Ausgangslage
Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Schule in der ganzen Schweiz und des neuen Schulgesetzes im Kanton Graubünden wurde die „integrative Förderung“ möglichst aller Kinder in der Primar- und Oberstufe eingeführt. Die „Integration“ brachte es mit sich, dass auch die Einführungsklassen (EK), welche am Übergang vom Kindergarten in die Schule standen, aufgelöst und ersatzlos gestrichen wurden. In allen Gemeinden des Kantons musste so auf ein Instrument verzichtet werden, welches bis anhin mit viel Erfolg geführt wurde. Die Aufhebung der Einführungsklassen wird von sehr vielen Lehrpersonen, Eltern und auch Fachpersonen als grosser Nachteil und Rückschritt empfunden. Immer wieder wird das Fehlen ebendieses Angebotes bemängelt, weil klar sichtbar wird, dass Kindern damit eine grosse Chance genommen wird, später eine „reguläre“ Schullaufbahn ohne Zusatzunterstützung zu absolvieren.
Aktuelle Situation
Auch heute gibt es immer wieder Kinder, welche zur Einschulungszeit entwicklungsbedingt noch etwas mehr Zeit brauchen, um den Anforderungen zu genügen. Da die EK nicht mehr existiert, muss der Lernstoff in einem Jahr bewältigt werden, mit zeitweiliger Zusatzunterstützung durch eine heilpädagogische Lehrperson. Das Kind wird nach einem Jahr in die zweite Klasse „weiterbefördert“, ungeachtet dessen, ob es den Lernstoff beherrscht oder nicht. Oft entstehen ungünstige Situationen mit Stress und Überforderung bei allen Beteiligten. Nach dem ersten Schuljahr sind die Lernlücken / der Rückstand oft schon sehr gross, eine Beschulung mit Zusatzunterstützung bleibt oft während der ganzen Schulzeit notwendig. Dies ist eine sehr kostenintensive Lösung. Da Repetitionen nur noch in absoluten „Sonderfällen“ ein Thema sind, wird das Kind oft über Jahre mit angepassten Lernzielen „mitgezogen“. Es werden Kinder zu „Problemfällen“, nur weil sie nie die Zeit erhalten haben, welche sie gebraucht hätten. Dies sind sehr schlechte Bedingungen für eine gelungene Schullaufbahn, aber auch für die Situation in der jeweiligen Klasse.
Die Wiedereinführung der Einführungsklasse ist notwendig
In der Einführungsklasse werden die kognitiven, sprachlichen, motorischen und sozialen Voraussetzungen für den Übertritt in die zweite Regelklasse geschaffen. Der Lehrstoff der 1. Klasse wird verteilt auf zwei Jahre erarbeitet. Es stehen also zusätzliche Lernzeit und Zuwendung durch die Lehrperson zur Verfügung. Dies sind die wichtigsten Faktoren für entwicklungsverzögerte Kinder, welche auf diese Weise eine echte Chance erhalten. Das Selbstwertgefühl der Kinder wird durch Erfolge gestärkt, was sich auch auf andere Bereiche positiv auswirkt. Die zusätzliche Lernzeit schafft die Möglichkeit, nach zwei Jahren mit einem gefestigten Wissen und Können in die reguläre zweite Klasse überzutreten. Viele „Problemfälle“ können auf diese Weise verhindert werden, dadurch sind auch die Kosten für Zusatzunterstützung in den höheren Klassen geringer.
Auch bei einer Wiedereinführung ist es möglich „integrativ“ zu arbeiten. Die Führung einer integrativen Variante für Einführungsklassen (separierter Kleingruppenunterricht in den Hauptfächern Mathematik und Deutsch, restlicher Unterricht in der „Stammklasse“) ist eine gute Möglichkeit auch für kleinere Gemeinden. Dies zeigen auch Beispiele aus anderen Kantonen, wo Einführungsklassen separiert oder integriert geführt werden.
Die Regierung wird beauftragt, den Schulträgerschaften bei Bedarf zu ermöglichen, die reguläre zweijährige Einführungsklasse (inklusive der integrativen Variante für kleine Schulträger) wieder einzuführen. Eine Anpassung des Schulgesetzes ist gegebenenfalls vorzunehmen.
Chur, 6. Dezember 2016
Claus, Florin-Caluori, Mani-Heldstab, Albertin, Alig, Berther (Disentis/Mustér), Brandenburger, Buchli-Mannhart, Burkhardt, Caluori, Casanova (Ilanz), Casanova-Maron (Domat/Ems), Casty, Cavegn, Caviezel (Davos Clavadel), Clalüna, Davaz, Dermont, Dosch, Epp, Felix (Scuol), Foffa, Hardegger, Hitz-Rusch, Holzinger-Loretz, Jeker, Jenny, Joos, Kunfermann, Kunz (Chur), Kuoni, Märchy-Caduff, Marti, Michael (Donat), Michael (Castasegna), Nay, Niggli (Samedan), Schutz, Stiffler (Davos Platz), Stiffler (Chur), Tenchio, Thomann-Frank, Tomaschett-Berther (Trun), Troncana-Sauer, Valär, von Ballmoos, Wieland, Zanetti, Berther (Segnas), Lombardi, Pfister, Wellig