In der Zeitperiode von 1960 bis 1980 wurde in den Fugendichtungsmassen für
Betonbauten teilweise die Chemikalie PCB (Polychlorbiphenyl) verwendet. Nach
heutigen Erkenntnissen ist PCB als Umweltgift einzustufen. Noch 1994 wurde dies in
einer Publikation der zuständigen Bundesstelle (BUWAL) als "untergeordnetes Problem"
bezeichnet.
In einer Voruntersuchung, welche gemeinsam vom Amt für Umwelt
Graubünden und dem Hochbauamt der Stadt Chur in Auftrag gegeben wurde,
konnten in den Fugendichtungen einiger Schulhäuser PCB nachgewiesen
werden. Als Voruntersuchung bezeichnen wir diese Messungen deshalb, weil
nur einige wenige Gebäude ausgewählt wurden, bei denen aufgrund der
Bauweise und des Erstellungsjahrs am ehesten Resultate erwartet werden
konnten.
Das Amt für Umwelt Graubünden hat nach Vorliegen der Resultate die
Unterstützung durch die Bundesämter BUWAL und BAG angefordert, weil der
folgende Abklärungsbedarf die Möglichkeiten und die Kompetenzen einer
Untersuchung im kantonalen Rahmen sprengen.
1. Einheitliche PCB-Probenahme- und Messmethodiken fehlen,
entsprechende in Deutschland vorhandene Richtlinien, wurden für die
Schweiz weder umgesetzt noch für verbindlich erklärt.
2. Die Verbreitung des PCB-Einsatzes in Dichtungsfugen ist in den
allermeisten Kantonen festzustellen und wahrscheinlich nicht auf
Schulgebäude beschränkt. Systematische Resultate aus anderen Kantonen
sind erst in den letzten Wochen bekannt geworden.
3. Die Wirkungsmechanismen von PCB auf die Menschen sind wenig
bekannt, teilweise bestehen dazu unter den Experten widersprüchliche
Ansichten. Auch die Sanierungstechniken sind umstritten, werden doch bei
unsachgemässer Sanierung die Raumbelastungen eher verschlechtert.
Mittlerweile erfolgt eine interkantonale Zusammenarbeit mit
Beteiligung der zuständigen Bundesstellen. Dies nicht zuletzt wegen der
Initiative aus Graubünden. In einer Sitzung noch in dieser Woche sollen
eventuelle Sofortmassnahmen und eine umfassende Untersuchung beschlossen
werden. Resultate, insbesondere klare Bestimmungen in der
Stoffverordnung und Sanierungs-Richtlinien, sind allerdings frühestens
Mitte 2001 zu erwarten.
Zur wirksamen und einheitlichen Behandlung des Problems im Kanton
hat Regierungsrat Clauido Lardi eine Task Force eingesetzt. Ihr gehören
neben den Hochbauämtern des Kantons und der Stadt Chur die zuständigen
Spezialisten aus dem Amt für Umwelt Graubünden, dem Kantonalen Labor
sowie der Kantonsarzt an. Soweit heute ersichtlich, besteht weder für
Schüler/innen noch für Lehrpersonen eine akute Gesundheitsgefährdung.
Die Task Force wird sich zuerst mittels weiterer Analysen mit der
Abklärung des Umfangs des PCB-Einsatzes befassen und in Abstimmung mit
den Erkenntnissen auf Bundesebene den Bedarf an Sanierungsmassnahmen
abklären. Über neue Erkenntnisse wird rasch und offen informiert.
Auskunft
Peter Baumgartner
Vorsteher Amt für Umwelt Graubünden
Tel. 081-257 29 46,
E-Mail: info@afu.gr.ch
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement Graubünden
Quelle: dt Amt für Umwelt Graubünden