Eine Rekordzahl von Jugendlichen besucht im neuen Schuljahr das
Gymnasium, die Diplom- und die Handelsmittelschule der Bündner
Kantonsschule in Chur. Doch mit den wachsenden Schülerzahlen wird auch
der Raummangel immer deutlicher.
1153 Schülerinnen und Schüler (30 mehr als letztes Jahr) in 63
Klassen ( plus 2) nehmen in diesen Tagen an der Churer Halde ein neues
"Kanti"-Jahr in Angriff. Dies stellt einen Rekord dar: Noch nie haben
hier so viele Leute gelernt und unterrichtet. Rektor Hans Peter Märchy
betrachtet diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen, weil sich infolge
des zunehmenden Raummangels die organisatorischen Probleme verschärfen.
Raumnot in allen Bereichen
Lange zu schwitzen hatten in den Sommerferien vor allem die beiden
Stundenplaner (Konrektor Arnold Spescha und Physiklehrer Herbert Alder),
bis sie die Lektionen so auf die vorhandenen Zimmer verteilt hatten,
dass einigermassen zufriedenstellende Stundenpläne entstanden. Mit Sorge
blicken die Verantwortlichen auf die nächsten Jahre, in welchen an der
Kantonsschule voraussichtlich noch mehr Schüler/Schülerinnen und Klassen
zu erwarten sind.
Noch grösser als bei den Unterrichtszimmern ist der Mangel an
übrigen Räumen. Hier fehlt es weitgehend an Mehrzweckräumen, Zimmern für
Gruppenarbeiten, Vorbereitungszimmern für die Lehrkräfte sowie
Schülerarbeitsplätzen. Dies erschwert die Einführung bestimmter
Unterrichtsformen.
Im Zuge der laufenden Reform der Mittelschulen wird die
Kantonsschule zudem vor allem im musischen Bereich ihr Angebot ausbauen
müssen; in den gegenwärtig verfügbaren Räumen wird dies nicht möglich
sein. Hinzu kommt, dass die immer wieder aufgeschobene Sanierung
sämtlicher Gebäude in den nächsten Jahren wohl unumgänglich wird.
Grosser Nachholbedarf
Die gegenwärtige Raumnot ist das Ergebnis einer jahrelangen
Entwicklung. 748 Schülerinnen und Schüler besuchten 1967, als die
heutigen Gebäude geplant wurden, die Kantonsschule. Als die Neubauten
1972 bezogen wurden, waren es bereits 920 Auszubildende. Der damalige
Rektor konnte im Jahresbericht festhalten, die Schule verfüge nun über
"befriedigende Raumverhältnisse, wobei allerdings die eingerechneten
Reserven bereits aufgebraucht sind."
Die Schüler- und Lehrkräftezahl stieg in den folgenden Jahren
kontinuierlich. Zudem mussten für technische Einrichtungen wie etwa die
Informatik-Anlagen Unterrichtszimmer umgenutzt werden. Neuen Raum gab's
indessen kaum, einzig ein Pavillon mit vier Klassenzimmern wurde
aufgestellt.
Volksabstimmung als Lichtblick
Ein erster Silberstreifen am Horizont ist die kantonale
Volksabstimmung vom 27. September: Die Teilrevision des
Mittelschulgesetzes sowie das Gesetz über die Pädagogische
Fachhochschule (PFHG) sind für die Kantonsschule sehr wichtig. Stimmt
das Volk beiden Vorlagen zu, werden die Berufsausbildungen der
Lehrkräfte für Kindergarten, Primarschule sowie für Handarbeit und
Hauswirtschaft in den Räumen der jetzigen Frauenschule im Kantengut
konzentriert. Damit stehen dann nach einer Übergangszeit der "Kanti"
auch die heute vom Lehrerseminar genutzten Gebäude am Plessurquai zur
Verfügung.
Diese Ausbildungs-Standorte wurden von einer vom
Erziehungsdepartement eingesetzten Kommission vorgeschlagen, die sich
während der Erarbeitung der erwähnten Bildungsvorlagen mit Fragen des
Raumbedarfs und seiner Deckung befasste. Verwaltungsexterne Fachleute
überprüften den Schlussbericht der Kommission. Ihr Urteil über die
beantragte Standortwahl fiel sehr positiv aus, wobei die langfristige
Ausrichtung, durch welche mögliche Wachstumsszenarien bewältigt werden können,
hervorgehoben wurde.
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement Graubünden
Quelle: dt Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit