Die übergeordneten politischen Ziele und das Regierungsprogramm 2021 bis 2024 sehen vor, den Kanton Graubünden nicht nur als Erholungs- und Wirtschaftsstandort, sondern auch als Wohn-, Ausbildungs- und Arbeitsort bekannter zu machen und seine Standortattraktivität besser zu vermarkten. Damit soll ein Beitrag dafür geleistet werden, nicht nur die Abwanderung zu stoppen, sondern die Zuwanderung von Familien und Fachkräften zu fördern. Dies wurde in den Fokus genommen, weil viele Branchen zunehmend Schwierigkeiten verzeichnen, in Graubünden genügend ausgebildete Fachkräfte zu finden.
Im Lichte der Corona-Pandemie zeigt sich aktuell in vielen Branchen eine dramatische Beschleunigung der Fachkräfteproblematik. Die Gastronomie ist in Graubünden davon besonders betroffen, aber auch in anderen Branchen wurde der Arbeitsmarkt unerwartet schnell und radikal ausgetrocknet. Der «Fachkräftemangel-Index Schweiz» der Universität Zürich zeigte Ende November 2021 auf, dass sich die Lage gegenüber einer leichten Entspannung im Jahr 2020 gerade in den Bereichen Ingenieurwesen, Technik, Informatik sowie im Gesundheitswesen noch einmal deutlich verschlechterte. Die im Regierungsprogramm vorgesehenen Massnahmen reichen im Lichte der aktuellen Entwicklung bei weitem nicht aus, diesen Trend bremsen oder gar stoppen zu können.
Die im Jahr 2011 lancierte Fachkräfte-Initiative des Bundes zur Aktivierung des inländischen Arbeitskräftepotenzials zeigt, dass koordinierte Massnahmen eine gute Wirkung erzielen können. So wurden gemäss SECO von 2010 bis 2018 zusätzlich über 148 000 inländische Arbeitskräfte (in Vollzeitäquivalenten) aktiviert respektive reaktiviert.
Die Regierung wird beauftragt, dem Grossen Rat eine kraftvolle Fachkräfte-Initiative für den Kanton Graubünden vorzulegen. Diese soll an die Fachkräftepolitik des Bundes anschliessen sowie die diesbezüglich bereits laufenden Bemühungen im Kanton berücksichtigen und gezielt erweitern.
Chur, 8. Dezember 2021
Degiacomi, Gartmann-Albin, Wilhelm, Atanes, Baselgia-Brunner, Cahenzli-Philipp, Caviezel (Chur), Hofmann, Horrer, Müller (Felsberg), Noi-Togni, Perl, Preisig, Rettich, Rutishauser, Schwärzel, Pajic, Spadarotto, Tomaschett (Chur)