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Session: 15.06.2023

Wasser ist elementar für Mensch, Natur und Wirtschaft. Das Vorhandensein von Wasser wurde bisher oft als selbstverständlich betrachtet. Der fortschreitende Klimawandel sowie sozioökonomische Faktoren wie Bevölkerungswachstum, Bautätigkeit, Siedlungsdruck, Energiegewinnung oder der steigende Bewässerungsbedarf erhöhen auch im Kanton Graubünden den Druck auf diese Ressource. Trockenperioden und Wasserknappheit werden in Zukunft häufiger auftreten.

Aus diesen Gründen beauftragen die Unterzeichnenden die Regierung, mit einem Bericht aufzuzeigen, welche Gebiete des Kantons Graubünden von allfälliger Wasserknappheit besonders betroffen sind und welche Massnahmen im Hinblick auf zukünftige Trockenperioden gegebenenfalls zu treffen sind. Dabei sind die Bedürfnisse der öffentlichen Trink-, Brauch- und Löschwasserversorgung, des Tourismus, der Land- und Forstwirtschaft sowie der wasserabhängigen Ökosysteme zu berücksichtigen. Dazu gehören auch Lösungsansätze zum Nutzungskonflikt zwischen Landwirtschaft und Oberflächengewässer. Ebenfalls sind Möglichkeiten für die Speicherung von Wasser aufzuzeigen.

Klosters, 15. Juni 2023

Kappeler, Altmann, Roffler, Bachmann, Bardill, Baselgia, Bavier, Berther, Berweger, Biert, Bischof, Bleuler-Jenny, Brandenburger, Butzerin, Cahenzli-Philipp (Untervaz), Censi, Cola Casaulta, Cortesi, Danuser (Chur), Degiacomi, Della Cà, Dietrich, Epp, Furger, Gartmann-Albin, Hartmann, Hoch, Hohl, Holzinger-Loretz, Kaiser, Kienz, Kocher, Mazzetta, Menghini-Inauen, Oesch, Perl, Pfäffli, Preisig, Rageth, Righetti, Rüegg, Rusch Nigg, Saratz Cazin, Schutz, Stiffler, von Ballmoos, Walser, Wieland, Wilhelm

Antwort der Regierung

Die Regierung beurteilt die Ausgangslage und die künftigen Herausforderungen bei der Ressource Wasser ähnlich wie im Auftrag dargestellt. In einzelnen Bereichen wurden bereits Vorkehrungen getroffen, um den künftigen Herausforderungen besser begegnen zu können. So wurde zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung in Not- und Mangellagen von der Regierung 2016 ein Konzept genehmigt, welches auch im Gesetz über den Bevölkerungsschutz des Kantons Graubünden (Bevölkerungsschutzgesetz, BSG; BR 630.000) und in der Verordnung zum Bevölkerungsschutzgesetz (VOzBSG; BR 630.010) verankert ist. Dieses hat zum Ziel, dass die grösseren und mittleren Wasserversorgungen in der Lage sind, die Risiken für die Wasserversorgung mit einem vom Amt für Natur und Umwelt (ANU) zur Verfügung gestellten Tool selber zu identifizieren und die nötigen Massnahmen rechtzeitig zu treffen. Dieses Tool greift auf sämtliche relevanten digitalen Grundlagen zu. Damit kann aus heutiger Sicht sichergestellt werden, dass die mittleren und grossen Trinkwasserversorgungen bei einer schweren Mangellage oder bei Störungen inkl. Trockenheit die geforderten, gegenüber dem Normalverbrauch reduzierten Wassermengen für die Bevölkerung bereitgestellt werden können. Um bei Trockenheit oder anderen Gefahren die Versorgung in den Gebieten kleiner Wasserversorgungen aufrecht erhalten zu können, wurden zudem Transportbehälter, Leitungsmaterial, Übergangsstücke und sogar Wasseraufbereitungsanlagen beschafft. Dieses Material wird im Ereignisfall vom Pikettdienst des ANU zusammen mit den Feuerwehren und dem Zivilschutz eingesetzt. Dieses Konzept geniesst über Graubünden hinaus breite Anerkennung. Auch in anderen Bereichen wie z. B. der Löschwasserbereitstellung oder der Energieproduktion sind entsprechende Vorkehrungen getroffen worden, um die Leistungen auch in Phasen extremer Trockenheit erbringen zu können. Aufgrund des Trends zu längeren Trockenperioden wird einerseits ein zunehmender Bedarf an Wasser für Bewässerungen von Acker- und Spezialkulturen aber auch von Wiesen in der Landwirtschaft erwartet. Auf der anderen Seite haben die längeren Trockenperioden zur Folge, dass Quellen, deren Schüttung stark von Niederschlägen abhängig sind, weniger Wasser liefern oder sogar zeitweise versiegen. Auch Oberflächengewässer könnten zumindest abschnittsweise vermehrt trockenfallen. Vor diesem Hintergrund kommt dem Wassermanagement im Allgemeinen und der Wassergewinnung aus dem Talgrundwasser sowie der Wasserverteilung im Speziellen künftig eine zunehmende Bedeutung zu. Die Grundwasserressourcen für die Trinkwassernutzung langfristig zu sichern, wird immer wichtiger, aber angesichts der drohenden qualitativen Beeinträchtigungen durch Spurenstoffe, Pestizide und z. B. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) immer anspruchsvoller, was bereits Anpassungen im Vollzug des Grundwasserschutzes erforderlich machte. Was es nun angesichts der durch den Klimawandel bedingten Veränderungen, wie im Vorstoss dargelegt, braucht, sind über die verschiedenen Wassernutzungsarten hinausgehende Situationsanalysen, Konzepte und Lösungsansätze, wahrscheinlich auch mit Priorisierungen. Es kann sein, dass die künftigen Herausforderungen verlangen, dass Wasserprobleme koordiniert über Einzugsgebiete und eben nicht nur kommunal behandelt und Wasserspeicher künftig vermehrt multifunktional genutzt werden müssen, was z. B. im Südtirol bereits der Fall ist. In der Klimastrategie Graubünden ist die Koordination und Optimierung der Ansprüche an das Wasser bei zunehmender Sommertrockenheit als eines der Handlungsgebiete der Klimaanpassung definiert. Die Regierung hat zur Bearbeitung dieser Thematik in der Biodiversitätsstrategie Graubünden (BDS GR) eine konkrete Massnahme vorgesehen, die sich in einem multilateralen Ansatz dem Thema integrales Wassermanagement widmet. Weiter beabsichtigt die Regierung, einen Entwicklungsschwerpunkt mit dem Titel «Wasserstrategie» ins kommende Regierungsprogramm 2025–2028 aufzunehmen.

Aufgrund dieser Ausführungen beantragt die Regierung dem Grossen Rat, den vorliegenden Auftrag zu überweisen.

17. August 2023