Die Vereinigung Angehöriger von Schizophreniekranken (VASK) und
beide Psychiatrischen Kliniken Beverin und Waldhaus treffen sich
jährlich zweimal, um die Zusammenarbeit von Angehörigen und Fachpersonen
zu fördern. Kürzlich wurde das Thema Schizophrenie und Gesellschaft in
verschiedenen Kurzreferaten zur Diskussion gestellt. Vorgängig machte
die VASK Graubünden bei 210 Personen eine Strassenumfrage in Chur und
Ilanz zum Thema: "Wie denkt die Gesellschaft über Schizophrenie?"
Wissen sie warum jemand in eine Psychiatrische Klinik kommt?
Wissen sie auch, was dann in einer Klinik passiert, was mit denen
"gemacht" wird?
"Na klar", mögen Sie denken, "nur Verrückte kommen ins Beverin oder
Waldhaus, das sind die Menschen, die spinnen, denen es ausgehängt hat,
die Asozialen...! Man hat ja schon genug Filme gesehen, wie es in der
Psychiatrie so zu und her geht. Hier werden nur Medikamente zur
Beruhigung 'verfüttert'. Jemanden heilen? Dieser Gedanke ist sowieso
absurd".
Ganz ehrlich, kommen ihnen diese Sätze rund um die Psychiatrie nicht
irgendwie bekannt vor? Diese abwertenden Worte, die man einfach nur so
dahin sagt, verletzen aber Betroffene. Wir Fachpersonen hören immer
wieder von Angehörigen, wie die Betroffenen neben der eigentlichen
psychischen Erkrankung unter den Ausgrenzungen durch die Gesellschaft
leiden.
So wurde Ende April 1999 eine Veranstaltung der VASK und beider
Kliniken zum Thema "Schizophrenie und Gesellschaft" durchgeführt.
Die Chefärztin der Klinik Beverin, Suzanne von Blumenthal,
referierte zum Thema: "Einmal Klinik - immer verrückt...?" Durch das
Vorstellen verschiedener Studien zeigte sich, dass etwa 30 Prozent der
Bevölkerung wenig oder nichts über psychische Erkrankungen weiss.
Unkenntnis löst bei vielen Menschen Angst aus. Die Referentin rief zu
weiteren Aufklärungs-Initiativen auf, um bestehende Vorurteile und
Berührungsängste gegenüber psychisch Kranken in der Öffentlichkeit
abzubauen.
Der Psychiatriepfleger Martin Aebi referierte zum Thema: "Was denken
die Andern?"
Von Seiten der Patienten und Patientinnen wird er häufig mit dieser
Frage konfrontiert. Es sollten Brücken gebaut werden, um psychisch
Kranken in unserer Gesellschaft die erforderliche einfühlende Akzeptanz
und Rücksicht zu geben. Wir alle sind ein Teil dieser Gesellschaft und
tragen eine Mitverantwortung. Gerade psychisch Kranke brauchen Menschen,
die den Kontakt zu ihnen aufrechterhalten, auch wenn sie oft nicht in
der Lage sind, sich dafür erkenntlich zu zeigen oder gar ablehnend
wirken.
Margrith Janggen, Präsidentin der VASK GR, stellte die Auswertung
der Strassenumfrage von Chur und Ilanz vor. Es wurden 210 Personen zum
Thema Schizophrenie befragt. In dieser repräsentativen Umfrage zeigte
sich erneut, dass ein Drittel der Befragten der Krankheit Schizophrenie
ratlos und hilflos gegenüber stehen. Berührungsängste gegenüber den
Schizophrenie Kranken standen in den Aussagen im Vordergrund.
Wenn wir wollen, dass psychisch Kranke in Würde angenommen werden
und in Freiheit unter uns leben können, sollten sie nicht diskriminiert
und ihre Behandlung nicht entwertet werden. Dies wurde auch zur
zentralen Aussage an dieser Veranstaltung.
Gremium: Sanitätsdepartement Graubünden
Quelle: dt Psychiatrische Kliniken Waldhaus und Beverin