Die Schriftstellerin und bildende Künstlerin Erica Pedretti erhält
den Kulturpreis 1999 des Kantons Graubünden. Er ist mit 15'000 Franken
dotiert. Darüber hinaus vergibt die Regierung acht Anerkennungspreise im
Betrag von je 10'000 Franken und zehn Förderungspreise von je 7'000
Franken. Die Übergaben finden am Freitag, 12. November 1999, statt.
Erica Pedretti bekommt den Kulturpreis in Würdigung ihres
schriftstellerischen Werks, das tastend, mutig und sorgfältig den
Sinngehalt von Heimat und Heimatlosigkeit, Sprache und Schreiben,
künstlerischer und weiblicher Existenz auslotet und einkreist, sowie
ihres bildnerischen Schaffens, das mit ihren aus organischen Formen
gewachsenen Raum- und Flugobjekten die utopische Sehnsucht nach Freiheit
formuliert und gleichzeitig als Mahnmal eines inneren Kerns der
menschlichen Existenz erscheint.
Anerkennungspreise
Anerkennungspreise im Betrag von 10'000 Franken werden zugesprochen
an:
- Jaap Achterberg in Anerkennung seiner künstlerischen Leistung als
hervorragender Schauspieler und Interpret mannigfaltiger und
anspruchsvoller Rollen,
- Giovannina Brunold-Claglüna in Anerkennung ihres berührenden
lyrischen Werks und ihres unermüdlichen Engagements für die romanische
Kultur und Sprache,
- Gion Condrau in Anerkennung seines vielfältigen Lebenswerks als
Arzt, Daseinsanalytiker, Autor und Herausgeber,
- Erika Engler in Anerkennung ihrer kreativen Leistungen als
Pionierin und Choreographin der "Danse verticale",
- Lilo Kuhn in Anerkennung ihres intensiven und vielfältigen
künstlerischen Schaffens für Theater und Film, insbesondere als
Kostümbildnerin,
- Magdalena Popescu-Marin in Anerkennung ihrer grossen Leistung als
Übersetzerin von romanischen Texten in die rumänische Sprache und für
ihr ausserordentliches Engagement für die romanische Kultur und Sprache
in Rumänien,
- Piero Stanga in Anerkennung seines unermüdlichen Einsatzes für die
Kultur und insbesondere für die lokale Geschichte, dank welchem er es
allen ermöglicht, die eigenen Wurzeln wieder zu finden oder zu entdecken
und die unterschiedlichen Veränderungen wahrzunehmen, die seine Region
erfahren hat und heute noch erfährt, und
- David Willi in Anerkennung seiner uneigennützigen Leistungen als
Kulturanimator im Bereich der bildenden Kunst und der Musik.
Förderungspreise
Förderungspreise im Betrag von 7'000 Franken bekommen:
- Lukas Bardill und Gabriela Gerber (gemeinsam), Videokünstler/in,
- Fabiola Carigiet, Schriftstellerin,
- Urban Derungs, Musiker,
- Christoph Draeger, bildender Künstler,
- Claudia Fenner, Schauspielerin,
- Franco Mettler, Musiker,
- David Sontòn, Musiker,
- Jules Spinatsch, Fotograf,
- Gian-Reto Walther, Geobotaniker, und
- Mattias Zindel, Musiker.
Übergabe der Preise
Die Preise werden im Rahmen einer schlichten Feier übergeben, die
vom Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutz-Departement organisiert wird.
Der Anlass findet statt am Freitag, 12. November 1999, 17.15 Uhr, im
Saal des Grossrats-Gebäudes in Chur.
Zweisprachige Schule in Chur startet im Sommer 2000
Die Regierung genehmigt im Grundsatz das Feinkonzept des
Schulversuchs "Zweisprachige Schule in der Stadt Chur", der vom Sommer
2000 bis Sommer 2006 dauern wird. Als Kantonsbeitrag werden 90'000
Franken verteilt auf sechs Jahre zur Verfügung gestellt. Vorbehalten
bleibt allerdings die Genehmigung der jeweiligen Budgets durch den
Grossen Rat. Gemäss Konzept belaufen sich die Gesamtkosten für den
sechsjährigen Versuch auf etwa 650'000 Franken. Dem Feinkonzept war eine
umfassende Bedürfnisabklärung vorausgegangen. Im nächsten Schuljahr
2000/01 wird der wissenschaftlich begleitete Schulversuch gestartet mit
zwei Klassen Deutsch/Italienisch und einer Klasse Deutsch/Romanisch
(Lehrmittel in Rumantsch Grischun). Etwa die Hälfte der am Projekt
teilnehmenden Kinder stammen aus einem Elternhaus mit Sprachhintergrund
Italienisch resp. Romanisch, die andere Hälfte der Kinder kommt aus
deutschsprachigen Familien. Die zwei Sprachen sollen während des
Schulversuchs immersiv vermittelt werden, d.h. mittels Sachunterricht in
beiden Sprachen.
Plantahof wird zum landwirtschaftlichen Bildungs- und
Beratungszentrum
Die Landwirtschaft hat in Graubünden eine besondere
gesellschaftspolitische Bedeutung. Deshalb hat das Departement des
Innern und der Volkswirtschaft das Projekt "Agro 1999" gestartet. Es
bezweckt, die Strukturen ebenso zu überprüfen wie die Verteilung der
Aufgaben und Kompetenzen. Dabei sollen Varianten für eine
zukunftsgerichtete, wirtschaftliche und kundenorientierte Organisation
aufgezeigt werden. Die erste Phase des Projekts "Agro 1999" ist im
Frühjahr 1999 abgeschlossen worden, dabei wurden folgende Entscheide
getroffen:
- Die landwirtschaftliche Schule Plantahof wird umbenannt in
landwirtschaftliches Bildungs- und Beratungszentrum Plantahof (LBBZ).
