch das Amt für Wald und Naturgefahren, Region 1, wird demzufolge vom neuen Standort aus in hohem Mass gewährleistet sein. Die Regierung beantragt dem Grossen Rat, den Auftrag abzulehnen.
30. August 2013