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Session: 15.06.2023

Am vergangenen 31. Mai habe ich aus der Presse erfahren, dass der italienischsprachige Oberstleutnant Gianfranco Albertini die Kantonspolizei per Ende des laufenden Jahres verlassen wird.

Bevor Albertini im Jahr 2019 seine Funktion als Vizekommandant angetreten hat, war er 22 Jahre lang Chef der Kriminalpolizei. Er wird dem Kanton bis Ende dieses Jahres zur Verfügung stehen. Während dieser Zeit wird er sich kantonsübergreifenden Projekten sowie der italienischsprachigen Publikation des Kommentars zum Bündner Polizeigesetz widmen.

Bisher wurde beim Kommando stets auf eine Vertretung der kulturellen und sprachlichen Minderheiten (Romanisch und Italienisch) geachtet.

Gestützt auf die obigen Ausführungen stellen die Unterzeichnenden folgende Fragen an die Regierung:

  1. Ist der Regierung bekannt, dass der scheidende Offizier der einzige Vertreter der italienischen Sprache beim Kommando ist?
  2. Beabsichtigt die Regierung an dieser Vertretung festzuhalten? Wie gedenkt sie beim Ersatz vorzugehen?
  3. Ist der Regierung bekannt, dass es aktuell nicht in jedem italienischsprachigen Stützpunkt einen Offizier mit italienischer Muttersprache gibt? Wie gedenkt die Regierung, diese Lücke zu füllen?

Klosters, 15. Juni 2023

Furger, Michael (Castasegna), Atanes, Altmann, Bachmann, Bardill, Baselgia, Beeli, Bergamin, Berther, Bettinaglio, Biert, Binkert, Bisculm Jörg, Brunold, Censi, Crameri, Degiacomi, Della Cà, Derungs, Dietrich, Epp, Föhn, Gansner, Heini, Hoch, Hohl, Jochum, Kohler, Luzio, Maissen, Mani, Mazzetta, Menghini-Inauen, Metzger, Michael Beni (Donat), Müller, Righetti, Rusch Nigg, Said Bucher, Saratz Cazin, Spagnolatti, Stiffler, Ulber, von Tscharner, Wieland, Zanetti (Sent)

Antwort der Regierung

Das Regierungsziel 5 im Regierungsprogramm 2021-2024 (Botschaft der Regierung Heft Nr. 8/2019-2020) beinhaltet, die kantonale Sprachenvielfalt als Chance zu nutzen und zu fördern. Die rätoromanische und italienische Sprache und Kultur im Kanton Graubünden sollen langfristig erhalten werden. Die Regierung hat durch die Schaffung einer Koordinationsstelle «Mehrsprachige Verwaltung» eine Institution aufgebaut, damit durch konkrete Massnahmen mehr Präsenz der Mehrsprachigkeit in der Verwaltung erreicht werden kann (vgl. Botschaft der Regierung an den Grossen Rat, Heft Nr. 8/2019 – 2020, S. 454, Entwicklungsschwerpunkt 5.1).

Zu Frage 1: Die Kantonspolizei zeigt gesamthaft eine Sprachenverteilung wie sie im Kanton Graubünden ausgewiesen ist (Sprachsituation im Kanton Graubünden [10% Italienisch, 15% Rätoromanisch]). Bei der Kantonspolizei arbeiten zurzeit 518 Personen (Stand 31. Juli 2023). Davon sind 50 italienischer (9.6%), 82 rätoromanischer (15%) und 412 deutscher Muttersprache. Mehrere Personen von diesen 518 geben mehr als eine Sprache als Muttersprache an.

Von den 22 Offizieren (inkl. 3 Zivilangestellten auf dieser Stufe) sind 0 italienischer, 1 romanischer, 3 rätoromanischer/deutscher und 18 deutscher Muttersprache. Von diesen 22 Offizieren sprechen zudem 18 Personen sowohl italienisch wie deutsch und 6 Personen sind dreisprachig.

Von den 9 Mitgliedern des Polizeiführungsstabs (Geschäftsleitung) sind 0 italienischer, 2 rätoromanischer und 7 deutscher Muttersprache. In der Geschäftsleitung sprechen 7 Personen sowohl italienisch wie deutsch und 6 Personen sind dreisprachig.

Die Kantonspolizei sucht jedes Jahr gezielt auch Aspirantinnen und Aspiranten italienischer Muttersprache, was sich leider als sehr schwierig erweist, obwohl es heute möglich ist, die Grundausbildung im Kanton Tessin zu absolvieren.

Zu Frage 2: Durch die Vereinigung von zwei Abteilungen zur neu gebildeten Kommando- und Verkehrsabteilung per 1. Juli 2023 wurde die Abteilungsleitung Major Aluis Candinas übertragen. Er ist rätoromanischer Muttersprache.

Zu Frage 3: Die Anliegen der Italianità sind der Regierung sehr wichtig. Bei der Wahl von Offizieren in der Regionenpolizei werden in den Regionen Engiadina (mit den Südtälern) und Rhein-Moesa Kriterien wie die Integration in den italienischsprachigen Gebieten, der Wohnort und die italienischen Sprachkompetenzen ebenfalls gewichtet.

Abschliessend kann festgehalten werden, dass die Regierung sich der Problematik bewusst und bestrebt ist, die Situation im Rahmen des Möglichen laufend zu verbessern. Die Sicherstellung der Sprachkompetenz in der Verwaltung insgesamt, aber auch in der Kantonspolizei, wird von der Regierung grosses Gewicht beigemessen. Die Rekrutierung von Mitarbeitenden mit entsprechenden Sprachkenntnissen bleibt aber eine Herausforderung. 

31. August 2023