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Session: 19.10.2016

Innovation ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Unternehmungen. Dies gilt im besonderen Masse für den Bündner Tourismus, welcher in einem kompetitiven Umfeld und bei den gegebenen Schweizer Rahmenbedingungen besonders auf Innovation angewiesen ist. Innovation bei Unternehmungen bedingt unter anderem die Existenz von leistungsfähigen wissenschaftlichen Einrichtungen und Infrastruktur. Die Nähe von Wissenschaft und Wirtschaft ist der Schlüsselfaktor zur Beschleunigung von Innovation.

 

Die Innovation im gesamten System des Tourismus muss in den Destinationen und einzelnen Ortschaften durch die touristischen Leistungsträger unterstützt durch öffentliche Institutionen (Ämter, Hochschulen) erfolgen.

 

Ansätze und Ideen für touristische Innovationen sind durchaus vorhanden, was jedoch oft fehlt ist die Nähe sowie der einfache Austausch der privaten Akteure mit der Wissenschaft. Heute fehlt ein Kompetenzzentrum Tourismus im Kanton auf Stufe Hochschule als Sparringpartner der touristischen Akteure, um mit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen gemeinsam Ideen zu entwickeln und neue Konzepte zu überprüfen.

 

Im Bericht zur Hochschul- und Forschungsstrategie (H&FS) definiert die Regierung jene wissenschaftlichen Themen, auf deren Förderung sich die Regierung konzentrieren will und auf die sie ihre Fördermittel auslegt (die sogenannten Profilfelder). Ein Themenschwerpunkt der regierungsrätlichen Hochschul- und Forschungsstrategie – und somit eines der sechs Profilfelder – bildet der Tourismus. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus im Kanton Graubünden rechtfertigt zweifelsohne diesen Fokus.

 

Aufgrund der vorhandenen Kompetenzen und des vorhandenen Know-hows drängt sich die HTW Chur als Kompetenzzentrum des Themenschwerpunkts Tourismus auf. Die HTW kann sich auf diesem Gebiet als nationales Kompetenzzentrum mit einem Fokus im alpinen Tourismus positionieren.

 

Die von der Regierung erarbeitete H&FS wird über die Leistungsaufträge der Hochschulen und Forschungsinstitute umgesetzt. Gemäss H&FS ist bei der praktischen Umsetzung besonders zu beachten, dass in der Hochschul- und Forschungspolitik der Staat als Träger und Beitragsgeber unmittelbarer agiert, während in der Wirtschaftspolitik die Gestaltung günstiger Rahmenbedingungen den Erfolg im Markt bringen soll; die Innovationspolitik profitiert aber, direkt und indirekt, von einer erfolgreichen Lehre und Forschung, sofern der Austausch zwischen Unternehmungen und wissenschaftlichen Einrichtungen funktioniert.

 

Damit dieser Austausch zwischen Privatwirtschaft und Forschung stattfinden kann, sollen alle touristischen Akteure des Bündner Tourismus, welche mit der Wissenschaft an den Lösungen der Zukunft arbeiten möchten, erleichterten Zugang zu diesem Kompetenzzentrum Tourismus erhalten.

 

Die Unterzeichnenden beauftragen deshalb die Regierung mittels Leistungsauftrag an der HTW Chur ein Kompetenzzentrum „Innovation im Tourismus“ zu etablieren. Das Kompetenzzentrum soll aktuelle Fragestellungen des Tourismus bearbeiten, beispielsweise innovative Konzepte zur Bewirtschaftung von Zweitwohnungen und so in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft Ansätze aufzuzeigen, ob und wie neue strukturierte Beherbergungsbetriebe realisiert und damit Wertschöpfung in unserem Kanton erzielt werden kann. Das Ziel muss es sein, die angewandte touristische Forschung im Kanton zu konzentrieren und zu stärken. Ein solches Kompetenzzentrum könnte dann auch Gutachteraufträge übernehmen, welche heute an ausserkantonale Beratungsbüros vergeben werden.

