Für viele Kinder in Graubünden beginnt am Montag, 16. oder 23. August 2010 ein neuer Lebensabschnitt. Sie gehen zum ersten Mal in den Kindergarten oder zur Schule und machen dabei ganz neue Erfahrungen. Die Kantonspolizei Graubünden und die Stadtpolizei Chur lancieren zusammen mit der ÖKK wiederum eine gemeinsame Aktion zum Schulbeginn: Im ganzen Kanton werden am ersten Schultag rote Caps an die Erstklässler verteilt. Diese Schildmützen fallen im Strassenverkehr auf und sorgen für einen Blickfang bei den Automobilisten.
Was den Kindern Spannung und Freude bereitet, löst bei den Eltern vielfach gemischte Gefühle oder sogar Ängste aus, denn ihre Sprösslinge begegnen auf dem Schulweg auch den Gefahren des Strassenverkehrs. Nicht nur die Eltern, sondern alle Verkehrsteilnehmer tragen eine grosse Verantwortung und sollten das Verhalten der Kinder kennen und verstehen.
Besonders aufmerksam sein
Kinder haben ein ausgeprägtes Bewegungsbedürfnis, reagieren spontan und sind unberechenbar. Sie kennen die Gefahren im Strassenverkehr nicht. Sie sind klein und können zum Beispiel noch nicht über Autos hinwegsehen. Durch das eingeschränkte Blickfeld erkennen die Sprösslinge herannahende Fahrzeuge später als Erwachsene. Ausserdem lassen sich Kinder leicht ablenken und können Geschwindigkeiten und Distanzen schlecht einschätzen. Sie sind noch nicht in der Lage, Geräusche richtig zuzuordnen. Kommt hinzu, dass viele Kinder Angst vor Fahrzeugen haben. Lenkerinnen und Lenker müssen daher sehr aufmerksam sein, besonders in der unmittelbaren Umgebung von Schulhäusern und Kindergärten.
Vermehrte Kontrolltätigkeit
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt- und der Kantonspolizei werden in den kommenden Wochen Schulwegüberwachungen und im Bereich der Schulhäuser vermehrt Geschwindigkeitskontrollen durchführen. Schon in der zweiten Schulwoche beginnt der Unterricht in den Kindergärten. Unterstützt wird die gesamtschweizerische Aktion „Gäll, du haltisch für mich aa“ mit Plakaten und einem Give-Away in Form eines Class Clean Putztuches, welches an die Verkehrsteilnehmenden abgegeben wird. Klare Scheiben sollen ein Mosaikstein in der Verkehrssicherheit auf dem Schulweg sein. Auf der Verpackung der Reinigungstücher sind Tipps für Eltern und Verkehrsteilnehmer für mehr Sicherheit auf dem Schulweg aufgedruckt.
Tipps für einen sicheren Schulweg
• Begleiten Sie Ihr Kind mehrmals auf dem Weg zur Schule oder zum Schulbus. Wählen Sie nicht den kürzesten, sondern den sichersten Weg.
• Wenn Sie das Kind abholen, warten Sie direkt beim Ausgang der Schule und nicht auf der gegenüberliegenden Strassenseite.
• Ihr Kind soll am Fussgängerstreifen warten, bis die Fahrzeuge vollständig stillstehen.
• Schicken Sie Ihr Kind rechtzeitig zur Schule. Hetze und Eile erhöhen das Unfallrisiko.
• Achten Sie darauf, dass Ihr Kind vor jedem Betreten der Fahrbahn stehen bleibt (Motto: Warta - Luaga - Losa - Laufa).
• Lassen Sie Ihr Kind erst dann mit dem Fahrrad zu Schule fahren, wenn Sie sicher sind, dass es im Verkehr zurechtkommt und wenn die Schule und Sie es als sinnvoll erachten. Bestehen Sie darauf, dass Ihr Kind den Velohelm trägt, und tragen Sie ihn ebenfalls.
Tipps für Fahrzeuglenkerinnen und -lenker
• Anhalten bis zum Stillstand
Das Fahrzeug drei bis fünf Meter vom Kind entfernt bis zum Stillstand anhalten. Kinder im Vorschul- und Unterstufenalter können noch keine Distanzen und Geschwindigkeiten abschätzen. Auch verstehen sie nicht, dass ein Fahrzeug einen Bremsweg hat, der je nach Geschwindigkeit länger oder kürzer ist. Kinder meinen, Autos könnten immer sofort anhalten.
• Keine Zeichen geben
Hand- und Lichtzeichen könnten Kinder verleiten, die Fahrbahn zu betreten, ohne auf den übrigen Verkehr zu achten. Ein Handzeichen eines Erwachsenen versteht ein Kind als Aufforderung, die Strasse sofort zu überqueren. Es wird diese Anweisung befolgen, ohne sich zu vergewissern, ob hinter dem Fahrzeug oder von der Gegenrichtung noch ein anderes Fahrzeug herannaht. Auch ist es für Kinder schwierig, mit den Lenkenden den Blickkontakt zu suchen (getönte Scheiben, Sonnenbrillen etc.). Deshalb ist es für die Kinder wichtig, dass sie selbst den Zeitpunkt bestimmen, wann sie die Strasse sicher überqueren können.
• Geduld haben
Kinder brauchen Zeit, um die Strasse zu überqueren. Ein Kind braucht am Anfang bis zu zehn Sekunden Entscheidungszeit. Schon bald - mit dem nötigen Selbstvertrauen - verringert sich diese massiv.
Diese Regeln gelten auch, wenn der Verkehrsinstruktor mit den Kindern übt!