Damit die Pensionskasse Graubünden fit für die Zukunft ist, sollte sie sich mit den neusten Entwicklungen in der Finanzindustrie auseinandersetzen und den Trend hin zu klimaverträglichen Anlagestrategien nicht verpassen. Um zu sehen, wo die Pensionskasse aktuell steht, ist ein transparenter Informationsfluss von grosser Bedeutung.
Mit dem menschengemachten Klimawandel steht die Weltgemeinschaft vor einer grossen Herausforderung. Damit wir den Temperaturanstieg im Rahmen des beschlossenen und von der Schweiz ratifizierten Pariser Klimaabkommens von 1,5 (maximal 2) Grad halten können, braucht es Anstrengungen auf allen Ebenen. Der Artikel 2.1c des Klimavertrages hält fest, dass die Finanzflüsse mit einem 1,5- bis 2-Grad-Ziel übereinstimmen müssen. Dazu kommt, dass für die Schweiz der wohl entscheidende Hebel im Bereich Klima der hiesige Finanzplatz sein wird. Denn in der Schweiz werden über 6’000 Milliarden Franken verwaltet, dies ist zehnmal mehr als die Schweizer Wirtschaftsleistung (BIP). Bei Investitionsentscheidungen müssen die Auswirkungen auf den Klimawandel systematisch mitberücksichtigt werden. Es ist darum von essentieller Bedeutung, dass die öffentlichen Akteure im Finanzbereich ihren Teil zu einer klimaverträglichen Entwicklung beitragen. Dies ist ohne finanzielle Einbussen möglich: Klimafreundliche Investitionen weisen gar eine bessere risikoadjustierte Performance als konventionelle aus (vgl. BAFU (2016): Klimafreundliche Investitionsstrategie und Performance).
Die BAFU-Studie (2017) hat gezeigt, im Durchschnitt finanzieren Schweizer Pensionskassen eine Klimaerwärmung von 4 bis 6 Grad – weit entfernt von den angepeilten 2 Grad, welche durch das Pariser Klimaabkommen festgelegt wurden. Kohlekraftwerke sind im Besonderen sehr klimaschädlich, darum muss dieser Energieträger möglichst schnell aus dem weltweiten Energiemix verschwinden. Dies macht es sehr riskant in Kohle zu investieren: Aus Rendite-Risiko-Überlegungen haben beispielsweise die grösste Schweizer Pensionskasse, die PUBLICA, und zudem auch die BVK, bezüglich Kohle desinvestiert.
Es wäre zudem widersprüchlich, wenn, während mit öffentlichen Mitteln klimafreundliche Politikmassnahmen gefördert werden, die öffentliche Hand bei der Anlage- und Investitionsstrategie gegenteiliges bewirken würde. Es gilt hier eine Politikkohärenz zu erreichen. Eine Grundlage und Voraussetzung dafür ist die Herstellung von mehr Transparenz bezüglich die Klimaauswirkungen der Investitionen von öffentlichen Finanzinstitutionen.
1. Teilt die Regierung die Ansicht, dass es aus allgemeiner gesellschaftlicher Sicht wichtig ist, dass die Klimaauswirkungen der Pensionskassen-Anlagen transparent veröffentlicht werden? Wenn ja, wie wird das sichergestellt und wie hoch sind die Klimaauswirkungen der Investitionen der Pensionskasse Graubünden?
2. Teilt die Regierung die Ansicht, dass es aus allgemeiner betriebswirtschaftlicher Sicht wichtig ist, dass die Finanzrisiken der Pensionskassenanlagen, welche aus dem Klimawandel resultieren (Klimarisiken), transparent veröffentlicht werden, um mit möglichen Stabilitätsrisiken (Deckungsgrad) proaktiv umzugehen? Wenn ja, wie wird dies sichergestellt und wie hoch sind die Klimarisiken?
3. Befürwortet die Regierung vor diesem Hintergrund die Desinvestition der Pensionskasse Graubünden bei Unternehmen, die den Grossteil ihres Umsatzes mit Kohle-, Gas-, Atom- oder Ölförderungsgeschäften machen? Wenn ja, wie wird diese sichergestellt? Wenn nein, warum wird die Desinvestition abgelehnt?
4. Wie gedenkt die Regierung sicher zu stellen, dass die Pensionskasse Graubünden ihre Investitionen im Rahmen des Absenkungspfades von maximal 2 Grad, wenn möglich 1.5 Grad, hält?
5. Welche rechtlichen Grundlagen (Gesetze, Verordnungen) müssten geändert werden, um Transparenz bezüglich der Klimaauswirkungen (welche Klimaauswirkungen haben die Anlagen?) und Klimarisiken (wie hoch sind Auswirkungen des Klimawandels und Massnahmen gegen ebendiesen auf die finanzielle Wertentwicklung der beruflichen Vorsorgegelder?) der Investitionen der Pensionskasse Graubünden zu gewährleisten?
Chur, 14. Februar 2018
Deplazes, Atanes, Baselgia-Brunner, Bucher-Brini, Cahenzli-Philipp, Caviezel (Chur), Dermont, Dosch, Epp, Jaag, Joos, Kappeler, Kollegger, Kunfermann, Locher Benguerel, Monigatti, Perl, Peyer, Pfenninger, Pult, Tenchio, Thöny, von Ballmoos