Salouf-Vostga. Ein Mehrstückdepot der Spätbronzezeit.
2022 wurde bei Salouf ein Mehrstückdepot aus der späten Bronzezeit mit beeindruckendem Inhalt entdeckt. Der Fund ist hochinteressant für das Verständnis des Oberhalbsteins als bronzezeitlichen Lebens- und Wirtschaftsraum, er schafft aber auch überregionale Bezüge innerhalb der Zentralalpen und darüber hinaus.
Im Herbst 2022 wurde auf der linken Talseite der Crap Ses-Schlucht (Oberhalbstein) eine Ansammlung bronzezeitlicher Metallgegenstände entdeckt (siehe Medienmitteilung vom 27.06.2023). In einer Grube fanden sich 80 Bronzeobjekte, bzw. Fragmente davon, mit einem Gesamtgewicht von ca. 20 kg. Das Ensemble aus Sicheln, Beilen, Schmuck- und Kleidungsbestandteilen sowie Rohmetallstücken sollte sich als typisches «Depot» herausstellen, d.h. einer bewussten Niederlegung von Gütern. Allgemein entsprechen Zusammensetzung, Zustand und Anordnung der Objekte einem in Europa weitverbreiteten Muster. Wiederum schliesst das Depot von Salouf-Vostga in seiner Erscheinung gut an Exemplare aus dem westlichen Ostalpenraum an.
Der Fund ist insofern ausserordentlich, als dass bronzezeitliche Mehrstückdepots im zentralen Alpenraum verhältnismässig selten auftreten. Das Depot von Salouf-Vostga erweitert das bekannte Inventar der Grossregion also um einen gewichtigen Fall.
Das Depot von Salouf-Vostga ist aber auch von grösstem Interesse weil es vom ADG aufwändig und professionell dokumentiert und ausgegraben wurde, womit zahlreiche wissenschaftlich wertvolle Informationen im Detail festgehalten sind.
Die vertiefte archäologische und materialanalytische Auseinandersetzung mit dem Depotbefund, seinem Inhalt sowie dem weiteren Kontext ermöglicht eine zeitgenössische Perspektive auf die Deponierungspraxis und das Phänomen bronzezeitlicher Depots allgemein einzunehmen. Darüber hinaus verspricht sie einen Schlüsselbeitrag zum Verständnis der Region und seiner gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Bedeutung zu liefern. Dabei muss das Depot im Kontext der Metallproduktion sowie regionaler und überregionaler Netzwerke diskutiert werden, sowie nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der geistigen Vorstellungswelt. Schliesslich stehen Fragen nach dem Motiv für das Vergraben von Objekten (warum?) und den Akteuren (wer?) im Zentrum.
Salouf-Vostga. Das Depot während seiner Freilegung im Oktober 2022. Zu sehen sind zwei Sicheln, ein Beil sowie Gusskuchen. Insgesamt enthält das Depot 80 Objekte aus der Spätbronzezeit.
Weitere Informationen
3D Modelle der Objekte
Artikel zum Fund – Archäologie Schweiz
Kontakte
Ariane Ballmer
Christoph Baur
Leandra Reitmaier-Naef