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von Hanspeter Hänni

In diesem Jahr können verschiedene Mitarbeiter ihr 35-Jahre-Jubiläum beim Kanton feiern. Zu ihnen gehört auch Peider Ratti, der Bündner Jagd- und Fischereiinspektor.

Es fällt Peider Ratti nicht schwer, die fünf wichtigsten Eckpunkte in seinem Leben aufzulisten: seine Heirat mit Ilva Salis, das Staatsexamen als Veterinär, der Bau eines eigenen Hauses in Chur, das Bekämpfen von Wilderern entlang der italienischen Grenze sowie die Jagd- und Fischereiplanung. Dabei betont er, dass er sich sowohl während seines Werdegangs zum Veterinär wie auch in seinem heutigen Beruf als Jagd- und Fischereiinspektor für diese Tätigkeiten berufen fühlt. Diese Aussage untermauert er nicht ohne Stolz mit dem Hinweis darauf, dass er 1962 von der Regierung auf dem Berufungsweg gewählt worden ist.

Jagd und Fischerei als angewandte Ökologie
Seit Anfang 1963 widmet sich Peider Ratti mit Leib und Seele der nicht immer leichten Aufgabe des Jagd- und Fischereiinspektors des Kantons Graubünden. Insbesondere mit den jährlichen Jagdbetriebsvorschriften zieht er fast regelmässig den Zorn gewisser Jägerkreise auf sich, die sich durch die Bestimmungen behindert oder gar schikaniert fühlen. Ratti aber hat gute Gründe, an der bewährten Jagdpolitik festzuhalten, bei der es darum geht, gesunde, den örtlichen Verhältnissen angepasste und natürlich strukturierte Wildbestände zu erhalten, die Schäden am Wald und an landwirtschaftlichen Kulturen auf ein tragbares Mass zu beschränken und die Wildbestände nachhaltig zu nutzen. Gross ist denn auch des Jagdinspektors Genugtuung darüber, dass der Bündner Bestand an Schalenwild heute kräftig und gesund ist und die Abschusszahlen in der Zeit seines Wirkens von mageren 4'800 Stück auf rund 12'500 Stück angestiegen sind.
Analog Positives ist auch über die Fischbestände zu sagen, wo im Rahmen des Konzepts "Fischerei 2000" alles unternommen wird zum Schutz der Wassertiere ganz allgemein sowie zur Förderung der einheimischen Fischarten. Während Peider Rattis Amtszeit sind acht Fischzucht-Anstalten ausgebaut resp. neu erstellt worden. Jedes Einzugsgebiet (Hinterrhein, Vorderrhein, vereinigte Rheine, Landquart, Inn, Rombach, Poschiavino, Maira und Moesa) hat seine eigene Fischzuchtanstalt, in der Jungfische einheimischer Abstammung ausgebrütet und zu Sömmerlingen aufgezogen werden.
Peider Ratti als Chef des Jagd- und Fischereiinspektorats wird in seiner Arbeit unterstützt von 74 Männern, 4 im Inspektorat und 70 in den einzelnen Bezirken, sowie von seiner Sekretärin als einziger Dame im "Verein".

Bedürfnisse der Tiere schon als Bub kennengelernt
Peider Ratti ist in Vicosoprano geboren und Bürger von Madulain. Er hat einen älteren Bruder und zwei jüngere Schwestern. Aufgewachsen ist er in Maloja, wo er die Primarschule besucht hat, während er die Mittelschule gleich an drei Orten absolvierte: Samedan, Zuoz und Schiers. Nach der Matura studierte Ratti Veterinärmedizin in Zürich und doktorierte in Wien. Er interessierte sich schon zu dieser Zeit für das Gems- und Steinwild, dem auch heute noch seine besondere Aufmerksamkeit gilt.
Die Zuneigung zu Tieren sowie Kenntnisse ihrer Bedürfnisse und Eigenarten erwarb Peider Ratti schon als Bub. Im Winter-Halbjahr drückte er jeweils die Schulbank in Maloja, im Sommerhalbjahr half er im grosselterlichen Bauernbetrieb in Madulain mit als Hirt, Mäher, Knecht etc. Von seinem Vater, der Bezirkstierarzt in Maloja war, lernte er darüber hinaus viel über das Verhalten der Tiere und über die Tiermedizin. All dies liess schon früh seinen Entschluss reifen, ebenfalls Tierarzt zu werden.

Beruf und Freizeit fliessen ineinander
Peider Ratti ist auch selber ein passionierter Jäger und Fischer. Auf die Jagd geht er heute am liebsten im Bergell, während er die Fischerei in einem eigenen "Böötli" auf dem Silsersee betreiben möchte, wozu ihm aber meist die Zeit fehlt. Ratti zieht es auch sonst oft in die Natur. Auf ausgedehnten Wanderungen und Skitouren beobachtet er Berge, Flüsse und Seen, Wald und Wild. Weitere Liebhabereien sind einerseits das Reiten und andererseits die Musik, wobei seine Vorliebe dem italienischen Belcanto gilt.
Ratti bewohnt zusammen mit seiner Ehefrau ein eigenes Haus in Chur, dessen Fassade sie eigenhändig mit Tier- und Pflanzenmotiven in der Sgraffito-Technik verziert haben. Hier sind auch die drei mittlerweile erwachsenen Kinder aufgewachsen. Schon heute beschäftigt sich Peider Ratti gedanklich mit der Zeit nach seiner Pensionierung. Unter anderem hat er sich vorgenommen, seine Erinnerungen aufzuschreiben, was dem blendenden Erzähler wohl kaum grosse Probleme bereiten wird. Mit dem Radio Rumantsch steht er im Gespräch, jeweils einen monatlichen Beitrag über das Geschehen in der Natur zu gestalten. Ferner möchte er die Steinwildkolonien in Europa und deren Betreuungspersonen, mit denen er im engen Kontakt steht, wieder häufiger sehen, viel Skifahren und Opern besuchen.

Das Foto zeigt Peider Ratti (Foto Hanspeter Hänni)
Jahr: 1998
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