Die administrativen Grenzen innerhalb Graubündens haben sich in den letzten Jahren stetig verändert. Einerseits wurden mit der Gebietsreform die früheren Verwaltungseinheiten in die heutigen Bündner Regionen überführt. Andererseits hat sich der Gemeindebestand im Zeitraum seit 2007 von 206 auf heute 101 Gemeinden reduziert. Mit dem fortschreitenden räumlichen Wandel verlieren die statistischen Produkte zunehmend an geografischer Präzision und Vergleichbarkeit über den längeren Betrachtungszeitraum. Mit der Einführung der neuen «Raumbezogenen statistischen Grundeinheiten (USPAT)» kann dem Bedürfnis nach kleinräumigen und zeitlich stabilen Statistikprodukten begegnet werden. Für Graubünden werden neu und ergänzend zu den Gemeinde- und Regionsgebieten 203 Grundeinheiten der ersten Stufe (USPAT 1), sowie 21 grössere Einheiten der zweiten Stufe (USPAT 2) für die statistische Analyse geschaffen.
Wie viele Personen leben in Peist, wie viele Kinder im Schulalter wohnen in Cunter, wie hoch ist der Jugendquotient in Müstair? Wie viele Gebäude hat es in San Bernardino, wie viele Betriebsstätten gibt es in Sent und wie hoch ist die Arbeitsplatzdichte auf dem Industriepark Vial in Domat/Ems? Diese Fragen können heute nicht auf Anhieb beantwortet werden. Um an diese Erkenntnisse zu gelangen müssten die Einzeldaten aus verschiedenen Erhebungen speziell ausgewertet, zusammengetragen und mittels einer behelfsmässigen Identifikation (Postleitzahl oder Ortschaft), aggregiert werden. Mit der abnehmenden Anzahl Gemeinden in Graubünden hat das Bedürfnis nach kleinräumigen Auswertungen der Statistik stetig zugenommen. Die neu geschaffenen Grundeinheiten basieren auf einer schweizweit einheitlichen Definition bezüglich derer Mindestgrösse, verkehrstechnischer Erschliessung und physischer Distanz nur nächstgelegenen Siedlung. Die Vergleichbarkeit der Grundeinheiten zueinander ist somit weitaus grösser als beispielsweise die heutige Gegenüberstellung von Zahlen auf Ebene der politischen Gemeinden. In ländlichen Gemeinden wurde für jede Ortschaft und Fraktion mit mehr als 250 Einwohnerinnen und Einwohner eine separate Grundeinheit USPAT 1 geschaffen. In urbanen Gebieten mit höherer Siedlungsdichte wurde das Stadtgebiet in USPAT 1 Einheiten von rund 7'500 bis 15'000 Einwohnerinnen und Einwohner unterteilt. Die Grundlage für die Einteilung bildeten dabei der Hektarraster für Bevölkerung, Unternehmen und Arbeitsplätze sowie Wohnungen. Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat aufgrund verschiedener Schwellenwerte eine standardisierte Methode entwickelt, mit der die Orte, die Gegenstand einer Raumeinheit sein sollen, auf dem gesamten Territorium ermittelt werden können. Die Perimeter wurden dann auf der Grundlage bestehender Grenzen (ehemalige Gemeinden, Postleitzahlen, ...) festgelegt. Für urbane Gebiete mit mehr als 15'000 Einwohnern wurde eine Methode zur Gruppierung kleiner räumlicher Einheiten unter räumlichen Zwängen verwendet, um eine standardisierte Abgrenzung zu erhalten. Schliesslich wies das BFS in engem Austausch mit der kantonalen Statistikstelle in Graubünden jeder dieser Einheiten einen Namen zu, der auf der Namensgebung von Ortschaften oder Stadtquartieren basierte. Künftig können also die registerbasierten Erhebungen (Bevölkerungsstatistik, Statistik der Unternehmensstruktur, Gebäude- und Wohnungsstatistik, …) für die neu geschaffenen 203 Grundeinheiten USPAT 1 in Graubünden publiziert werden.
Graubünden mit den 203 «Raumbezogenen statistischen Grundeinheiten» der ersten Stufe (USPAT 1)
Zusätzlich zu den kleinräumigen USPAT 1 wurde mit den USPAT 2 eine weitere, grossräumigere Analyseeinheit mit jeweils einer Bevölkerungszahl von rund 10'000 Einwohnern erstellt. Diese Grundeinheiten der zweiten Stufe dienen dazu, die Ergebnisse aus der stichprobenbasierten Strukturerhebung auf schweizweit einheitlichen Analyseeinheiten publizieren zu können. Für die Zeichnung der USPAT 2 werden Gemeinde- und Quartiergruppierungen vorgenommen. Für Graubünden ausserdem von Relevanz ist das Respektieren der Regionsgrenzen bei der Einteilung der Gemeinden in die neuen USPAT 2. Diese Praxis erlaubt es somit die bevölkerungsreicheren der elf Bündner Regionen in weitere Teilgebiete zu unterteilen und für diese neuen 21 Grundeinheiten die Ergebnisse zu verschiedenen Themen der Strukturerhebung separat zu publizieren. Künftig wird es also möglich sein, Daten zu den Themen Sprache, Religion, Erwerbstätigkeit, Mobilität, usw. für 21 USPAT der zweiten Stufe in Graubünden auszuweisen.
Graubünden mit den 21 «Raumbezogenen statistischen Grundeinheiten» der zweiten Stufe (USPAT 2)
Die neu geschaffenen statistischen Einheiten der ersten und zweiten Stufe respektieren somit stets und geschlossen die Grenzen der Bündner Gemeinden und der Regionen. Die Daten der jeweiligen USPAT 1 können durch Aggregation zu Gemeindedaten zusammengezogen werden, diejenigen der USPAT 2 können jeweils auf die Regionen aufsummiert werden. Die neuen statistischen Grundeinheiten bilden fortan und ergänzend zu den Gemeinde- und Regionsgebieten den Standard für die Publikationen der Statistik. Um die Vergleichbarkeit und Verknüpfung verschiedener Statistiken in Graubünden zu vereinfachen, wird künftig auf Publikationen und Einteilungen, welche die politischen Grenzen der Gemeinden und Regionen, respektive diejenigen der USPAT 1 und 2, nicht respektieren weitgehend verzichtet (bspw. Postleitzahlgebiete).
Die neue Praxis bietet den verschiedenen Leistungsträgern und interessierten Kreisen in den Gemeinden und Regionen einen entscheidenden Mehrwert, fortan haben sie nämlich die Möglichkeit lokale Entwicklungen faktenbasiert zu betrachten, was insbesondere in grossflächigen Gemeinden und weitläufigen Fusionsgemeinden von Interesse und Relevanz ist.
Folgende Tabellen bieten eine Übersicht über die Gliederungsstruktur der USPAT 1 und USPAT 2 in Graubünden und zeigen erste, ausgewählte statistische Auswertungen zur Bevölkerungs- Unternehmens-, Gebäude- und Wohnungsstatistik auf Basis der «Raumbezogenen statistischen Grundeinheiten»:
Bilddateien als Download:
Der detaillierte Methodenbericht und zusätzliche Dokumente für die gesamte Schweiz können auf folgender Seite des Bundesamts für Statistik eingesehen werden:
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/querschnittsthemen/raeumliche-analysen/raeumliche-gliederungen/uspat.html