- Die landwirtschaftliche Betriebsberatung wechselt Anfang 2000 vom
Landwirtschafts-Amt zur LBBZ.
- Die LBBZ wird in folgende vier Abteilungen gegliedert: Bildung
(Leiter Rudolf Wenger), Beratung (Leiter Curdin Foppa), Gutsbetrieb
(Leiter Carl Brandenburger) und Dienstleistungen (Leiter Thomas Lüssi).
- Das Landwirtschafts-Amt und das Meliorations- und Vermessungsamt
sollen voraussichtlich Anfang 2002 zusammengelegt werden. Die neue
Dienststelle wird dann Amt für Landwirtschaft, Strukturverbesserung und
Vermessung (ALSV) heissen.
- Die Stelle des Bauberaters wird ab Anfang 2000 aus dem
landwirtschaftlichen Beratungsdienst ausgegliedert und in die Abteilung
Hochbau des jetzigen Meliorations- und Vermessungsamts integriert.
All diese Massnahmen und organisatorischen Änderungen können
kostenneutral umgesetzt werden.
Erlasse zur Arbeitslosigkeit sollen gestrafft werden
Die kantonalen Erlasse im Bereich Arbeitslosigkeit sind teilweise
veraltet und überholt und müssen daher überarbeitet werden. Die
Regierung schlägt dem Grossen Rat deshalb eine generelle Revision vor.
Das Arbeitslosen-Versicherungsgesetz und die dazugehörende
Verordnung des Bundes sind in den letzten Jahren in verschiedenen
Etappen neu ausgestaltet worden. Als markanteste Neuerungen seien die
Regionalen Arbeitsvermittlungs-Zentren, die intensivierten
arbeitsmarktlichen Massnahmen und die neue Taggeld-Regelung erwähnt.
Bereits stehen nächste Revisionen des Bundesrechts bevor.
Heute werden die Belange der Arbeitslosen-Versicherung und der
Insolvenzentschädigung auf kantonaler Ebene in vier Erlassen geregelt,
die sich noch aufs alte Bundesgesetz von 1982 abstützen. Viele der darin
enthaltenen kantonalen Regelungen sind mittlerweile unnötig geworden. Um
den Bereich Arbeitslosigkeit straffer und übersichtlicher
auszugestalten, schlägt die Regierung dem Grossen Rat vor, die künftigen
kantonalen Ausführungsbestimmungen in zwei Erlassen zusammenzufassen. Es
sollen eine Vollziehungsverordnung zum Bundesrecht und
Ausführungsbestimmungen zum Bundes- und zum kantonalen Recht geschaffen
werden. Die Vorlage bildet Teil des Projekts "Verwesentlichung und
Flexibilisierung der Rechtsetzung und Rechtsanwendung" (VFRR). Für den
Kanton ergeben sich aus der Vorlage keine finanziellen und personellen
Konsequenzen.
Kulturbeiträge
Es werden Beiträge im Gesamtbetrag von 139'000 Franken freigegeben
für:
- Herstellung einer CD-ROM zum Handbuch der Bündner Geschichte durch
den Verein für Bündner Kulturforschung (Materialien des Quellenbands,
Tondokumente, Filmsequenzen), und
- Teilnahme der Stadtmusik Chur als Begleitung des Schweizer
Marschbataillons am Viertage-Marsch in Nijmegen (NL) im Juli 2000.
Neue Nationalstrassen-Verordnung wird begrüsst
Die Regierung nimmt gegenüber dem Bund Stellung zur Revision der
Verordnung über die Nationalstrassen (NSV) und begrüsst diese
ausdrücklich. Die Bündner Haltung stimmt mit jener der Kantone Appenzell
AR, St. Gallen und Schaffhausen überein. Die wesentlichsten Änderungen
bestehen darin, dass auch auf Rastplätzen ohne Tankstelle
Verpflegungsmöglichkeiten geschaffen werden können, dass der Bund höhere
Beiträge für den Unterhalt der Nationalstrassen vorsieht und Massnahmen
trifft, um Kostensteigerungen im Autobahn-Bau zu vermeiden.
Aus den Gemeinden
An die Gesamtkosten für eine Sonnenkollektor-Anlage (Fläche 120 m2)
auf dem Dach des Schwimmbads Fideris von 38'000 Franken leistet der
Kanton einen Beitrag von maximal 11'400 Franken.
Die Teilrevision der Gemeindeverfassung von Ausserferrera, das
Richtplan-Vorhaben "Zivile Schiessanlage, Jagdparcours Schanielatobel"
der Region Prättigau und die Teilrevision der Ortsplanung von Tartar
werden genehmigt.
Personelles
Ende September 1999 treten in den Ruhestand:
- Margrith Desax, Krankenschwester im Frauenspital Fontana,
- Georg Heis, Compatsch, Handwerker beim Bezirks-Tiefbauamt 4,
Scuol,
- Cesar Maissen-Bürge, Chur, Sachbearbeiter bei der
Steuerverwaltung,
- Guido Oswald, Tschierv, Strassenwart beim Bezirks-Tiefbauamt 4,
Scuol, und
- Armin Schatz, Thusis, Kantonspolizist.
Die Regierung dankt ihnen für die Dienste, die sie dem Kanton
geleistet haben.
Standeskanzlei Graubünden
Gremium: Regierung
Quelle: dt Standeskanzlei Graubünden