Am 9. August hat die Justizkommission dem Parlament beantragt, die
Immunität von Regierungsrat Peter Aliesch aufzuheben. Dieser unterstützt
diese Massnahme. Die Regierung beschliesst, am Freitag, 7. September, ab
14 Uhr eine ausserordentliche Session des Grossen Rats einzuberufen.
Gleichzeitig unterstellt sie im Einvernehmen mit Regierungsrat Peter
Aliesch die Bereiche Kantons- und Fremdenpolizei ab sofort Regierungsrat
Stefan Engler.
Die Aufhebung der Immunität bildet die Voraussetzung dafür, dass
eine Strafuntersuchung gegen Regierungsrat Peter Aliesch durchgeführt
werden kann, wie sie von der Bezirksanwaltschaft III für den Kanton
Zürich beantragt wurde. Für die Dauer dieser Strafuntersuchung ist
sicherzustellen, dass einerseits Regierungsrat Peter Aliesch von
Aufgaben und Zuständigkeiten entlastet wird, die in direktem
Zusammenhang mit der Strafuntersuchung stehen können. Andererseits ist
darauf zu achten, dass wichtige Geschäfte der Regierung aus seinem
Zuständigkeitsbereich unbelastet nach aussen vertreten und kommuniziert
werden können. Es geht somit vor allem darum, Interessenkonflikte zum
Schutz von Regierungsrat Aliesch und des Kantons zu vermeiden.
An ihren Sondersitzungen vom 6. und 10. August hat die Regierung im
Zusammenhang mit dem "Fall Papadakis" Massnahmen in Aussicht gestellt,
um eine einwandfreie Tätigkeit des Regierungskollegiums und der
Departemente sicherzustellen. Artikel 26 Absatz 1 der Geschäftsordnung
der Regierung (GOR) sieht vor, dass aus wichtigen Gründen, insbesondere
um Interessenkollisionen zu vermeiden, von der departementalen
Aufgabenverteilung gemäss Artikel 25 GOR abgewichen werden kann. Solche
Interessenkollisionen können sich namentlich ergeben beim notwendigen
Einsetzen eines ausserordentlichen Staatsanwalts und eines
ausserordentlichen Untersuchungsrichters sowie bei den Zuständigkeiten
des Departementsvorstehers für die Kantonspolizei und die
Fremdenpolizei. Die Fremdenpolizei ist möglicherweise direkt in die
Strafuntersuchung involviert. Das Abgeben der Führung der Kantonspolizei
drängt sich einerseits wegen der Aussenwirkung und andererseits deshalb
auf, weil die Kantonspolizei im Fall Papadakis möglicherweise gewisse
Ermittlungen vorzunehmen hat. Die genannten Bereiche werden deshalb vom
Justiz-, Polizei- und Sanitätsdepartement auf das stellvertretende Bau-,
Verkehrs- und Forstdepartement übertragen. Diese Massnahme gilt ab
sofort und vorerst für die Dauer der Strafuntersuchung. Sobald der
Grosse Rat die Immunität von Regierungsrat Peter Aliesch aufgehoben hat,
wird das Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement auf Gesuch der
Staatsanwaltschaft Graubünden die Ernennung eines ausserordentlichen
Staatsanwalts und eines ausserordentlichen Untersuchungsrichters
beantragen.
Standeskanzlei Graubünden
Gremium: Regierung
Quelle: dt Standeskanzlei Graubünden