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Auenlandschaft an der Susasca, einem Nebenfluss des Inn
 Auenlandschaft an der Susasca, einem Nebenfluss des Inn. Bild: © Amt für Natur und Umwelt Graubünden

Auen sind vom Wasser geprägte Lebensräume an Flüssen, Bächen und Seen. Durch die Dynamik des Wassers unterliegen sie einem ständigen Wandel und beherbergen eine besonders hohe Arten- und Lebensraumvielfalt.

Als Übergangsbereich zwischen Wasser und Land sind Auen stark vom Wasser und seiner Dynamik geprägt. Überflutungen und Erosion werfen die Vegetation in ihrer Entwicklung immer wieder zurück. Gleichzeitig entstehen an anderer Stelle neue, konkurrenzfreie Standorte in Form von frisch abgelagerten Kies- und Sandbänken, die von spezialisierten Tier- und Pflanzenarten besiedelt werden. Mit zunehmender Distanz zum Gewässer nimmt die Dynamik in der Regel ab; die Auenvegetation entwickelt sich zur Weich- und Hartholzaue weiter und geht mit zunehmender Austrocknung in einen Laubmischwald über.

Wird die natürliche Dynamik einer Aue durch Verbauungen, Wasserkraftnutzung oder Kiesabbau eingeschränkt, hat dies weitreichende Folgen für das Leben in der Aue.

Auen in Graubünden

In der Schweiz gibt es 326 Auen von nationaler Bedeutung; davon gehören 90 zu Graubünden. 

  • 74 dieser 90 Objekte sind gemäss Auenverordnung definitiv geschützt. 
  • 26 dieser 74 Objekte sind in gutem Zustand.
  • 33 sind in einem mässigen ökologischen Zustand (es fehlt ihnen unter anderem an natürlicher Dynamik).
  • 15 sind in einem schlechten Zustand.

Zudem gibt es in Graubünden 217 Auengebiete von regionaler und lokaler Bedeutung.

Die Gesamtfläche aller Bündner Auen, die im Natur- und Landschaftsinventar erfasst sind, beläuft sich auf 8295 Hektaren. Im Vergleich zur übrigen Schweiz ist in Graubünden der Anteil an alpinen Auen (Auen der Gletschervorfelder und der alpinen Schwemmebenen) besonders hoch (zahlenmässiger Anteil dieser Auen: 45 %; flächenmässiger Anteil: knapp 40 %).

Der Nutzungsdruck auf die Auengebiete ist hoch. Insbesondere in den Tieflagen sind viele Auen durch Verbauungen, Wasserkraftnutzung, Kiesabbau oder Entwässerungen verschwunden oder in ihrer Dynamik beeinträchtigt. Selbst bei den Auen von nationaler Bedeutung sind mehr als zwei Drittel der Objekte in einem schlechten oder mässig guten ökologischen Zustand.

Der Handlungsbedarf ist gross. Der Kanton setzt sich deshalb – gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden und Akteuren vor Ort – für Revitalisierungen zur Wiederherstellung der natürlichen Dynamik in den Auengebieten ein.

Ökologische Bedeutung

Auenlebensräume werden durch Hochwasser, Erosion und Ablagerungen immer wieder umgestaltet. Nicht selten finden sich in natürlichen Auen von der vegetationsfreien Kies- oder Sandbank bis zum geschlossenen Wald alle Entwicklungsstadien und somit eine ausserordentliche Artenvielfalt.

Man geht davon aus, dass 85 Prozent aller einheimischen Tierarten in Auen leben können und 10 Prozent der Tierarten sich derart spezialisiert haben, dass sie auf die Dynamik der Auen angewiesen sind. Wird diese Dynamik durch Verbauungen oder andere Eingriffe unterbunden, verlieren die spezialisierten Arten ihren Lebensraum.

Typische Lebewesen in Auen

  • Flussuferläufer und Flussregenpfeifer
  • Kiesbankgrashüpfer
  • Türks Dornschrecke
  • Grüngestreifter Grundkäfer
  • Zwerg-Rohrkolben
  • Deutsche Tamariske
  • Gelbbauchunke
  • Biber

Detaillierte Informationen zu Auen-Lebewesen erhalten Sie hier:

Auen-Fauna-Datenbank (Agroscope)

Aktionsplan Schweiz Flussuferläufer (Bundesamt für Umwelt BAFU)

Vogelschutz (Amt für Jagd und Fischerei Graubünden)

Schutz und Revitalisierung von Auen

Zum Schutz und zur Aufwertung der Auen hat der Bund 1992 die Auenverordnung und das Inventar der Auen von nationaler Bedeutung in Kraft gesetzt und 2017 letztmals revidiert. Für die Umsetzung des Auenschutzes gemäss Verordnung sind die Kantone zuständig.

Die 2011 in Kraft getretene Änderung des Bundesgesetzes über den Schutz der Gewässer verpflichtet die Kantone, für die Revitalisierung von Fliessgewässern und Seen zu sorgen und dafür eine strategische Planung mit einem Zeitplan zu erstellen.

Der Kanton Graubünden hat seine Revitalisierungsplanung für die Fliessgewässer fristgerecht erarbeitet und dem Bund Ende 2014 zur Genehmigung eingereicht. Dank verschiedener bereits umgesetzter Projekte mit schweizweiter Ausstrahlung erkennen immer mehr Gemeinden die Bedeutung von Revitalisierungen – nicht nur für die Ökologie, sondern auch für den Hochwasserschutz sowie als landschaftsprägendes Element für Tourismus und Naherholung. Das Interesse der Gemeinden an Revitalisierungsprojekten ist im Kanton Graubünden erfreulich hoch, und zahlreiche Projekte sind in Planung oder bereits in der Umsetzung.

Auen und Freizeitnutzung

Auen sind besonders beliebt bei Erholungssuchenden, denn sie bieten die Nähe zum Wasser und das Gefühl von Weite und Wildnis. Da sie sehr sensible Lebensräume sind, leiden sie manchmal unter dem Druck der Freizeitnutzung.

Auen sind auch für den Erhalt der Biodiversität sehr wichtig; deshalb gibt es heute verschiedene Ansätze zur Besucherlenkung mit dem Ziel, Erholung und Naturschutz nebeneinander zu ermöglichen. Beispiele von Massnahmen:

  • klare räumliche Trennung von Freizeitnutzung und Naturschutz;
  • Weg- und Leinengebote;
  • Informationstafeln;
  • temporäre Sperrung von Gebieten (z. B. während der Brut-/ oder Aufzuchtzeit);
  • Pflege von Bike- und Wanderwegen;
  • Infrastrukturen wie Grillplätze oder Toiletten.