Anlässlich der Junisession 2021 des Grossen Rats wurden mittels der Anfrage Tomaschett (Chur) die zu langen Wartezeiten bei der psychologischen und psychiatrischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen thematisiert.
Die Regierung führt in ihrer schriftlichen Antwort unter anderem aus: «Die deutliche Zunahme der Anmeldungen beziehungsweise Zuweisungen von Kindern und Jugendlichen seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in der Grössenordnung von 20 bis 30 Prozent (genaue Zahlen dazu liegen nicht vor) stellt die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrischen Dienste Graubünden (PDGR) aber auch die selbstständig tätigen Fachpersonen im Bereich der Psychologie, Psychotherapie sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie (FBPPKJ) vor grosse Herausforderungen. […] Um die Wartezeiten im stationären Bereich für Jugendliche zu verkürzen, haben die PDGR beschlossen, bis zur Inbetriebnahme des Neubaus der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der PDGR (voraussichtlich zweites Quartal 2025) eine geschlossene Station mit fünf Betten für Jugendliche im Personalhaus der Klinik Waldhaus zu errichten. […] Der Kanton leistet im laufenden Jahr den PDGR für die gemeinwirtschaftlichen Leistungen einen Beitrag von 3.1 Millionen Franken, davon 1.35 Millionen Franken für die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Regierung ist bereit, eine Erhöhung dieses Beitrags zu prüfen, sollte dieser Betrag zur Deckung der Aufwendungen der PDGR für die notwendigen gemeinwirtschaftlichen Leistungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie nicht ausreichen.»
Laut dem zuständigen Regierungsrat gibt es bereits über 1000 internationale Studien zum Thema COVID-19 und seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Was man dabei sagen könne: «Aus den Ergebnissen, die schon vorliegen, stellt man fest, dass Störungen, Depressionen, Ängste, psychosomatische Erkrankungen, Magersucht und ähnliches vermehrt auftreten im Vergleich zu vor COVID-19-Zeiten.»
Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen bitten die Unterzeichnenden die Regierung um die Beantwortung folgender Fragen:
- Am 13. Dezember 2021 hat die PDGR die neue Jugendstation «P1 AKUT» mit fünf vollstationären Plätzen am Standort der Klinik Waldhaus in Betrieb genommen. Sie soll als Überbrückungsmassnahme bis zur Inbetriebnahme des Neubaus der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie dienen.
Welches Fazit wird nach den ersten Wochen gezogen?
- Wie weit ist die Prüfung der Regierung abgeschlossen, wonach der Betrag zur Deckung der Aufwendungen der PDGR für die notwendigen gemeinwirtschaftlichen Leistungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie allenfalls erhöht werden sollte?
- Geht die Regierung davon aus, dass die kommunizierte kantonale Zukunftsplanung (insbesondere Neubau Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie) ausreicht, um die Wartezeiten zu verkürzen und die best- und schnellstmögliche Therapie zu ermöglichen?
- Die psychischen Probleme der Kinder und Jugendlichen werden nicht auf Knopfdruck anlässlich der sich hoffentlich bald normalisierenden COVID-19-Situation beendet sein. Die Langzeitfolgen werden alle Hilfebietenden weiterhin stark beschäftigen. Hat die Regierung eine damit einhergehende Langzeitstrategie, um die oben genannten Ergebnisse (Störungen, Depressionen, Ängste, psychosomatische Erkrankungen, Magersuche und ähnliches) abzufedern oder ist sie gewillt, eine solche zu erstellen?
- Laut dem zuständigen Regierungsrat zeigt sich, «dass der Stellenmarkt im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie extrem ausgetrocknet ist, und das in der ganzen Schweiz.» Wie sieht die kurz- und mittelfristige Strategie der Regierung diesbezüglich für den Kanton Graubünden aus, respektive verlässt man sich v. a. auf die Umsetzung der Pflegeinitiative seitens des Bundes?
- Ambulante Psychiatrische Pflege sucht die Menschen zu Hause auf, fördert das Verständnis für die eigene Krankheit und sucht mit den Betroffenen Wege, um mit ihren Schwierigkeiten im Alltag umgehen zu können. Die stationären Angebote sind sehr gut ausgelastet oder sogar überlastet. Ist die Regierung bereit, auch ambulante Angebote im nieder- und/oder hochschwelligen Bereich zu prüfen?
Chur, 16. Februar 2022
Widmer (Felsberg), Ruckstuhl, Hardegger, Berther, Bettinaglio, Bondolfi, Brunold, Buchli-Mannhart, Caluori, Casutt-Derungs, Clalüna, Crameri, Danuser, Della Vedova, Deplazes (Rabius), Derungs, Ellemunter, Epp, Florin-Caluori, Föhn, Geisseler, Kohler, Kunfermann, Lamprecht, Loepfe, Maissen, Märchy-Caduff, Michael (Donat), Müller (Susch), Niggli-Mathis (Grüsch), Sax, Schmid, Schneider, Tanner, Tomaschett (Breil), Ulber, Widmer-Spreiter (Chur), Zanetti (Landquart), Bürgi-Büchel, Collenberg, Gujan-Dönier, Heini