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Session: 16.06.2022

Auf den nächsten Dezember hin erfolgt bekanntlich der nächste Fahrplanwechsel. Dank der Erholung der Gästefrequenzen auf Bahn- und Postautokursen zeichnet sich erfreulicherweise ab, dass viele im Vorjahr noch aufgeschobene Ausbauten und Verbesserungen im ÖV-Angebot nun voraussichtlich umgesetzt werden können.

Änderungen im Fahrplan sollten gesamtheitlich Vorteile bringen für die Erreichbarkeit aller Regionen in unserem Kanton. Dies auch im Hinblick auf das kantonale Ziel, den Halbstundentakt der RhB in die Regionen zu bringen. Auf der Linie Chur – Thusis führen die vorgesehenen Anpassungen zu einem neuen Halbstundentakt. Der Halbstundentakt in die Surselva ist seit langem angekündigt, harrt jedoch seiner Umsetzung, da der Ausbau von Kreuzungsstellen noch fehlt. Nebst dem Umstand, dass sich die Einführung des Halbstundentakts für die Surselva verzögert, zeichnet sich mit dem kommenden Fahrplanwechsel gar eine massive Verschlechterung des bestehenden Angebots ab. Neu ist Chur West aus der Surselva nur noch mit ganz wenigen Verbindungen am Tag direkt erreichbar. Bei den meisten Verbindungen fährt der Zug ohne Halt an Chur West vorbei und muss der Fahrgast im Hauptbahnhof umsteigen und wieder zurückfahren oder vorher auf der Strecke bereits versuchen umzusteigen. Damit verlängert sich die Fahrzeit unnötig.

Diese Verschlechterung des bestehenden Angebots ist nicht nachvollziehbar, gerade nicht vor dem Hintergrund der vom Kanton getätigten und noch geplanten Investitionen. Mit «sinergia», der FH Graubünden und der generellen Aufwertung des Gebiets wird Chur West zu einem neuen, lebendigen Stadtteil, an dem die Frequenzen auch mit dem geplanten neuen, attraktiven Bahnhof massiv erhöht werden sollen. Dazu gehört auch die entsprechende ÖV-Erschliessungsqualität, vor allem in die relevanten Einzugsgebiete. Gerade für Pendlerinnen und Pendler aus der Surselva, einer wichtigen Wohnregion für Fachkräfte von Churer Arbeitgebern, dürfte die Verschlechterung der Verbindung jedoch ein starkes Argument sein, beim Auto zu bleiben oder wieder zum Auto zurückzukehren. Angesichts einer sich wandelnden Arbeitswelt reicht es auch nicht, bloss am Morgen und am Abend je eine direkte Verbindung zu haben. Gleiches gilt für Besucherinnen und Besucher der kantonalen Verwaltung oder Studierende der FH Graubünden.

Die beabsichtigte Fahrplanänderung und der damit einhergehende Attraktivitätsverlust ist schliesslich auch im Lichte der in der letzten Woche präsentierten Totalrevision des Gesetzes über den öffentlichen Verkehr nicht nachvollziehbar, wonach ein zukunftsorientiertes Fundament für den weiteren Ausbau des ÖV gelegt werden soll und alle Regionen von einem verbesserten Angebot des ÖV profitieren sollen. Statt des beabsichtigten Umsteigens von Personen auf den ÖV ist das Gegenteil zu befürchten.

Aufgrund dieser Situation beauftragen die Unterzeichnenden die Regierung, für den Kanton als Besteller des ÖV alles zu unternehmen, um sicherzustellen, dass Chur West auf der Schiene direkt erschlossen bleibt.

Chur, 16. Juni 2022

Sax, Marti, Brunold, Alig, Berther, Bettinaglio, Brandenburger, Buchli-Mannhart, Cahenzli (Sagogn), Caluori, Cantieni, Casty, Casutt-Derungs, Caviezel (Chur), Censi, Crameri, Danuser, Degiacomi, Della Cà, Deplazes (Rabius), Derungs, Ellemunter, Epp, Fasani, Favre Accola, Flütsch, Gartmann-Albin, Gugelmann, Hardegger, Hartmann-Conrad, Hohl, Kasper, Kienz, Koch, Kohler, Kunfermann, Kunz (Chur), Kuoni, Lamprecht, Loepfe, Märchy-Caduff, Michael (Donat), Mittner, Niggli-Mathis (Grüsch), Padrun-Valentin, Pajic, Perl, Rettich, Ruckstuhl, Schmid, Schneider, Thür-Suter, Tomaschett (Breil/Brigels), Tomaschett-Berther (Trun), Ulber, Valär, Widmer (Felsberg), Widmer-Spreiter (Chur), Wieland, Zanetti (Landquart)

Antwort der Regierung

Die Regierung geht die Weiterentwicklung des Verkehrssystems im weitläufigen Kanton vorausschauend an, um die verschiedenen Verkehrsträger sinnvoll zu kombinieren und zukunftsweisend auszurichten. Insbesondere wird der öffentliche Verkehr (ÖV) gefördert und dessen Attraktivität durch schrittweise Angebotsausbauten gesteigert. Eine attraktive Erschliessung des Stadtteils Chur West durch Anbindung an den ÖV erachtet die Regierung als wichtig. Zur Gewährleistung aller verkehrlichen und technischen Anforderungen wurde zwischen der Stadt Chur und der Rhätischen Bahn (RhB) ein gemeinschaftliches Projekt zur Realisierung eines neuen Bahnhofs ausgearbeitet und dafür ein Investitionsvolumen von CHF 56,6 Mio. vorgesehen.

