Erläuterungen zur FinöV-Vorlage des Bundes von Regierungspräsident Luzi Bärtsch
Am 29. November 1998 beschliesst das Schweizer Stimmvolk über die
Modernisierung der Bahnen. Gegenstand der FinöV-Vorlage bildet die
Finanzierung der vier Grossprojekte BAHN 2000, NEAT, Anschluss der Ost-
und Westschweiz an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz und
Lärmsanierung der Bahnen. Für die Modernisierung der Schweizer Bahnen
soll über einen Zeitraum von 20 Jahren ein Betrag von insgesamt rund 30
Mia. Franken bereitgestellt werden. Davon entfallen auf die NEAT jedoch
nur 13,6 Mia. Franken oder rund 45 Prozent. Die restlichen Mittel
fliessen in die anderen Projekte. Eine Annahme der FinöV-Vorlage durch
Volk und Stände liegt aus mehreren Gründen im Interesse Graubündens.
Entlastung der San Bernardino-Achse vom Schwerverkehr
Die Regierung hat sich wiederholt gegen einen Transitkorridor für
40-Tonnen-Lastwagen auf der San Bernardino-Route ausgesprochen. Dieses
berechtigte Postulat lässt sich allerdings nur durchsetzen, wenn die
Bahn genügend Kapazitäten hat, um den Güterverkehr zu befördern. Diese
Kapazitäten werden mit der NEAT geschaffen und entlasten die San
Bernardino-Achse vom Schwerverkehr.
Anbindung Graubündens an das Konzept BAHN 2000
Mit der Umsetzung des Konzeptes BAHN 2000 werden auf der Strecke
Zürich - Chur stündlich ein IC und ein Schnellzug verkehren. In
Verbindung mit der Inbetriebnahme der Vereinalinie führt dies auf dem
RhB-Netz zu markanten Reisezeitverkürzungen. Die Umsetzung des Konzeptes
BAHN 2000 bedingt allerdings vorgängig Ausbauten auf der SBB-Strecke
Zürich - Chur und den Ausbau des Bahnhofs Chur. Diese
Infrastrukturvorhaben und damit verbunden die Umsetzung des Konzeptes
BAHN 2000 können nur bei einer Annahme der FinöV-Vorlage realisiert
werden.
Fortsetzung der Ausbauten auf der Surselva-Strecke der RhB und FO
Die verkehrsmässige Erschliessung der Grossbaustelle
"Zwischenangriff Sedrun" erfolgt auf der Surselva-Strecke der RhB und
der Furka-Oberalp-Bahn (FO). Diese Strecke wird daher entsprechend
ausgebaut. Bund und SBB haben der RhB und FO für die nötigen
Investitionen einen Betrag von 120 Mio. Franken zugesichert. Mit diesen
Investitionen werden bleibende Werte für die beiden Bahnen in Graubünden
geschaffen. Derzeit sind einzelne Projekte realisiert, andere befinden
sich im Bau und für die übrigen Projekte sind die Baubewilligungen
erteilt worden. Diese Arbeiten können nur bei einer Annahme der
FinöV-Vorlage fortgesetzt werden. Andernfalls können keine neuen
Projekte realisiert werden, und im Bau befindliche Projekte müssen
etappiert werden. Schwerwiegende Auswirkungen hätte dies insbesondere
für den Ausbau des Bahnhofs Disentis.
Lärmsanierungen auf dem RhB-Netz
Auch die Bahnen müssen die gesetzlich festgelegten Lärmgrenzwerte
einhalten. Die Lärmwerte sollen vor allem an der Quelle gesenkt werden.
Dazu sind entsprechende Mittel für die Erneuerung des Rollmaterials
notwendig. Diese Mittel werden mit der FinöV-Vorlage bereitgestellt. Von
der Lärmsanierung profitieren somit die Bahnen und die betroffenen
Anwohner und Anwohnerinnen.
Spezialfinanzierung für alle Grossprojekte
Die Finanzierung aller Eisenbahn-Grossprojekte erfolgt aus einem
zweckgebundenen Fonds. Gespiesen wird dieser Fonds hauptsächlich aus der
pauschalen bzw. leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe. Diese
Spezialfinanzierung bietet Gewähr, dass die Eisenbahn-Grossprojekte
nicht zu Lasten anderer Staatsaufgaben (z.B. Regionalverkehr) finanziert
werden. Indirekt wird damit auch der ordentliche Bundeshaushalt
entlastet. Die Fondslösung hat somit für den Kanton Graubünden als
Empfänger von bedeutenden Transferleistungen des Bundes deutliche
Vorteile gegenüber einer Finanzierung der Eisenbahn-Grossprojekte aus
dem ordentlichen Bundeshaushalt.
Jede bedeutende Vorlage hat Vor- und Nachteile. Aus Sicht des
Kantons Graubünden überwiegen allerdings bei der FinöV-Vorlage eindeutig
die Vorteile. Insbesondere sind wichtige Interessen Graubündens besser
durchsetzbar. Eine Annahme der Vorlage bedeutet daher für unseren Kanton
in verkehrspolitischer Hinsicht einen klaren Fortschritt.
Gremium: Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement Graubünden
Quelle: dt Regierungspräsident Luzi Bärtsch