Mit der Publikation der Dezemberdaten wird das Kalenderjahr 2023 zur Bündner Beherbergungsbranche komplettiert. Im Rückblick geht das letzte Jahr als solides Geschäftsjahr bei den Hotel- und Kurbetrieben in die Statistikbücher ein. Die teils rekordverdächtigen Werte aus den beiden Vorjahren konnten aber erwartungsgemäss nicht mehr egalisiert werden.
Der Auftakt in die laufende Wintersaison 2023/24 in den Bündner Tourismusdestinationen ist gelungen. Dank den frühen und ergiebigen Schneefällen vor den Festtagen konnten die Skigebiete wie geplant im Dezember ihre Anlagen in Betrieb nehmen und die Beherbergungsbetriebe ihre Tore öffnen. Die nördlichen Tourismusdestinationen Graubündens legten im Vergleich zum schneearmen Vorjahresmonat teils ein hohes Wachstum bei den Logiernächten vor. Heraus stechen dabei die Tourismusdestinationen Lenzerheide und Val Surses, die über einen Viertel mehr Logiernächte als noch im Vorjahr registriert haben. Zugelegt haben ferner das Bündner Rheintal, aber auch das Valposchiavo, beide Regionen konnten auch in der mittelfristigen Gegenüberstellung hohe Zuwachsraten verzeichnen.
Im Dezember 2023 übernachteten erfreulich viele Gäste aus Italien aber auch leicht mehr inländische Gäste als noch im Vorjahr in den Bündner Skiorten. Weiterhin stark legten auch die Logiernächtezahlen der Gäste aus den Vereinigten Staaten zu. Noch nie im Zeitraum seit 2005, also seit der Neuauflage der Beherbergungsstatistik HESTA, wurden in einem Monat Dezember so viele Übernachtungen von amerikanischen Gästen in Graubünden gezählt, wie im 2023. Als Skidestination weiterhin beliebt ist Graubünden auch bei den Gästen aus den Benelux Staaten und seit der Pandemie und tendenziell zunehmend, auch in Teilen der EU-Oststaaten. Zuwachsraten verzeichnete der Bündner Tourismus ausserdem auch bei den Gästen aus den Fernmärkten: sowohl Gäste aus Asien, als auch aus den Golfstaaten besuchten wieder vermehrt den Kanton Graubünden.
Der Bündner Tourismus im Jahr 2023 – ein Rückblick
Die Bündner Hotellerie ging gestärkt aus der Corona Pandemie hervor. Erwartungsgemäss pendelten sich im Berichtsjahr 2023 die Übernachtungszahlen der inländischen Gäste auf einem tieferen Niveau als in den beiden Vorjahren, aber immer noch über den langjährigen Mittelwert ein. Die wieder höheren Frequenzen aus den ausländischen Märkten dezimieren in der Summe den Rückgang bei den Schweizer Gästen.
Die Wintersaison 2022/23 war geprägt von «Tiefs» und «Hochs» in verschiedenem Sinne. Meteorlogisch bleibt wohl die teilweise ausgeprägte Schneemangellage im Gedächtnis zurück, andererseits waren die Witterungsbedingungen zu den Festtagen und zur Sportferienzeit von zahlreichen Sonnenstunden geprägt und machten Lust auf Tage in den Bündner Bergen. Kantonsweit resultiert ein äusserst erfreuliches Ergebnis, mit fast 2.9 Millionen Logiernächten im Zeitraum vom November 2022 bis und mit April 2023, ergibt dies das zweitbeste Ergebnis der letzten zehn Jahre. Lediglich in der vorhergehenden Rekordwintersaison wurden 80'000 Logiernächte mehr gezählt.
