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Über Jahrtausende gewährleistete Graubünden mit seinen Alpenpässen den Austausch zwischen Nord- und Südeuropa. Vor diesem Hintergrund ist eine Kultur gewachsen, die gerade in ihrer Vielfalt eine grosse Eigenständigkeit aufweist.

Kultur wird oft mit urbanen Zentren in Verbindung gebracht, mit Städten wie Venedig oder München. Graubünden ist zwar ein Gebirgsland, befindet sich aber im kulturellen Spannungsfeld zwischen solchen nord- und südeuropäischen Städten. Entsprechend finden sich Einflüsse aus beiden Kulturkreisen. So gilt das Kloster Müstair, das heute zum Welterbe der UNESCO gehört, als Stiftung von Karl dem Grossen, dem fränkischen König und späteren römischen Kaiser. Umgekehrt macht sich auch der Einfluss des Südens bemerkbar, etwa in den vielen Palazzi.

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©Andrea Badrutt

Von Baukultur zu Bergmalerei

In Graubünden entwickelten sich aus den Einflüssen von Nord und Süd aber auch immer wieder eigenständige Formen der Kultur, die jeweils in einem spezifischen ästhetischen und funktionalen Zusammenhang mit der Landschaft stehen: Im Engadin etwa finden sich mächtige Steinhäuser in geschlossenen Dörfern, während in den Gebieten der Walser lockere Streusiedlungen mit Holzbauten dominieren. Die Bündner Südtäler warten zudem mit sorgsam kultivierten Kastanienwäldern auf, im Bergell findet sich gar der grösste Kastanienhain von Europa.

Ab dem 19. Jahrhundert hob sich aber der kulturelle Blick vermehrt von der Baukultur und den Talschaften hoch zu den Bergen: Giovanni Segantinis Alpenbilder, die Werke der Giacometti-Familie und von Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner haben längst einen internationalen Stellenwert. Zugleich entwickelte sich aber auch die Baukultur weiter, durch Bündner Architekten und Ingenieure, von denen einige international bekannt sind. 

Erlebbare Kultur

Der kulturelle Reichtum Graubündens erschliesst sich heute sowohl in der Landschaft selber, als auch in den gut 75 Museen, die sich der Geschichte und Kultur auf jeweils eigenständige Weise widmen. Erlebbar ist auch die Dreisprachigkeit des Kantons, die zudem in nahezu jeder Talschaft auch noch unterschiedliche Dialekte kennt. Ebenfalls sind verschiedene Ortschaften, etwa Davos, in der Weltliteratur verewigt worden. Zahlreiche Musikfestivals in allen Regionen Graubündens erlauben zudem den Genuss von Opern, Jazz oder Rock, auch unter freiem Himmel.