Die frisch renovierten Werkstatt-, Ausstellungs- und Büroräume sowie die integrierte Wohnung der Firma Caotec in Brusio erfüllen als erstes Gebäude der Schweiz die Anforderungen einer Doppelzertifizierung für eine Modernisierung nach den beiden Baustandards Minergie-P und Minergie-A 2017.
Heute übergibt Regierungsrat Dr. Mario Cavigelli dem Bauherrn Dario Cao in Brusio die beiden Zertifikate Minergie-P und Minergie-A 2017. Die Bauherrschaft beweist Mut, Neues zu versuchen, insbesondere mit der Kombination verschiedener Haustechnik-Module. Das Energiekonzept wurde von der Churer Firma Fanzun AG entwickelt und umgesetzt. Die Generalplanerin wandelte die 1971 erbaute Liegenschaft in ein modernes Plusenergie-Gewerbegebäude um, das den Ansprüchen an Funktionalität und Repräsentation in jeder Hinsicht gerecht wird. Die integrierte Solartechnologie repräsentiert in idealer Weise das hochstehende Haustechnik-Handwerk der Bauherrschaft für die Nutzung der erneuerbaren Energien.
Neu zählt der gesamte Energiebedarf
Mit der neuen Definition der Minergie-Standards 2017 wird erstmals der gesamte Energieverbrauch eines Gebäudes mit dem vollständigen Elektrizitätsbedarf berücksichtigt. Dadurch wird das Gebäude vom Energiebezieher zum Energieproduzenten. Mit einem Monitoring wird ein optimaler Betrieb des Gebäudes angestrebt.
Fassade und Dach als Kraftwerk
Im Dach integrierte Sonnenkollektoren werden für die Warmwasseraufbereitung und die Heizungsunterstützung eingesetzt. Die an der Fassade angebrachten Hybridmodule erzeugen Wärmeenergie zum Heizen und Vorwärmen von Warmwasser. Bei Bedarf verwendet die Wärmepumpe diese Energiequelle direkt. Wenn kein unmittelbarer Wärmebedarf besteht, wird die gewonnene Energie in einem sogenannten Latentwärmespeicher zwischengelagert. Zu diesem Zweck wurde der alte Öltank mit zehn Kubikmeter Volumen in einen Eisspeicher umgebaut. Durch die Verwendung der im Tank enthaltenen Latentwärme, die beim Phasenübergang von Wasser zu Eis entsteht, kann der Wärmebedarf ganzjährig für die Warmwasserbereitung und Heizung über die Wärmepumpe gedeckt werden.
Dass die Wärme im Haus verbleibt, verdankt das Gebäude der neuen Isolation. Bis zu 32 Zentimeter Wärmedämmung sind auf der ursprünglichen Fassade verlegt. Im Inneren sorgt eine Lüftungsanlage für durchgehend frische Luft. Die verbrauchte Luft wird abgesaugt und überträgt ihre Wärme an die frische Zuluft.
Selbstversorger dank eigener Stromproduktion
Mit einer Leistung von rund 30 Kilowatt-Peak (kWp) produziert die Photovoltaik-Anlage einen grossen Anteil des benötigten Stroms für das Gebäude und die beiden Elektrofahrzeuge des Betriebs. Die insgesamt 200 Quadratmeter grosse Solarpanelfläche bildet gleichzeitig die Dachhaut des Lagergebäudes und ersetzt das klassische Flachdach. Dadurch wird auch das äussere Erscheinungsbild aufgewertet. Mit der fassadenintegrierten Hybridanlage von rund 10 Kilowatt elektrischer Leistung werden die Lithium-Ionen Batterien des Verwaltungstraktes geladen, welcher unabhängig vom Netz als Inselanlage betrieben wird. Um die Unabhängigkeit dieses Gebäudetraktes durchgehend gewährleisten zu können, wurde auch eine Windturbine mit Vertikalrotor und 2 Kilowatt Nennleistung installiert.
Leuchtturm-Projekt
Das Beispiel des Firmengebäudes Caotec zeigt, dass sich Betriebe in der Grösse eines KMU dank technischer Sparmassnahmen und innovativer Stromgewinnung von fossiler Energienutzung auf erneuerbare Energien umstellen lassen. Das Ganze erfolgt erst noch umweltverträglich, nachhaltig und kostengünstig. Mit dieser energetischen Sanierung ist es den Beteiligten gelungen, ein Leuchtturmprojekt zu realisieren und aufzuzeigen, dass die neuen Minergie-Vorgaben umgesetzt werden können. Dieser Ansatz ist wegweisend und lässt sich auf weitere Modernisierungen adaptieren.
Fotobeilagen:
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Auskunftsperson:
Regierungsrat Dr. Mario Cavigelli, Vorsteher Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement Graubünden, Tel. 081 257 36 01, E-Mail
Mario.Cavigelli@bvfd.gr.ch
Gremium: Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement
Quelle: dt Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement