Rücksicht im Strassenverkehr = Unfallverhütung
Kinder hören, sehen, handeln und verhalten sich anders
Kinder wollen ihre Welt entdecken. Doch in dieser Welt bestimmen die
Erwachsenen die Regeln. Häufig sind Kinder im Strassenverkehr überfordert. Deshalb
sollen Eltern schon frühzeitig mit der Verkehrserziehung beginnen. Je öfter Kinder
Verhaltensnormen im Strassenverkehr erleben, desto sicherer können sie damit
umgehen. Ihre Polizei unterstützt sie mit dem Verkehrsunterricht in Kindergärten,
Schulen oder bei Fahrradtrainings. Unfallverhütung ist nicht einfach Theorie, sondern
sie bedeutet konkreter Schutz der Menschen.
Die polizeiliche Verkehrserziehung insgesamt deckt ein sehr breites Spektrum ab.
Sie beginnt im Kindergarten und endet schliesslich in der Seniorenbetreuung. Der
Unterrichtsstoff wird dem Alter und der Aufnahmefähigkeit der Schülerinnen und Schüler
angepasst. Dabei wird berücksichtigt, dass Kinder bis etwa zum 9. Lebensjahr nur sehr
bedingt für Verkehrsabläufe lernfähig sind. Das hängt damit zusammen, dass sie noch
nicht imstande sind, zum Beispiel die räumliche Herkunft von Geräuschen zu
bestimmen oder gar die Geschwindigkeit eines sich nähernden Fahrzeuges
abzuschätzen. Die Zielrichtung im Kindergarten ist deshalb weniger das Kind, sondern
vielmehr die Eltern. Wenn sich die uniformierten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten
trotzdem recht intensiv mit den "Kleinen" abgeben, so will die Polizei damit
Berührungsängste abbauen, sie will sich bei den Kindern als Uniformträger "zum
Anfassen" vertraut machen.
Eigenverantwortung fördern
Die Verkehrserziehung und -aufklärung dient vorrangig dem Schutz der schwachen
Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, also Kindern und Jugendlichen. Sie hat das
Ziel, dass sich die jugendlichen Verkehrsteilnehmer Kenntnisse und Fähigkeiten
aneignen, die ihre Entscheidungsfähigkeiten und vor allem die Eigenverantwortung
fördern. Verkehrsunterricht beinhaltet aber auch, Schüler aller Altersklassen auf die
Verkehrsregeln aufmerksam zu machen, sie von deren Notwendigkeit zu überzeugen,
damit sie zu sicheren Verkehrsteilnehmern heranwachsen. Die Polizei lässt Eltern und
Kinder auch am 1. Schultag nicht alleine. Sie berät individuell, hilft vor Ort mit den
Erstklässlern laufen und gibt Ratschläge, an welcher Stelle zum Beispiel das
Überqueren der Strasse das geringste Risiko birgt. Die Fahrradausrüstung und das
richtige Verhalten des Velofahrers ist das Hauptthema in der Mittelstufe. Die Schüler
werden auf abgesicherten öffentlichen Strassen auf die schwierigen Situationen im
Alltagsverkehr vorbereitet. Um die verkehrserzieherischen Ziele zu erreichen, sind auch
Bemühungen hinsichtlich Ausbildung, Motivation und Information der Lehrerschaft und
Eltern notwendig. Zum Abschluss des polizeilichen Verkehrsunterrichts in den Schulen
absolvieren die Radfahrer eine theoretische und praktische Prüfung.
Die Vorbildfunktion der Erwachsenen
Verkehrserziehung findet nicht nur auf der Ebene bewusst eingeübter
Verhaltensweisen statt. Kinder lernen auch unbewusst vom Verhalten der Erwachsenen,
insbesondere vom Beispiel der Eltern. Nehmen Sie sich also im Verkehr mit Kindern
Zeit, um ihnen richtiges Verhalten im Strassenverkehr vorzuführen. Dazu gehört, ohne
Hektik am Lichtsignal auf grün zu warten und die Strasse erst zu überqueren, wenn
keine unmittelbare Gefahr mehr besteht. Zeigen Sie den Kindern "Hilfsmittel" im
Strassenverkehr, mit denen man Gefahren verringern kann: Verkehrsinseln, die es
erlauben, breite Strassen mit Zwischenstop zu überqueren, Unter- oder Überführungen
usw. Trotz Arbeitsstress sollten Sie ihren Kindern auch aufzeigen, dass Ruhe und
Gelassenheit die besten Voraussetzungen sind, um den Strassenverkehr richtig
einzuschätzen und zu bewältigen. Kindern richtiges Verhalten im Strassenverkehr
beizubringen, ist nicht nur eine Frage gemeinsamen Erlebens. Sondern überlegen Sie
sich gemeinsam, welches der beste Weg ist; der Sicherste muss jedoch nicht der
Kürzeste sein. Letztlich ist Sicherheit im Strassenverkehr eine Frage von Erfahrung.
Diese Erfahrung fehlt einem Kind noch. Deshalb sind Kinder im Strassenverkehr auf die
Rücksichtnahme anderer Verkehrsteilnehmer angewiesen - keine leichte Aufgabe, da
Kinder für Autofahrer oft unberechenbar reagieren. Die Rücksichtnahme kann jedoch
wesentlich erleichtert werden, wenn die Kinder für Autofahrer gut sichtbar sind - mit
heller Kleidung, Reflektoren am Schulrucksack oder an der Jacke. Verkehrserziehung
und -aufklärung und die damit verbundene regelmässige Öffentlichkeitsarbeit ist ein
unverzichtbarer Beitrag zur Inneren Sicherheit. Es geht um die Verhütung von
Verkehrsunfällen und somit um Schutz für Leben und Gesundheit.
Quelle: Kantonspolizei Graubünden