Mit der Verabschiedung des Angebotskonzepts Retica 30+ im Jahr 2020 ist vorgesehen, den integralen Halbstundentakt auf dem RhB-Netz schrittweise umzusetzen. Diese Verdichtung erhöht die Anzahl verkehrender Züge massiv, weswegen in der Angebotsgestaltung weitreichende Systematisierungen und restriktivere Planungsgrundlagen notwendig werden. Getreu diesen Grundsätzen sollen die höherwertigen Produkte IR und RE die überregionalen Zentren und Verkehrsknotenpunkte bedienen. Der Halt Chur West wird zukünftig ausschliesslich durch die S-Bahn bedient. Die Anschlüs­se in Richtung Surselva werden zur Abfederung der restriktiveren Haltepolitik als schnelle perrongleiche Rückanschlüsse in Chur vorgesehen. Die Fahrzeit von Ilanz – Chur West verändert sich nur geringfügig (Ilanz – Chur West: 39 statt 33 Minuten; Chur West – Ilanz: 39 statt 40 Minuten). Die Surselvalinie wird zukünftig (voraussichtlich ab 2024) aber halbstündlich angeboten. Für Pendlerinnen und Pendler aus der Surselva werden vorerst auch im Fahrplan 2023 die vier wichtigsten Züge am Morgen in Chur West halten. Somit besteht die Beeinträchtigung einzig bei der Rückreise am Abend. Die durchgängige Weiterbedienung des RE-Halts Chur West hätte grosse Konsequenzen auf das Angebotskonzept Retica 30+. So müsste zur Gewährleistung des Halts Chur West auf den IC-Anschluss nach Zürich in Chur für die gesamte Surselva verzichtet werden. Der IC-Anschluss in Chur und Landquart ist das zentrale Element der kantonalen Erschliessung mit ÖV. Zur Gewährleistung der Transportketten des Freizeit- und Pendlerverkehrs müssen alle überregionalen RhB-Linien Anschluss auf den IC nach Zürich haben. Ein Verzicht auf diese Anschlussrelation ist daher nicht zielführend. Auch die ausgewiesenen Frequenzen bestätigen diesen Beschluss (täglich 650 Reisende aus der Surselva nach Zürich und ca. 55 – 60 Reisende nach Chur West). Alternativ wäre auf die geplanten Halbstundentakte nach Ilanz und Thusis zu verzichten, was aufgrund des massiven Verlusts der Erschliessungsqualität für einen Grossteil der dortigen Bevölkerung ebenfalls nicht umgesetzt werden kann.

Der per Dezember 2024 geplante Halbstundentakt Chur – Ilanz (perspektivisch bis Disentis) ist die Basis für eine attraktive Erschliessung der Surselva mit dem ÖV. Auch kann ab Fahrplan 2023 die Anschlusssicherheit abends an die Intercity-Züge von Zürich nach Chur in Chur auf die beiden Verdichtungszüge in die Surselva stark verbessert werden. Davon profitiert vor allem die Bevölkerung in der Surselva, aber auch Touristen.

Die Realisierung des Halbstundentakts in die Surselva bringt neben attraktiven Transportketten Surselva – Zürich auch die Ermöglichung funktionaler Umsteigeknoten in Versam-Safien (Anschluss Safiental) und Ilanz (Anschluss auf elf Postautolinien). Damit kann der Halbstundentakt auf dem Busnetz von und nach Ilanz und Versam-Safien wirtschaftlich weitergeführt werden, wovon die untergeordneten Transportketten ebenfalls profitieren. Der Halbstundentakt nach Ilanz bedingt neben punktuellen Optimierungen an der Bahninfrastruktur einen Ausbau des Bahnhofs Versam-Safien, um eine effiziente Kreuzung der Züge zu ermöglichen. Diese Massnahmen dienen der Fahrplanstabilität und dazu, die Anschlussqualität in Chur an den Fernverkehr sowie an andere RhB-Linien sicherzustellen.

Aufgrund dieser Ausführungen beantragt die Regierung dem Grossen Rat, den vorliegenden Auftrag wie folgt abzuändern:

Mit der Fertigstellung des Umbaus des Bahnhofs Versam ist zu prüfen, ob der Bahnhof Chur West weiterhin durch die Surselvalinie direkt erschlossen bleiben kann.

1. September 2022