Die Bündnerinnen und Bündner leben erfreulicherweise überdurchschnittlich lange und gesund. Neben einer guten Gesundheitsversorgung leistet der Kanton auch wichtige Präventionsarbeit (z.B. Programm «Bisch fit?», Darmkrebsvorsorge). Dies ist erfreulich, denn damit können viel Leid und hohe Kosten vorsorglich vermieden werden.
Wie verschiedene Medien (z.B. NZZ am Sonntag, 18.1.2020: «Bildung bringt mehr Jahre mit guter Gesundheit») berichteten, hat die Universität Genf kürzlich im Rahmen einer Langzeitstudie1 herausgefunden, dass die Schweizerinnen und Schweizer zwar zunehmend länger leben, jedoch bezüglich Anzahl gesunder Lebensjahre die Schere zwischen den sozialen Schichten aufgeht. Bei Leuten mit hohem Bildungsstand hat sich die gesunde Lebensspanne deutlich verlängert, bei denjenigen mit tiefem Bildungsstand sind seit Jahrzehnten kaum gesunde Lebensjahre dazugekommen. Die Studie zeigt, dass diesbezüglich insbesondere die Gesundheitsvorsorge eine wichtige Rolle spielt. Die gesundheitsförderlichen Verhaltensempfehlungen werden bei sozioökonomisch bessergestellten Personen eher befolgt als bei einkommensschwachen resp. weniger gebildeten Personen. Die Informationen erreichen diese Gruppen nicht oder sie haben zu wenig finanzielle und mentale Ressourcen, sie umzusetzen.
Die Autoren schlagen daher vor, die Informationen und Massnahmen zielgerichteter zu platzieren, damit mehr Wirkung erzielt werden kann. Dies mit dem übergeordneten Ziel vor Augen, dass alle Gesellschaftsschichten langfristig von mehr gesunden Lebensjahren profitieren können.
In diesem Kontext stellen die Unterzeichnenden folgende Fragen:
1. Wie beurteilt die Regierung die Studienergebnisse mit Blick auf den Kanton Graubünden?
2. Was unternimmt die Regierung, um explizit bildungsferne und ärmere Personen bzgl. Gesundheitsvorsorge zu erreichen?
3. Erachtet es die Regierung für notwendig, die Massnahmen in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention bei den unterprivilegierten Teilen der Bevölkerung zu intensivieren?
1 Remund, A., Cullati, S., Sieber, S. et al. Longer and healthier lives for all? Successes and failures of a universal consumer-driven healthcare system, Switzerland, 1990–2014. Int J Public Health 64, 1173–1181 (2019).
Chur, 12. Februar 2020
Caviezel (Chur), Rüegg, Tomaschett-Berther (Trun), Atanes, Baselgia-Brunner, Brandenburger, Cahenzli-Philipp, Caluori, Cantieni, Cavegn, Degiacomi, Deplazes (Chur), Deplazes (Rabius), Derungs, Flütsch (Splügen), Gartmann-Albin, Geisseler, Hofmann, Hohl, Holzinger-Loretz, Horrer, Kappeler, Kienz, Kunfermann, Loi, Maissen, Märchy-Caduff, Müller (Felsberg), Natter, Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Papa, Perl, Preisig, Rettich, Rutishauser, Salis, Thomann-Frank, Thür-Suter, von Ballmoos, Waidacher, Weber, Widmer (Felsberg), Wilhelm, Spadarotto, Stieger