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Mit der jährlich erscheinenden Publikation «Integration im Fokus» ermöglichen wir jeweils im Frühling Einblicke in Aufgabestellungen und Projekte, die uns im Rahmen des Kantonalen Integrationsprogramms (KIP) beschäftigen. Jede Ausgabe fokussiert auf den aktuellen Jahresschwerpunkt der Fachstelle Integration. Im Jahr 2024 lautet er «soziale Integration».

Die Publikation kann hier online gelesen oder als PDF runtergeladen werden.

Druckexemplare können bestellt werden unter Telefon 081 257 26 38 oder E-Mail info@integration.gr.ch.

Als thematische Ergänzung mit weiterführenden Aspekten erscheint jeweils im Herbst die Publikation MIX – Magazin für Vielfalt Graubünden.

Integration im Fokus
 

Editorial Mona Faragallah, Interkulturelle Dolmetscherin

Liebe Leserin, lieber Leser

Ich bin wie meine Mutter. Sehr sozial mit positiver Grundeinstellung. Jammern liegt mir nicht. Zum Glück, denn das hat mir den Start in der Schweiz erleichtert. Ich bin koptisch orthodox und vor acht Jahren mit meinem damaligen Mann aus Ägypten nach Graubünden gekommen. Als Christin habe ich dort keine Stellen mehr bekommen und auch mein syrischer Ehemann war aus politischen Gründen ebenfalls auf einer schwarzen Liste. Meine Schwester wurde sogar mit Steinen beworfen… Wir haben alles zurückgelassen.

Der Anfang in der Schweiz gestaltete sich schwierig. Ich brachte aus Ägypten zwar einen Bachelor als Journalistin und einen als Hotelfachfrau mit, aber die waren hier nichts wert. Auch die Sprache musste ich lange auf eigene Kosten lernen. Meine erste Stelle hatte ich schliesslich als Reinigungskraft, wischte auf Toiletten das Erbrochene von Touristen auf. Später schaffte ich die Ausbildung zur Rezeptionistin. Ich kann allen nur raten, dranzubleiben und sich so weit wie möglich den Lebensbedingungen hier anzupassen. Ich sah das immer als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung. Vielleicht auch aus Selbstschutz. Aber wir sind als Menschen ja sowieso nie einfach fertig. Dafür, dass ich in Bewegung bleibe, sorgt heute u. a. mein Partner Adrian, halb Thusener, halb Grieche…

Als Frohnatur fiel es mir zum Glück auch leicht, sozialen Anschluss zu finden. Andere haben es schwerer. Weil ich ausserdem noch als interkulturelle Dolmetscherin und Brückenbauerin arbeite, kam und komme ich viel in Kontakt mit Menschen. Kurdischen Familien, Schweizerinnen, Portugiesen. Aus einigen werden sogar Freundschaften. Auch meine Mutter hat aus der Ferne ihre Freude daran.

Mona Faragallah
Interkulturelle Dolmetscherin

Editorial Felix Birchler, Leiter Fachstelle Integration 

Liebe Leserin, lieber Leser

Wer nicht von Natur aus mit Leichtigkeit gesegnet und eher schüchtern ist, hat es bisweilen schwerer im Leben. Die Startschwierigkeiten beim Lernen der Sprache und beim Berufseinstieg nimmt Mona Faragallah ohne zu jammern hin – andere werden dadurch ausgebremst. Vielleicht noch nicht im Broterwerb, spätestens aber bei der Suche nach Anschluss an das kulturelle, sportliche, oder nachbarschaftliche Leben. Als Gesellschaft, die auf Konsens ausgerichtet ist, muss es uns ein Anliegen sein, alle Menschen am sozialen Leben teilhaben zu lassen. Auch jene, die nicht das Glück haben, schon über den Beruf oder eine Ausbildung mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen oder eben jene die eher introvertiert sind.

Oft stehen wir uns selber im Weg, wenn es um Kontakte von Zugewanderten und Einheimischen geht. Einfache zwischenmenschliche Begegnungen scheitern an Vorurteilen oder an der Angst, sich auf eine andere Persönlichkeit einzulassen. Viele Akteurinnen und Akteuren im Bildungsbereich, im Gesundheitswesen oder im Sozialbereicht arbeiten täglich daran, hier Brücken zu bauen. Auch unsere Fachstelle fördert die sozialen Integrations- und Begegnungsmöglichkeiten. Am liebsten, wenn der Impuls für ein Projekt aus der Migrationsbevölkerung oder von Einheimischen selbst kommt. In diesem Sinne: nicht jammern, sondern machen – unsere Unterstützung haben Sie.

Felix Birchler
Leiter Fachstelle Integration