Im Februar 2009 hat der Grosse Rat den Polizeibericht 2010 angenommen und damit die Schaffung eines Jugenddienstes bei der Kantonspolizei Graubünden gutgeheissen. Seit einem Monat bearbeitet nun eine zusätzliche Fahndungsgruppe der Fahndung Chur das Thema „Jugendkriminalität“. Der neue Jugenddienst der Kantonspolizei Graubünden ist den Medien am Montagmorgen im Rahmen der Präsentation der Verkehrsunfall- und Kriminalstatistik 2009 vorgestellt worden.
Organisatorisch ist der Jugenddienst der Fahndung Chur, einer Abteilung der Kriminalpolizei, unterstellt. Unter der Leitung von Armin Sigron, Chef der Fahndung Chur, bearbeiten momentan zwei, ab dem kommenden Jahr drei Mitarbeiter zentral Fälle von Jugendgewalt und Jugendkriminalität im Kanton Graubünden. Geografisch sind sie schwergewichtig im Raum Chur und den Nachbar- und Zubringerregionen zwischen Landquart, Thusis und Ilanz tätig. Dies als Konsequenz aus den Fallzahlen, welche die grösste Belastung im Raum Chur zeigen. Trotzdem hat der Jugenddienst eine zentrale Funktion für ganz Graubünden. Er berät und begleitet alle Polizeiposten, bearbeitet selber Fälle im ganzen Kanton und ist generell Ansprechpartner in allen Jugendbelangen.
Repressive Komponente im Vordergrund
Zuoberst im Pflichtenheft des Jugenddienstes stehen die beiden Punkte Ermittlung und Fahndung. Jugendliche Straftäter sollen möglichst schnell identifiziert und gefasst werden. Wichtig ist auch die Informationsbeschaffung. Dies bedeutet, Regeln, Gepflogenheiten, Tendenzen und Gefahren auszumachen sowie gewaltbereite Jugendliche zu erfassen. Daneben werden die Mitarbeiter des Jugenddienstes auch präventiv auf der Strasse tätig sein und potenzielle Störer und Delinquenten ansprechen. Allerdings wird beim kantonspolizeilichen Jugenddienst die repressive Komponente, also die Wahrnehmung der strafverfolgenden Funktion, überwiegen. Jugendliche Gewalttäter sollen möglichst schnell gefasst, mit der Unsinnigkeit ihres Verhaltens konfrontiert und nachhaltig zur Rechenschaft gezogen werden. Sie brauchen klare Zeichen, die ihnen den Ausbruch aus der Negativspirale ermöglichen.
Polizeiliche Kriminalstatistik in neuer Form
Die polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2009 ist in neuer Form erschienen. Zum ersten Mal wird eine einheitliche Kriminalstatistik für alle Kantone präsentiert, welche eine gesamtschweizerische Statistik nach einheitlichen Erfassungs- und Auswertungskriterien gewährt. Da es sich um einen ersten Jahresbericht in der vorliegenden Form handelt, können keine direkten Vergleiche mit den Vorjahreszahlen gezogen werden. Interpretiert bewegt sich die Zahl der Straftaten gegen das Strafgesetzbuch in Graubünden jedoch auf dem Niveau der Vorjahre. Dasselbe gilt für die Delikte Diebstahl und Einbruchdiebstahl. Bei den Gewaltdelikten hingegen hat erneut eine Steigerung stattgefunden, während sich die Betäubungsmitteldelikte auf durchschnittlichem Niveau bewegen.
9794 Straftaten …
Im Jahr 2009 sind im Kanton Graubünden 9794 Straftaten erfasst worden. Der grösste Teil da-von, rund 83%, entfällt auf das Strafgesetzbuch, 12% betreffen das Betäubungsmittelgesetz. In der Schweiz wurden 553‘421 Straftaten gegen das Strafgesetzbuch registriert, 8156 davon entfallen auf den Kanton Graubünden. Den grössten Anteil daran (71,3%) haben die Vermögensdelikte, gefolgt von den Delikten gegen die Freiheit (15,8%) und den Delikten gegen Leib und Leben (6,7%). Die Gesamtaufklärungsquote aller Straftaten beträgt in Graubünden 32%, damit liegt der Kanton über dem schweizerischen Mittel von 27,5%. Unter den Beschuldigten fallen die männlichen Personen zwischen 18 und 30 Jahren besonders häufig polizeilich auf. Auf diese Altersgruppe entfallen sowohl die meisten Straftaten gegen das Strafgesetzbuch als auch gegen das Betäubungsmittelgesetz. Gemessen an den Bevölkerungszahlen besteht sodann ein überproportional grosser Anteil an ausländischen Beschuldigten.
… und 2442 Verkehrsunfälle
Insgesamt ereigneten sich im Kanton Graubünden im vergangenen Jahr 2442 Verkehrsunfälle. Das sind 109 Unfälle oder 4,3% weniger als im Vorjahr. Die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Personen hat im Vergleich zum Vorjahr um 62 auf 724 abgenommen. Insgesamt starben im vergangenen Jahr auf Bündner Strassen 13 Personen (2008: 20), was erneut einer Abnahme um 35% entspricht. 143 Unfälle, 13 weniger als im Vorjahr, geschahen unter Alkoholeinfluss. Diese Zahl liegt nicht mehr erheblich über den 138, als im Jahr 2005 die neuen Promillegrenzwerte eingeführt wurden. Auch die Zahl der tödlich verletzten Motorradfahrer nahm ab, von sieben auf fünf Personen. Dabei handelte es sich ausnahmslos um Lenker von Motorrädern über 125 ccm. Die Anzahl verletzter Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer nahm um 12 auf 149 zu. Unverändert liegt bei über 80% der Motorradunfälle Eigenverschulden vor. Auf dem Gebiet der Stadt Chur ereigneten sich 362 Verkehrsunfälle, 28 mehr als im Vorjahr. Leicht abgenommen hat die Anzahl der Verletzten (von 115 auf 109). Während im 2008 in Chur keine Todesopfer im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen zu beklagen waren, wurden im letzten Jahr zwei Personen tödlich verletzt.
Mehrjahresvergleich zeigt historischen Tiefststand
Im vergangenen Jahr ereignete sich im Kanton Graubünden im Schnitt alle dreieinhalb Stunden ein Verkehrsunfall und alle zwölf Stunden wurde dabei eine Person verletzt. Nach wie vor sind viele Schleuder- und Selbstunfälle zu verzeichnen. Die Hälfte der tödlich verunfallten Personen ist dieser Kategorie zuzuordnen. Die meisten Opfer sind unter den 20- bis 24-Jährigen und unter den 45- bis 49-Jährigen zu verzeichnen. Abschliessend ist festzuhalten, dass es sich bei der Anzahl verletzter und getöteter Personen im Mehrjahresvergleich um einen historischen Tiefststand handelt.
Die polizeiliche Kriminalstatistik 2009 und die Verkehrsunfall-Statistik 2009 stehen im Internet unter
www.kapo.gr.ch (Rubrik Dokumentation) als PDF-Dateien zur Verfügung.