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Mit der jährlich erscheinenden Publikation «Integration im Fokus» ermöglichen wir jeweils im Frühling Einblicke in Aufgabestellungen und Projekte, die uns im Rahmen des Kantonalen Integrationsprogramms (KIP) beschäftigen. Jede Ausgabe fokussiert auf den aktuellen Jahresschwerpunkt der Fachstelle Integration. Im Jahr 2025 lautet er «Integration in der Stadt und auf dem Land».

 

 


Die Publikation kann hier online gelesen oder als PDF runtergeladen werden.

Druckexemplare können bestellt werden unter Telefon 081 257 26 38 oder E-Mail info@integration.gr.ch.

Als thematische Ergänzung mit weiterführenden Aspekten erscheint jeweils im Herbst die Publikation MIX – Magazin für Vielfalt Graubünden.

  

Editorial Azad Şîmmo, Soziologe, Lyriker und Autor

Liebe Leserin, lieber Leser

Es gibt ein sehr schönes deutsches Sprichwort. Aller Anfang ist schwer. Ja, aber gleichzeitig ist jeder Neuanfang schön und voller Hoffnung, sofern man am richtigen Ort ist. Ich lebte in einem Dorf in der Türkei, bis ich mit 16 Jahren ein Studium an der Uni begann. Die Möglichkeiten für ein gutes Leben sind für Menschen in den ländlichen Gebieten der Türkei sonst sehr begrenzt im Vergleich zu den Chancen der Stadtbewohnern. Ich hatte also Glück. Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen als Soziologe, denke ich, dass in der Schweiz die Möglichkeiten der Stadt- und Landbevölkerung dahingegen in vielerlei Hinsicht gleich sind. Das ist sehr wichtige für die Chancengleichheit, der ich viel Priorität beimesse im Leben.

Ich bin derjenige, der in die Schweiz und nach Graubünden gekommen ist. Ich muss dem System, das hier funktioniert, und den Menschen, die Ausländern gegenüber nervös sind, zeigen, dass ich bereit bin, Gutes zu tun. Je mehr ich mich bemühte, Deutsch zu lernen, desto klarer wurde mir: In echten Demokratien bekommt man immer die Chance, Gutes zu tun. Ich muss nur meine Suche fortsetzen und geduldig sein. Wenn ich genug Selbstvertrauen und Respekt habe, wird sich nach und nach alles fügen. Ich ziehe mich nicht in mein Schneckenhaus zurück und gebe nicht auf. Ich fühle mich nicht allein.

Ich wusste schon in der Türkei, dass demokratische Systeme viele Lebensmöglichkeiten bieten, aber jetzt weiss ich das nicht nur, sondern erlebe es auch. Ich bin glücklich, hoffnungsvoll und bereit, mich weiter zu engagieren, egal ob in der Stadt oder auf dem Land.


Azad Şîmmo
Soziologe, Lyriker und Autor

Editorial Astrid Hüni, Informationsbeauftragte, Fachstelle Integration

Liebe Leserin, lieber Leser

Azad Şîmmo hält in seinem Editorial fest, dass man in echten Demokratien immer die Chance bekommt, Gutes zu tun. Damit bringt er auch den Blickwinkel unserer Fachstelle wunderbar auf den Punkt: Integration lebt von Menschen, die ankommen und sich engagieren wollen, aber auch von Strukturen, die das ermöglichen.

Ich teile grundsätzlich auch Şîmmos Einschätzung zur Chancengleichheit. Doch wie sieht das tatsächlich aus zwischen Stadt und Land, wenn wir das Thema Integration unter die Lupe nehmen? Graubünden stellt uns diesbezüglich vor besondere Aufgaben mit seiner Vielfalt, dem Kontrast zwischen den vielen kleinen Gemeinden und den wenigen urbanen Zentren. Wie verändert sich Integration, wenn die örtlichen Rahmenbedingungen unterschiedlich sind? Was bedeutet Zugehörigkeit in der einen oder anderen Region? Entsteht Chancengleichheit überall über dieselben Bedingungen und Mittel? Und wenn nein, was bedeutet das für die tägliche Arbeit unserer Fachstelle? Diesen Fragen wollen wir im diesjährigen «Integration im Fokus» nachgehen.

Ganz egal, wie die Antworten im Detail ausfallen: Integration ist nie nur ein Stadt- oder Landthema. Sie ist ein Menschenthema. Sie lebt von Begegnung, von Offenheit und vom Willen, einander zu verstehen. Mit Herz, mit Mut – und mit der festen Überzeugung, dass jeder Mensch dazugehören darf.


Astrid Hüni
Informationsbeauftragte Fachstelle Integration