Die Dendrochronologie (dendron: Baum, chronos: Zeit, logos: Lehre), auch Jahrringdatierung genannt, beschäftigt sich mit der Altersbestimmung von Hölzern in den Disziplinen der Geo- (Klimatologie, Ökologie) und Geisteswissenschaften (Archäologie, Bauforschung, Kunstgeschichte). Die Abfolge von schmalen und breiten Jahrringen eines Baumes ist in erster Linie Ausdruck der von Jahr zu Jahr unterschiedlichen meteorologischen und klimatischen Einflüsse während dessen Wuchszeit. Innerhalb der gleichen geographischen Zone weisen gleichzeitig gewachsene Bäume der gleichen Holzart im Normalfall übereinstimmende oder sehr ähnliche Jahrringmuster auf.
Das 1997 gegründete Labor für Dendrochronologie des Archäologischen Diensts Graubünden verfügt über zahlreiche Lokalkurven verschiedener Holzarten (Eiche, Lärche, Fichte, Weisstanne, Arve) für weite Teile der Schweiz und Mitteleuropas, die bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Das Labor untersucht und datiert hauptsächlich Hölzer aus dem Kanton Graubünden für den Archäologischen Dienst und die Denkmalpflege Graubünden, für externe Institutionen und für Private. Die laborinternen Jahrringkurven stammen von Hölzern aus historischen Wohnhäusern, Kirchen, Burgen, Ausgrabungen, Instrumenten, Gletschervorfeldern, Mooren sowie von lebenden Bäumen. Bei stehenden Gebäuden erfolgt die Probenentnahme mit einem Hohlbohrer (Durchmesser: 1 cm), bei Abbruchobjekten mit der Motorsäge (Balkenabschnitte, Dicke: 2 cm). Bei gut sichtbarem Quer- oder Radialschnitt können die Jahrringe auch fotografisch und damit zerstörungsfrei erfasst werden.
Ob eine dendrochronologische Datierung gelingt, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Weist ein Holz mindestens 50 Jahrringe, einen ungestörten Jahrringwuchs und seine Kurve darüber hinaus eine statistisch und optisch genügend hohe Ähnlichkeit mit den Referenzkurven aus derselben Region auf, kann das Baumalter jahrgenau datiert werden. Ist dabei der letzte gewachsene Jahrring unter der Rinde (sog. Waldkante) vorhanden, kann das Fälljahr und darüber hinaus die Jahreszeit, in der der Baum geschlagen wurde, bestimmt werden. So gelingt es, die Baugeschichte historischer Gebäude und den Zeitpunkt der Fertigung archäologischer Objekte jahrgenau zu ermitteln.
Auftraggeber
Das Dendrolabor ist in erster Linie für den Archäologischen Dienst Graubünden tätig. Im Rahmen von Gebäuderestaurierungen und Abklärungen zur Unterschutzstellung von Bauten nimmt das Labor auch Aufträge zur Altersbestimmung von der Denkmalpflege Graubünden entgegen. Die Dienstleistung kann auch von Privaten genutzt werden, die das Alter ihres Wohnhauses oder eines Holzobjektes gegen Übernahme der Kosten feststellen lassen wollen.
Zusammenarbeit
Das Dendrolabor des Archäologischen Dienstes Graubünden pflegt den Kontakt und Datenaustausch mit verschiedenen Labors in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich.
Kontakt
Monika Oberhänsli