Zur Monatshälfte im September brache ein Kaltlufteinbruch und eine Nordstaulage Schnee bis in mittlere Lagen im Kanton Graubünden. Bergsportaktivitäten, Biken und Wandern war in den Bergen vorübergehend kaum mehr möglich, oberhalb von 2000 Metern blieb der Schnee in der Folge auch hartnäckig liegen. Die Bündner Hotelbetriebe spürten, dass wohl insbesondere spontante Wochenendbuchungen von Schweizer Gästen im weiteren Monatsverlauf ausblieben. Unter dem Strich verbuchten die Bündner Hotel- und Kurbetriebe schliesslich über 10 % weniger Logiernächte bei den Schweizern als im Vorjahr, im 5-Jahresvergleich waren es sogar über 16 % weniger Logiernächte von inlädischen Gästen.
Die Wachstumsraten aus den Fernmärkten, namentlich den USA, Brasilien, Japan und den Golfstaaten, sowie einzelner Länder auf dem europäischen Festland wirkten dem markanten Minus im inländischen Markt entgegen. Schweizweit verbuchte lediglich die «Fribourg Region» einen stärken Rückgang im Vergleich zum Vorjahr als Graubünden. Die weiteren klassischen Bergtourismusregionen notierten bei der Entwicklung der Schweizer Gäste ein noch deutlicheres Minus als Graubünden, blicken aber in der Summe und dank dem höheren Anteil der wachstumsstärkeren Fernmärkte im Gästemix auf ein weniger grosses Minus als die Bündner Beherbergungsbetriebe bei den Logiernächten im September zurück.
Ein ähnliches Muster zeichnet sich bei der Gegenüberstellung der Bündner Tourismusdestinationen ab. Die kleineren Destinationen, sowie die stärker auf den Schweizer «Outdoor» Gast ausgerichteten Destinationen verbuchten einen höheren Rückgang. Die Bündner Herrschaft, das Misox und das Val Surses konnten gar leicht zulegen.
Prognosen für den Bündner und Schweizer Tourismus
Verschiedene makroökonomische Entwicklungen in der Schweiz und im Ausland tangieren auch die mittelfristige Entwicklung des Bündner Tourismus. Die Konsumfreudigkeit und inflationsbedingten Kaufkraftunterschiede, beispielsweise in der Euro-Zone, haben einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der unterschiedlichen Märkte. In der Summe zeigen die Prognosen, welche BAK Economics im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) erarbeitet eine positive Entwicklung für den Bündner Tourismus auf. Für die anstehende Wintersaison wird ein Wachstum von 1,7 Prozent, notabene im Vergleich zu einem sehr erfreulichen Vorjahreswinter prognostiziert. In Zahlen ausgedrückt heisst dies, dass die Prognosen von rund 3 Mio. Logiernächten in der Wintersaison 2024/25 in Graubünden ausgehen. Für die darauffolgende Sommersaison wird für den Kanton Graubünden gar ein sattes Plus von 3 Prozent im Vorjahresvergleich prognostiziert.
Die guten Aussichten für den Bündner Tourismus sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Positiv beeinflusst wird die Nachfrage insbesondere durch das erwartete Plus bei den Schweizer Gästen. Dieses für Graubünden anteilsmässig wichtige Gästesegment sorgt auch weiterhin für eine gute Entwicklung bei den nominalen Gästefrequenzen. Dazu kommt, im Sommer stärker als im Winter, das Wachstum aus den Fernmärkten, allen voran den USA. Zusätzlich prognostiziert wird ein weiterhin zögerliches Wachstum bei den Gästen aus China. Die Zahl der chinesischen Logiernächte liegt aber in absoluten Werten ausgedrückt und schweizweit nach wie vor rund 30 % unter den Stand von 2019. Grund dafür ist, dass sich die Reisepräferenzen der Chinesen seit der Pandemie offenbar verändert haben. Reisen im chinesischen Inland werden gegenwärtig von der Regierung gefördert und demnach auch bedeutend stärker nachgefragt. Auf dem japanischen Markt sorgen der schwache Wechselkurs und die demografische Entwicklung für eine tiefere Nachfrage nach Ferien in der Schweiz.
In den Prognosen zum Schweizer Tourismus abnehmend ist ausserdem auch die erwartete Nachfrage der Gäste aus Deutschland und Italien, dieser Faktor ist auch für die Entwicklung der Bündner Logiernächte von entscheidender Bedeutung. Im Bericht von BAK Economics werden als Gründe dafür der inflationsbedingte Kaufkraftverlust, aber auch die schlechtere Konsumentenstimmung in der Euro-Zone aufgeführt. Unter den gewichtigsten Herkunftsländern für den Schweizer Tourismus und innerhalb von Europa soll einzig die Nachfrage aus Frankreich künftig zunehmen.
Datenblatt Beherbergungsstatistik: Monatsdaten August
Weitere Daten: Beherbergungsstatistik (gr.ch)