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Session: 03.09.2022

Im Juni 2022 wurde der Abschlussbericht Umsetzung Lehrplan 21 Graubünden präsentiert. Im Ausblick auf Seite 29 wird folgende Herausforderung genannt: «Zur professionellen Gestaltung und Weiterentwicklung des Unterrichts müssen für Lehrpersonen und Schulleitungen weiterhin zeitgemässe und qualitativ hochwertige Schulmaterialien und Weiterbildungen bereitgestellt werden.»

Gemäss Abklärungen durch die drei romanischsprachigen Lehrpersonenkonferenzen (Generala Ladina, Conferenza Grischun Central, Conferenza Generala Surselva) und die Talschafts-Lehrpersonenvereine Val Poschiavo und Bregaglia fehlen die lehrplankompatiblen Lehrmittel für die romanisch- und italienischsprachige Volksschule noch weitgehend.

Gemäss einer Liste mit 80 kantonsinternen Massnahmenvorschlägen zur Sprachenförderung im Kanton Graubünden (Oktober 2020) wird die Frage der Lehrmittelsituation unter Punkt 2.9 und 2.16 ebenfalls aufgegriffen.

Für die Unterzeichnenden stellen sich in diesem Zusammenhang folgende Fragen:

  1. Wie sieht der aktuelle Zeitplan für die Bereitstellung von lehrplankompatiblen Lehrmitteln für alle Unterrichtsfächer für die romanisch- und italienischsprachige Volksschule aus?
  2. Welches sind die spezifischen Herausforderungen für die Bereitstellung der notwendigen Lehrmittel in romanischer und italienischer Sprache?
  3. Wie gedenkt die Regierung allfällige Herausforderungen zeitnah zu meistern (z. B. Digitalisierung)?

Chur, 3. September 2022

Atanes, Zanetti (Sent), Censi, Bachmann, Bardill, Baselgia-Brunner, Beeli, Berther, Biert, Bischof, Bleuler-Jenny, Brandenburger, Brunold, Cahenzli-Philipp (Untervaz), Crameri (Surava), Crameri (Igis), Degiacomi, Della Cà, Dietrich, Epp, Furger, Gartmann-Albin, Hoch, Hofmann, Jochum, Kaiser, Kreiliger, Lamprecht, Lehner, Luzio, Mazzetta, Menghini-Inauen, Michael (Castasegna), Nicolay, Preisig, Righetti, Rusch Nigg, Rutishauser, Saratz Cazin, Sgier, Spagnolatti, Tanner, Walser, Wilhelm, Zanetti (Landquart)

Antwort der Regierung

In vorliegender Anfrage wird ausgeführt, dass die lehrplankompatiblen Lehrmittel für die romanisch- und italienischsprachige Volksschule weitgehend fehlen würden. Hiezu ist festzuhalten, dass sich die Lehrmittelsituation für die romanisch- und italienischsprachigen Volksschulen durch die Einführung des LP21 GR in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hat. Dies trotz der Rückkehr zur Lehrmittelproduktion in den romanischen Idiomen und der Einführung von neuen Fächern wie Medien und Informatik auf der Primarstufe oder zusätzlichen Schwerpunkten im Bereich Naturwissenschaften. Die Lehrmittelproduktion für die sechs romanischen Varianten sowie für Italienisch konzentriert sich seit jeher auf Fächer mit hohen Stundendotationen, in welchen für den Unterricht Materialien für die Schülerinnen und Schüler (SuS) vorliegen müssen. Für die meisten Lektionen, in welchen SuS in Romanisch- und Italienischbünden auf Unterlagen in ihrer Schulsprache angewiesen sind, liegen die nötigen Lehrmittel vor. Demgegenüber sind Unterrichtsmaterialien auf der Kindergartenstufe in erster Linie für die Lehrperson gedacht, weshalb in diesem Bereich keine Lehrmittel übersetzt werden. Dasselbe gilt für den Unterricht in den Fächern Bildnerisches Gestalten sowie Textiles und Technisches Gestalten oder Bewegung und Sport. Im 2. Zyklus sind beispielweise für die 5. und 6. Klasse in Romanischbünden die Fächer Schulsprache Romanisch, Englisch, Deutsch, Mathematik sowie Medien und Informatik komplett sowie Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG) in fünf von zwölf Kompetenzbereichen abgedeckt. Dies entspricht rund 20 von total 32 Wochenlektionen Unterricht. Für weitere sieben Lektionen (Bildnerisches sowie Textiles und Technisches Gestalten, Bewegung und Sport) sind Unterrichtsmaterialien für SuS nicht prioritär. Lücken bestehen im Lehrmittelangebot noch für den Unterricht im Fach Musik sowie für die restlichen Kompetenzbereiche im Bereich NMG, also für total 5 von 32 Lektionen. Für die Schulsprache Italienisch sowie jeweils für den 1. und 3. Zyklus präsentiert sich die Situation vergleichbar.

Zu Frage 1: Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass für die Schulsprache Italienisch ab Sommer 2023 eine spezifisch für diese Sprachregion erarbeitete Lehrmittelreihe für den Sprachunterricht von der 1. bis zur 9. Klasse erscheint. Parallel dazu werden die Sprach- und Mathematiklehrmittel sowie das Lehrmittel für den Unterricht in Natur und Technik in Surmiran produziert. Die Arbeiten an den Lehrmitteln für Natur und Technik sowie Medien und Informatik in Italienisch für die Sekundarstufe I werden im Sommer 2023 abgeschlossen. Ein Konzept für die fehlenden NMG-Themen auf der Primarstufe für alle acht Schulsprachen ist in Erarbeitung. Ab Anfang 2023 wird für die 5./6. Klasse eine Broschüre zur Schweizer Geografie in allen Schulsprachen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig erscheint die neue Bündner Schulkarte. Im Weiteren sind in den kommenden Jahren ein Musik-Lehrmittel für Romanisch und Italienisch, eine neue italienische Ausgabe des Lehrmittels Tiptopf sowie die Überarbeitung des Englisch-Lehrmittels vorgesehen.

Zu Frage 2: In der Regel werden Lehrmittel für Graubünden auf der Grundlage eines vorhandenen Lehrmittels oder Konzepts eines Schweizer Verlags erarbeitet. Dies setzt voraus, dass dieser Verlag dem Kanton Graubünden Übersetzungen eines vorhandenen Lehrwerks erlaubt und für die digitalen Elemente Unterstützung gewährt. Die Lehrmittel müssen so konzipiert sein, dass sie mit vertretbarem Aufwand in die sieben weiteren Sprachen übertragen werden können. Meist sind digitale und analoge Lehrmittelteile kombiniert. Hier bereiten vor allem die digitalen Elemente, die oft in einem proprietären System entstehen und dabei nicht mit dem Gedanken an eine mögliche Übersetzung konzipiert wurden, Schwierigkeiten. Daneben ist die Rekrutierung von Übersetzern/Übersetzerinnen und Lektoren/Lektorinnen eine Herausforderung, weshalb nicht beliebig viele Projekte parallel realisiert werden können.

Zu Frage 3: Wie oben erwähnt, werden oft Lehrmittel aus anderen Verlagen übernommen. Dabei wird jeweils geprüft, welche Teile für Graubünden in welcher Form übernommen werden. Es wird darauf geachtet, dass auch für die SuS in Romanisch- und Italienischbünden – wo didaktisch sinnvoll – digitale Lehrmittelteile zur Verfügung stehen, um die nötigen Kompetenzen zu erlernen.

13. Oktober 2022