Regional, nachhaltig, ethisch korrekt und transparent produzierte Nahrungsmittel gewinnen an Bedeutung, was einem Bergkanton wie Graubünden bzw. seiner Landwirtschaft (mit über 60 % an Biobetrieben) und seinem Tourismus Chancen eröffnet. Unser Kanton verfügt in der landwirtschaftlichen Produktion und Veredelung, im kulinarischen Erbe sowie in der regionalen Gastronomie über grosses Potenzial. Regionale Lebensmittel bieten die Möglichkeit besserer Transparenz und eines Bezugs zum Ort und zum Produzenten, wodurch Vertrauen in die Produkte auch bezüglich Nachhaltigkeit entsteht. Seit 2006 unterstützt der Kanton (mit dem Bund) den Verein alpinavera als eine der vier regionalen Absatzförderungsorganisationen in der Schweiz. Die Verarbeitung und Vermarktung regionaler Produkte werden zudem seit 2009 gezielt mit Projekten zur regionalen Entwicklung (PRE), in deren Zentrum die nachhaltige Schaffung von landwirtschaftlicher Wertschöpfung durch die Förderung von einheimischen und regionalen Produkten und der branchenübergreifenden Zusammenarbeit über die ganze Verarbeitungskette in einer Region steht, unterstützt. Mit der Marke graubünden und der Markenidee "NaturMetropole" werden Produkte aus Graubünden gelabelt, die echt, fair und naturnah produziert sind. Auch das Programm graubündenVIVA, das über das Thema Ernährung und Kulinarik den Standort Graubünden als Hochburg der alpinen Genusskultur stärkt, stellt die Regionalität und Qualität unserer einheimischen Erzeugnisse in den Vordergrund.
Zu Frage 1: Die CO2-Bilanz von Lebensmitteln hängt vom Produkt (Fleisch oder Gemüse), von der Produktionsmethode (Fütterung, Dünger, Treibhäuser) und von den Transporten ab. Die Verwendung regionaler Produkte ist tendenziell der richtige Ansatz. Unter Mitberücksichtigung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte (gesamtheitlicher Ansatz) ist die Verwendung regionaler Produkte vorteilhaft, wobei nachhaltigen Produktionsformen (Bio) entscheidende Bedeutung zukommt. Daneben besteht bei den Regionalprodukten oft eine weitreichende Transparenz, so dass die Nachhaltigkeit von der Konsumentenschaft beurteilt und nachvollzogen werden kann. Mit dem Konsum von Regionalprodukten verbleibt als ökonomischer Vorteil die ganze Wertschöpfungskette über Produktion bis Vertrieb im Kanton.
Zu Frage 2: Ja. Der Anbieter in Sinergia setzt wie verlangt auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität. Regionale Grosslieferanten werden für Grundnahrungsmittel berücksichtigt; in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern werden besondere Produkte (z.B. Churer Milch) angeboten. Daneben stammt bei der Gastronomie am Plantahof und im Amt für Justizvollzug (AJV) der grösste Teil der tierischen Speisen von den eigenen Gutsbetrieben, bei denen die Nachhaltigkeit grossen Stellenwert hat. Ansonsten wird wenn immer möglich, regional und saisonal eingekauft. Die Gutsbetriebe führen Hofläden, welche auch zum Ziel haben, der Bevölkerung regionale Produkte und deren Bedeutung näherzubringen. Auch das Amt für höhere Bildung verpflichtet sich bei seiner Gastronomie (Kantonsschule, Scalära), wenn möglich, regionale und saisonale Produkte zu beziehen und anzubieten. Im Schulungsbetrieb für Arbeitslose ("GastroKantine") wird saisonal und regional eingekauft und bei Lieferanten aus der Region bestellt; der Umweltschutz wird speziell thematisiert.
Zu Frage 3: Ja. Veranstalter, die Wirtschaftsförderungsbeiträge erhalten, haben als Auflage im Verpflegungskonzept, soweit zweckmässig und umsetzbar, regionale Produkte zu berücksichtigen. Eine möglichst konsequente Umsetzung wird zusammen mit den Veranstaltern angestrebt. Um diese bei der Verwendung von regionalen Produkten in der Verpflegung zu unterstützen, hat die Geschäftsstelle der Marke graubünden und graubündenVIVA einen Leitfaden (Wegweiser) erarbeitet, der Ende Jahr verfügbar sein wird. Bei der Förderung im Bereich Landwirtschaft wird die Zertifizierung als Bündner Regionalprodukt inkl. Verwendung der Marke graubünden vorausgesetzt.
Zu Frage 4: Der Kanton unterstützt, auch im Rahmen von Entwicklungsschwerpunkten, neben alpinavera auch die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Gastronomie (Agrotourismus) sowie innovative Betriebe im Bereich Lebensmittelproduktion und -vermarktung. Zudem werden Betriebe der ersten Verarbeitungsstufe im Rahmen der landwirtschaftlichen Strukturverbesserungen gefördert. Eine weitere Möglichkeit ist die Weiterführung des Programms graubündenVIVA bzw. einzelne Elemente davon in den nächsten Jahren; graubündenVIVA hat die Auflage erhalten, ein Konzept betreffend Nachhaltigkeit/Legat/Fortführung vorzulegen. Die diesbezüglichen Arbeiten laufen. Die Steigerung des Anteils an nachhaltig regional hergestellten Produkten ist zudem eine der Handlungsachsen in den Leistungsvereinbarungen mit den regionalen Naturpärken. Diese sind als Modellregionen für die nachhaltige Entwicklung zu verstehen und als solche auch bestrebt, im Parkgebiet hergestellte Produkte verstärkt zu vermarkten. Letztlich kann allgemein bei Förderbeiträgen oder Leistungsaufträgen, allenfalls auch bei kleineren Finanzierungen, die Auflage bzw. Erwartung formuliert werden, soweit möglich regionale Produkte zu verwenden.
18. Oktober 2019