 

Chur, 19. Oktober 2016

 

Caduff, Engler (Davos Dorf), Michael (Donat), Albertin, Alig, Atanes, Berther (Disentis/Mustér), Bleiker, Blumenthal, Bucher-Brini, Caluori, Casty, Casutt-Derungs, Cavegn, Caviezel (Chur), Darms-Landolt, Deplazes, Dermont, Dosch, Epp, Fasani, Felix (Scuol), Florin-Caluori, Gartmann-Albin, Geisseler, Giacomelli, Grass, Jeker, Kunfermann, Märchy-Caduff, Monigatti, Niederer, Niggli (Samedan), Paterlini, Pult, Sax, Schneider, Stiffler (Davos Platz), Thomann-Frank, Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), von Ballmoos, Zanetti, Berther (Segnas), Degiacomi, Engler (Surava), Furrer, Gugelmann, Horrer, Nicolay, Pfister, Ruckstuhl, Vassella

Antwort der Regierung

Unbestritten ist die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für den Kanton Graubünden, weshalb sich hier auch anerkannte Ausbildungs- und Forschungsinstitutionen des Tourismus wie die Höhere Fachschule für Tourismus der Academia Engiadina, die Swiss School of Tourism and Hospitality und die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Chur) entwickelt haben. Diese Bildungsinstitutionen haben sich zum Campus Tourismus Graubünden zusammengeschlossen, um innerkantonal zu kooperieren und die zum Teil unterschiedlichen Ausbildungen in den Bereichen Tourismus und Hotellerie gemeinsam national zu bewerben.

Die HTW Chur verfügt mit dem Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) über eine Forschungsinstitution, die den Anforderungen an die angewandte Forschung im Bereich Tourismus auf Hochschulstufe entspricht und auch Dienstleistungen anbietet. Das ITF positioniert sich als innovatives und unternehmerisches Bildungs- und Kompetenzzentrum der Tourismus- und Freizeitwirtschaft im Alpenraum. Derzeit liegt der Fokus des ITF auf den Themenfeldern «Entwicklung und Management von touristischen Infrastrukturen», «Innovation und Produkteentwicklung», «digitale Transformation und neue Märkte» sowie «Destinationsentwicklung». Das ITF an der HTW Chur sieht die touristische Entwicklung als ganzheitliche Aufgabe im Kontext von Landschaft und alpinem Wirtschaftsraum.

 – Das Themenfeld «Entwicklung und Management von touristischen Infrastrukturen» umfasst Beherbergungskonzepte für den Tourismus unter Berücksichtigung der Anforderungen der alpinen und saisonalen Situation, Infrastrukturplanung, Strategieentwicklung, Finanzierung und Investition in touristische Infrastrukturen, Immobilienökonomie und -management.

– Der Bereich «Innovation und Produkteentwicklung» bearbeitet den Transfer und die Adaption von Methoden des Innovationsmanagements für die Tourismusbranche.

– Mit dem Themenfeld «Digitale Transformation und neue Märkte» werden Bedürfnisse der Gäste und ihr Verhalten in einem digitalisierten Umfeld untersucht und daraus Handlungsempfehlungen für die Entwicklung von Produkten einzelner Leistungsträger und im Netzwerk (zum Beispiel Destination) formuliert. Neue internationale Kernmärkte werden untersucht und Empfehlungen sowie Massnahmen zur Erschliessung neuer Kundengruppen vorgeschlagen.

– Die «Destinationsentwicklung» ist stark von den vorher genannten Themenfeldern beeinflusst und hat eine Klammerfunktion zu erfüllen. Destinationen sollen aus dieser Sichtweise heraus analysiert und entwickelt werden. Hinzu kommen übergeordnete ordnungspolitische Fragstellungen wie Finanzierung, Führung und Governance in Destinationen.

Generelles Ziel des ITF ist es, die Erkenntnisse aus der angewandten Forschung in praxisnahe und bedürfnisorientierte Dienstleistungs- und Beratungsprojekte zu überführen. Dabei sind Bedürfnisse der Branche und ihrer Bündner Akteure zu berücksichtigen, damit der Wissenstransfer von der Fachhochschule zur Wirtschaft erreicht werden kann und insgesamt Nutzen gestiftet wird. Auch eine nationale Profilierung als Kompetenzzentrum im Bereich Tourismus wird weiter angestrebt.

Mit dem ITF verfügt die HTW Chur über ein Institut, das in seiner Ausrichtung bereits wesentliche Elemente des Auftrages abdeckt.

Die Regierung ist bereit, den Auftrag entgegenzunehmen. Sie beabsichtigt, dazu den Leistungsauftrag 2017–2020 für die HTW Chur dahingehend zu präzisieren, dass das ITF verstärkt auch die Thematik der Zweitwohnungen untersucht, wozu allerdings bereits heute Kompetenzen bestehen und Forschungsarbeiten durchgeführt worden sind.

21. Dezember 2016