Regierungsmitglieder aus Südtirol, Tirol, Graubünden und der Lombardei haben sich in Graun darauf verständigt, die grenzüberschreitende Mobilität, insbesondere den Schienenverkehr, zu verbessern.
Schon ab kommendem November wollen Südtirol, Tirol, Graubünden und die Lombardei erste Schritte zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Mobilität und für eine Bahnverbindung in der sogenannten Terra Raetica setzen, dem Dreiländereck zwischen Italien, Österreich und der Schweiz. Darauf haben sich die Landeshauptleute, Präsidenten und Regierungsvizepräsidenten sowie die Mobilitätsreferenten der vier Alpenregionen am heutigen Nachmittag (11. September) bei einem Gipfeltreffen in Graun am Reschensee verständigt.
Jeder der vier Regierungschefs unterzeichnete heute in Graun eine Absichtserklärung zur „Verbesserung der grenzüberschreitenden Mobilität in der Terra Raetica, insbesondere im Bereich des öffentlichen Schienenverkehrs“. Als erster Schritt sollen die Projektdimension - samt Zielenetz und Transportprogramm - sowie mögliche Ausbauten oder neu zu schaffenden Verkehrsverbindungen definiert werden. Die vier Länder wollen laut Absichtserklärungen ihre Maßnahmen für ein integriertes Mobilitätssystem aufeinander abstimmen. Angestrebt wird die Schaffung eines attraktiven Alpenbahnkreuzes und die Anbindung an das internationale Schienennetz. Diese zielt auf die Verringerung des alpenquerenden Verkehrs und damit auf die Umweltbelastung ab, was wiederum eine touristische Aufwertung mit sich bringt.
„Wir möchten das Zusammenwachsen des Dreiländerecks zwischen Österreich, Schweiz und Italien vorantreiben und damit die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung dieses alpinen Grenzraumes vorantreiben“, betont Südtirols Landeshauptmann. Dabei spiele die grenzüberschreitende Mobilität eine wichtige Rolle. Diese solle nach ökologischen und nachhaltigen Kriterien insbesondere im Bereich des öffentlichen Schienenverkehrs verbessert und gestärkt werden.
Südtirols Mobilitätslandesrat zeigt sich erfreut über die Übereinkunft für eine bessere öffentliche Mobilität im rätischen Dreieck. „Mobilität hat auch den Zweck, Menschen zu verbinden. Der Konkretisierung der Zusammenarbeit mit den Nachbarregionen im Oberen Vinschgau ist ein wichtiger Schritt hin, um der Vision einer Eisenbahnverbindung wiederum näher zu kommen.“
„Heute legen wir den Grundstein für eine intensive Zusammenarbeit und Zukunftsvision, ein Schienen-Alpenkreuz zwischen Österreich, Italien und der Schweiz. Die Mobilität der Zukunft braucht einen mutigen Ansatz und dieser darf nicht an den Ländergrenzen Halt machen“, sagt Tirols Landeshauptmann. „Wir wollen auch ein Vorbild im Alpenraum werden und durch diese Initiative gemeinsam an einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Entwicklung arbeiten.“
„Grenzenlos mobil – und das autofrei: Dafür arbeiten wir in der Terra Raetica seit Jahren. Nach verbesserten Busverbindungen peilen wir mit dem Alpenkreuz einen Meilenstein der nachhaltigsten Mobilitätsform, nämlich jener auf der Schiene, zur Entlastung von Mensch, Natur und Infrastruktur in den vier Regionen an“, erklärt die Tiroler Verkehrslandesrätin und Landeshauptmannstellvertreterin.
Der Präsident der Region Lombardei hebt hervor, dass sich die Absichtserklärung Teil und Beweis der guten Zusammenarbeit und der gefestigten Beziehungen zwischen den vier Alpenregionen seien, welche auf die "Verbesserung der grenzüberschreitenden Mobilität und der Aufwertung der betroffenen Gebiete, auch im touristischen Sinne", abzielten.
Die Verwirklichung von Infrastruktur im Hinblick auf eine immer nachhaltige Mobilität ist laut der lombardischen Verkehrsassessorin hingegen ein zentrales Thema auf der Agenda ihrer Region. Es gelte "neue Wege zu finden, um unsere durch die Alpenregionen zu verbinden, damit die lokale Wirtschaft und den Tourismus zu fördern."
Gemäss dem Bündner Regierungsvizepräsidenten Mario Cavigelli wird mit der Umsetzung der Absicht eine wertvolle Plattform geschaffen, um sich über die Bedürfnisse und Entwicklungen im öffentlichen Verkehr grenzüberschreitend auszutauschen mit dem Ziel, die Transportketten und Umsteigebeziehungen zwischen den verschiedenen ÖV-Systemen der vier Anrainerregionen im Interesse von Bevölkerung und Wirtschaft bestmöglich abzustimmen, und zwar bei der Planung von neuen grossen Verkehrsprojekten ebenso wie bei der Optimierung von kurzfristig umsetzbaren Verkehrsangeboten.
Eine Fachleutegruppe wird mit November 2020 an der Umsetzung des Projekts starten und dabei von einem Lenkungsausschuss aus Regierungsvertretenden der vier Länder begleitet. Sie wird sich dabei an einem Arbeitsprogramm für eine Bahnverbindung Terra Raetica orientieren, auf das sich die vier Länder ebenfalls heute geeinigt haben. So gilt es Korridore und Orte festzulegen, die angebunden werden müssen. Technische Anforderungen sind zu definieren und flankierende Maßnahmen zu planen. Der Vorsitz im Lenkungsausschuss wechselt jährlich von Land zu Land.
Auskunftsperson:
Regierungsrat Mario Cavigelli, Vorsteher Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität, Tel. +41 81 257 36 01, E‑Mail Mario.Cavigelli@diem.gr.ch