Der Kanton Graubünden als ehemaliger Freistaat «Gemeiner Drei Bünde» hat sich spät der Schweiz angeschlossen. Erst in der Mediation von 1803 wird Graubünden formell ein schweizerischer Kanton.
Das rätische Passland, in Teilen schon seit der Mittelsteinzeit besiedelt, ist von den Römern kurz vor Beginn unserer Zeitrechnung als strategische und handelspolitische Schlüsselposition erobert und als Teil der Provinz Raetia Prima ihrem Imperium einverleibt worden. Der römische Einfluss hat sich dem Land tief eingeprägt, einmal in der christlichen Tradition – Chur ist seit 451 Bischofsitz –, dann aber auch in der rätoromanischen Sprache und in der römischen Zivilisation.
Vom Sturm der Völkerwanderungen kaum berührt wird das Land vom siebten Jahrhundert an unter dem einheimischen Geschlecht der Victoriden ein faktisch unabhängiger Kirchenstaat und kommt 843 in der Reichsteilung zu Ostfranken, dem späteren Deutschen Reich. Doch der Churer Bischof und der Abt von Disentis, beide Hüter der für den Kaiser wichtigen Passübergänge, errichten sich weitgehend selbstständige Feudalstaaten.
Der Freistaat
Im 14. Jahrhundert schliessen sich Domkapitel, Talgemeinden und die Stadt Chur zu einer Abwehrfront, dem späteren Gotteshausbund, zusammen. Ihm folgen 1395 der Graue oder Obere Bund und 1436 der Zehngerichtenbund, beide geschlossen zur Sicherung der Unabhängigkeit und des Landfriedens. Mit dem allgemeinen Bundesvertrag von 1524, dem ersten gesamtbündnerischen Bundesbrief, geben sich die Gerichtsgemeinden aller drei Bünde eine gemeinsame Verfassung. Der «Freistaat Gemeiner Drei Bünde» ist geboren, eine Art Bundesstaat, in dem die Gerichtsgemeinden weitestgehende Autonomie besitzen. Im 17. Jahrhundert wird das Bergland seiner Pässe wegen zur strategischen Drehscheibe Europas und gerät dadurch immer wieder ins Kreuzfeuer der sich bekämpfenden Grossmächte.
Später Anschluss
Im Zeitalter der französischen Revolution liefern sich französische und österreichische Heere an den Bündner Pässen erbitterte Kämpfe. Die Frage des Anschlusses an die Helvetische Republik spaltet Bünden einmal mehr in zwei Lager, bis Napoleon 1801 die Vereinigung mit der Schweiz verfügt. In der Mediation von 1803 schliesslich wird Graubünden formell ein schweizerischer Kanton.