Fortgesetzt hat sich über die Wintermonate auch die allmähliche Rückkehr zur Situation vor Ausbruch der Corona Pandemie. Einerseits wurden die Schweiz und ihre alpinen Tourismusregionen wieder vermehrt von Gästen aus dem Ausland besucht. Zugelegt haben sowohl die Übernachtungen von Feriengästen aus den Fernmärkten, als auch diejenigen aus einigen Herkunftsländern auf dem europäischen Kontinent. Diese Entwicklungen bescherten den Tourismusregionen der Westschweiz ein Plus im Vorjahresvergleich. Die für Graubünden in geringerem Masse matchentscheidenden Fernreisenden fielen bei der lokalen Analyse weniger stark ins Gewicht. Äusserst erfreulich ist jedoch die anhaltend hohe Nachfrage der Schweizer Gäste nach Bergferien in Graubünden, sowie die positive Entwicklung der Übernachtungszahlen im Bündner Rheintal.
Die Daten aus der darauffolgenden Sommersaison 2023 bestätigen die Erwartungen und Prognosen: Die Schweizerinnen und Schweizer reisten wieder öfters ins nahe und ferne Ausland. Die teilweise hohe Nachfrage zeichnete sich auch bei der Auslastung der Schweizer Flughäfen ab. Andererseits war die Reiselust, allen voran bei den Gästen aus den Vereinigten Staaten, so hoch wie schon seit Jahren nicht mehr, es kamen überdurchschnittlich viele Amerikaner in die Schweiz, aber auch nach Graubünden. Sehr differenziert entwickelten sich hingegen die Übernachtungszahlen der Gäste aus den Nachbarstaaten und den weiteren Ländern der europäischen Union. Einerseits divergierten die Inflationswerte zwischen den EU-Staaten teilweise markant. Im direkten Vergleich zur Schweiz ergab sich damit eine zunehmende Kaufkraftdisparität. Dies, kombiniert zu der jeweils unterschiedlichen Preissensibilität der Bevölkerung in den angrenzenden Ländern führten die Tendenzen zu gegenläufigen Entwicklungen im Segment der europäischen Gäste.
Im direkten Vergleich der Schweizer Tourismusregionen resultierte sowohl in den Städten als auch in den international ausgerichteten alpinen Regionen ein Plus, sowohl im Vorjahres-, als auch im 5-Jahresvergleich. Erwartungsgemäss verbuchten die beiden Gewinner-Regionen aus den Pandemiejahren (Tessin und Graubünden) in der zurückliegenden Sommersaison 2023 einen Rückgang bei den Logiernächten in der Gegenüberstellung zum Sommer 2022. Im Tessin resultierte sogar ein Rückgang der Logiernächte im 5-Jahresvergleich. Für Graubünden war es unter dem Strich eine solide Sommersaison 2023, mit praktisch punktgenau gleich vielen Logiernächten wie im 5-Jahresmittel. Im direkten Vergleich zur Rekordsaison 2022 bedeutet der Wert jedoch ein Minus von 4.4% gemessen an den Logiernächten.
Die vom Amt für Wirtschaft und Tourismus kürzlich publizierte Studie zur Wertschöpfung im Tourismus zeigt ausserdem auf, welche Dimensionen die Gästefrequenzen in Graubünden zusätzlich zu den statistisch gut erfassten Hotellerie Daten annehmen. Nebst über 19 Millionen Übernachtungen in verschiedenen Beherbergungsformen, besuchen jährlich 4.7 Millionen Tagesgäste den Kanton. Die Studie zeigt ausserdem eindrücklich die Dimensionen, und die Verflechtung des Systems Tourismus auf, so entfällt rund ein Viertel der Bündner Wirtschaftsleistung auf die Querschnittsbranche Tourismus und nahezu jedes dritte beschäftigte Vollzeitäquivalent steht direkt oder indirekt mit dem Tourismus in Verbindung. Die komplette Studie mit Branchen- und Regionen-spezifischen Hintergrundinformationen ist verfügbar unter:
www.wertschoepfung-tourismus-graubuenden.ch
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