In der Medienmitteilung vom 7. November 2017 empfiehlt die Regierung die Ablehnung der Volksinitiative «No Billag». Laut Regierung würde eine Annahme der Initiative innert kurzer Zeit die praktisch vollständige Zerschlagung der Regionalberichterstattung in allen drei Sprachregionen des Kantons bedeuten. Dies hätte äusserst gravierende staatspolitische Konsequenzen. Ende Oktober letzten Jahres nahm die Eidgenössische Medienkommission zur Rolle der Medien in einer Demokratie folgendermassen Stellung: «Für die Schweiz als direktdemokratisch verfasster und föderal strukturierter Staat mit einer ausgeprägt kleinräumigen kulturellen, sprachlichen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Vielschichtigkeit schaffen publizistische Inhalte eine Grundlage, dass Bürgerinnen und Bürger an Entscheidungsprozessen partizipieren und direkt zur Entwicklung dieser Prozesse beitragen können […]». Diese Argumente gelten zweifelsohne auch für den Kanton Graubünden.
Informationen stellen praktisch ein öffentliches Gut dar. Den «Konsum» von Informationen zu unterbinden ist sehr schwierig. Durch die laufende Digitalisierung ist dies noch schwieriger geworden. Es besteht immer die Gefahr einer unzureichenden Information. Aus diesem Grund unterstützt der Staat die Medienbranche seit jeher mit finanziellen Mitteln (z. B. mit reduzierten Posttarifen). Nichtsdestotrotz steht das traditionelle Geschäftsmodell der Medien unter Druck: Infolge der Digitalisierung sinken die Abonnentenzahlen; die Werbung ist nicht mehr auf Medien mit redaktionellen Inhalten angewiesen und verlagert sich auf die sogenannten neuen Intermediäre im Internet (z. B. Facebook). All dies führt zu einer Finanzierungskrise der Medien insbesondere auf regionaler, aber auch auf nationaler Ebene. Um diesen finanziellen Schwierigkeiten entgegenzuwirken, reagiert die Medienbranche mit Sparmassnahmen in den Redaktionen sowie mit Zusammenschlüssen. Solche Entwicklungen sind gesellschaftspolitisch beunruhigend, da sie die Medienvielfalt gefährden. Besorgniserregend aber gleichzeitig bezeichnend für die ganze Medienbranche sind die durch die SDA angekündigten Sparmassnahmen, welche zu einem massiven Abbau der Leistungen u.a. zugunsten der Regionalmedien führen werden.
Im Hinblick auf die grossen Herausforderungen, mit denen die Medien konfrontiert sind, sowie auf ihre staatspolitische Bedeutung wurden in den mehrsprachigen Kantonen Bern und Wallis bereits parlamentarische Vorstösse betreffend der zukünftigen Finanzierung der regionalen Medien eingereicht.
Aus Bündner Sicht kommt hinzu, dass der Bund die Ausarbeitung eines Berichts über die Fördermassnahmen für die Minderheitensprachen beschlossen hat, welcher unweigerlich auch den Informationsbereich betreffen wird. In seiner Antwort auf eine Interpellation von NR Candinas über die Tageszeitung «La Quotidiana» hielt der Bundesrat z. B. fest, dass der Zugang zu Nachrichten in rätoromanischer Sprache mit Einbezug der SRG zu koordinieren sei.
Es ist angezeigt, dass der Kanton eine eigene Strategie in diesem so wichtigen Bereich der Sprachenförderung entwickelt.
Die Unterzeichnenden fordern deshalb die Regierung auf, einen Bericht mit folgenden Zielsetzungen auszuarbeiten:
a) die mittel- bis langfristigen finanziellen Perspektiven der in sämtlichen Kantonssprachen tätigen Medien beurteilen;
b) Varianten für eine Unterstützung (finanzieller oder anderer Art) zugunsten der in den kantonalen Minderheitensprachen wie auch in der kantonalen Mehrheitssprache tätigen Medien aufzeigen, welche unter Wahrung der redaktionellen Unabhängigkeit es letzteren erlaubt, ihre wichtige Funktion für die Demokratie auch in Zukunft ausüben zu können;
c) allfällige Forderungen gegenüber dem Bund im Bereich der Medienförderung (z. B. im Hinblick auf die neue SRG-Konzession) umreissen.
Chur, 14. Februar 2018
Atanes, Casanova (Ilanz), Michael (Donat), Albertin, Baselgia-Brunner, Berther (Disentis/Mustér), Blumenthal, Bondolfi, Bucher-Brini, Buchli-Mannhart, Caduff, Caluori, Casutt-Derungs, Cavegn, Caviezel (Chur), Clalüna, Crameri, Danuser, Darms-Landolt, Della Vedova, Deplazes, Dermont, Dosch, Epp, Fasani, Felix (Scuol), Foffa, Giacomelli, Gunzinger, Hardegger, Hitz-Rusch, Holzinger-Loretz, Jaag, Joos, Kollegger, Kunfermann, Locher Benguerel, Märchy-Caduff, Marti, Michael (Castasegna), Monigatti, Nay, Niederer, Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Papa, Pedrini, Perl, Peyer, Pfenninger, Pult, Salis, Schneider, Steck-Rauch, Tenchio, Thomann-Frank, Thöny, Tomaschett-Berther (Trun), von Ballmoos, Widmer-Spreiter, Zanetti, Berther (Segnas), Lombardi, Stäbler