Die Option und Vision Porta Alpina bleibt
Graubünden hat vorläufig auf die Realisierung der Porta Alpina verzichtet. Diesen Beschluss hat die Kantonsregierung zusammen mit der Region Surselva und der Gemeinde Tujetsch als Trägerschaft des Projektes am 11. September 2007 gefasst. Die Gründe für die Sistierung des Projektes sind in den technischen, betrieblichen aber insbesondere auch den finanziellen Risiken zu suchen, die für Kanton, Region und Gemeinde ohne gesicherte Beteiligung des Bundes und klare Zusagen seitens der SBB nicht verkraftbar sind. Die Option Porta Alpina soll aber für eine spätere Generation gewahrt bleiben.
Nach eingehender Überprüfung des heutigen Projekt-Standes, der neuen Rahmenbedingungen und der damit veränderten Realisierungschancen ist die Projektträgerschaft zum Schluss gekommen, dass die Weiterführung des ursprünglich im Gleichschritt mit dem Bau des Gotthard-Basistunnels geplanten Projektes Porta Alpina zu einem nicht verkraftbaren Risiko geworden ist. Dieser Schluss ergibt sich einerseits aus dem bereits im Mai 2007 vom Bundesrat aufgeschobenen Finanzierungsentscheid, andererseits aufgrund der anfangs September von den SBB abgegebenen Stellungnahme zu einem möglichen betrieblichen Minimalangebot.
Gründe für den Verzicht
Der Bundesrat hatte bereits im Mai 2007 beschlossen, den Entscheid über den Finanzierungsbeitrag der Porta Alpina bis ins Jahr 2012 hinauszuschieben und das beim Bundesamt für Verkehr (BAV) pendente Plangenehmigungsverfahren zu sistieren. Die Porta Alpina hätte dadurch frühestens drei Jahre nach der Fertigstellung des Gotthard-Basistunnels in Betrieb genommen werden können. Mit dieser zeitlichen Verschiebung entfallen jedoch die vielseitigen Synergien und Kosteneinsparungen einer gleichzeitigen baulichen Realisierung und dies hätte das Projekt unverhältnismässig verteuert.
Eine Vorfinanzierung der anstehenden weiteren Investitionen aus Mitteln des Kantons kommt aus rechtlichen und finanziellen Gründen nicht in Frage, denn die Bündner-Stimmberechtigten haben den bewilligten Kantonskredit von CHF 20 Mio. klar von der finanziellen Beteiligung des Bundes abhängig gemacht.
Von der technischen/baulichen Seite her ist eine spätere Realisierung der Porta Alpina, also erst nach Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels, nach dem heutigen Konzept (Nutzung des bestehenden Schachtes für den Personenlift) nicht mehr machbar. Vielmehr müsste eine neue technische Lösung gesucht werden, welche jedoch mit erheblichen Mehrkosten verbunden ist.
Der bei den SBB in Auftrag gegebene Studienbericht bestätigt zwar, dass ein minimales Angebotskonzept für die Porta Alpina auf Basis des Kernangebots ZEB grundsätzlich ohne Trassenverluste möglich ist. Die Studie kommt aber zum Schluss, dass ein solches Angebotskonzept nicht wirtschaftlich sein könne. Den SBB müssten die jährlichen Kosten für Zusatzzüge in Millionenhöhe abgegolten werden. Dieses zusätzliche finanzielle Risiko aus dem Betrieb ist für die Trägerschaft bzw. die nachmalige Betreibergesellschaft letztlich nicht tragbar.
Dank Vorinvestitionen bleibt Option Porta Alpina gewahrt
Aufgrund all dieser für das Projekt neuen Rahmenbedingungen ist die Porta Alpina für die Trägerschaft im ursprünglich geplanten finanziellen, technischen und betrieblichen Rahmen aus heutiger Sicht nicht mehr realisierbar. Zwar ist damit eine Chance für Region und Kanton und darüber hinaus auch eine einmalige, touristische Attraktion für die ganze Schweiz verpasst. Aber die Vorinvestitionen, wie etwa für die bereits ausgebrochenen Wartehallen, sind nicht verloren. Später, wenn einmal auch gesicherte Erfahrungen im Betrieb des Gotthard-Basistunnels vorhanden sind, kann eine nächste Generation mit einem neuen, vielleicht etwas grosszügigeren Konzept die Vision wieder aufleben lassen. Um mit anderen Schweizer Regionen in Sachen Standortqualität Schritt halten zu können, braucht auch Graubünden recht bald eine bessere Anbindung an die internationalen Verkehrsträger und -ströme.
In der Zwischenzeit werden die Raum- und Regionalentwicklung Gotthard (PREGO) weiter vorangetrieben. Der Name Gotthard hat europaweit eine einzigartige Ausstrahlungskraft. Die vier Gotthard-Kantone Uri, Ticino, Wallis und Graubünden wollen die wirtschaftliche und touristische Entwicklung des Gotthardraumes gemeinsam vorantreiben und haben für die nächsten Jahre konkrete Massnahmen geplant. Die vielfältigen Angebote werden dabei intelligent vernetzt und sollen gemeinsam vermarktet werden - ganz nach dem Vorbild des weltweit bekannten Glacier-Express, wo drei Kantone und zwei Bahngesellschaften seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten.