Novembertagung in Chur
Die Vernehmlassung zum kantonalen Richtplan 2000 (öffentliche
Mitwirkung) ist abgeschlossen. Die nun folgende Überarbeitung und
Weiterentwicklung des konsolidierten Richtplan-Entwurfs wird an einer
weiteren Tagung in Chur zur Diskussion gestellt.
Vertreter von Gemeinden, Regionen und Verbänden - d. h. die
Meinungs- und Entscheidungsträger unseres Kantons - treffen sich, um der
räumlichen Entwicklung neue Impulse zu geben. Das Thema nachhaltige
Entwicklung sowie regionale Pilotprojekte werden im Zentrum dieser
Tagung vom 22.November 2001 stehen. Damit findet seit 1998 zum vierten
mal eine "Novembertagung" zur Raumentwicklung Graubündens statt.
Konferenz-Schwerpunkte liegen in der Umsetzung
Während die Veranstaltungen in den beiden vorhergehenden Jahren eng
mit dem Projekt Richtplan 2000 verknüpft waren, findet in diesem Jahr
eine Ausweitung der Thematik statt. Es wird über aktuelle Entwicklungen
und Vorhaben im Bereich der Raumentwicklung orientiert und diskutiert.
Anhand konkreter Beispiele werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die
Philosophie und die Leitüberlegungen des kantonalen Richtplans umgesetzt
werden könnten. Die zwei Workshops am Nachmittag, die unter dem Motto
"Räumliche Entwicklung mittels ziel- und lösungsorientierten
Projekten" dienen dem Erfahrungsaustausch und sollen zu neuen Ideen und
Sichtweisen anregen. Die Tagung richtet sich an Akteure in der Planung
mit einem Schwergewicht auf die regionale Stufe und wird von
Regierungsrat Klaus Huber eröffnet.
Grosse Meinungsvielfalt zum kantonalen Richtplan
Ein Rückblick auf die Vernehmlassung des kantonalen Richtplans, die
Erkenntnisse aus der Vorprüfung des Bundes sowie ein Ausblick über das
weitere Vorgehen bilden den Inhalt einer ersten Präsentation. Zum
kantonalen Richtplan sind rund 3'700 Anträge von knapp 1'500 Einsendern
eingegangen. Rund 150 Gemeinden und sämtliche 15 Regionen haben
Bemerkungen zum Richtplan angebracht. Die übrigen 1'315 Eingaben stammen
von Privatpersonen, Verbänden und Organisationen.
Seitens der Gemeinden und Regionen liegen keine Einwendungen vor,
die den Richtplan als solchen grundsätzlich in Frage stellen. Die
Vernehmlassung löste bei den Gemeinden Überlegungen über die angestrebte
räumliche Entwicklung aus. Nach Ansicht der Gemeinden sind im Richtplan
die Schutzanliegen zu stark gewichtet. Es stehen folgende Themen im
Vordergrund:
- Detailabgrenzungen zum Naturschutz, einzelne Gebiete anpassen,
andere streichen, offene Fragen über mögliche überlagerte Nutzungen.
- Grossräumige Erschliessung der Gemeinden (Umfahrungen,
Verbindungsstrassen, Naturgefahren). Sammelantrag: Umfahrung Le Prese
(ca. 100).
- Möglichkeiten zur (wirtschaftlichen) Entfaltung in Form von
Optionen sicherstellen (z.B. Intensiv-Erholungsgebiete, Baugebiete).
Die Organisationen haben naturgemäss unterschiedliche Positionen:
Z.B. will der Bündner Bauernverband das Landwirtschaftsgebiet und die
Fruchtfolgeflächen - die Produktionsgrundlage für die Bauern - erhalten.
Diese Bereiche seien bei Interessenabwägungen so stark zu gewichten wie
heute der Wald, der im Gegenzug in der Gewichtung abnehmen soll. Der
Graubündnerische Baumeisterverband (GBV) vertritt z.B. die Ansicht, die
Fruchtfolgeflächen sollen angepasst und teilweise gestrichen werden,
dies sei heute nicht mehr zeitgemäss, es werde die bauliche Entwicklung
beim besten Bauland verhindert. Insbesondere im dichter besiedelten Raum
soll der Richtplan Erweiterungsgebiete für Siedlungen in Form von
Optionen bezeichnen. Der Wald wird auch aus Sicht des GBV zu stark
gewichtet.
Die Einwendungen der Umweltorganisationen und ideellen Verbände
decken sich mit den Stossrichtungen der Privatpersonen. Die umfassenden
Stellungnahmen der Umweltorganisationen (Pro Natura, WWF) wird entweder
als Ganzes - öfters jedoch nur in einzelnen, räumlich begrenzten Teilen
unterstützt. Nach Ansicht dieser Einsender sind im Richtplan die
Nutzungsanliegen zu stark gewichtet. Besonders häufig genannte Themen
sind:
- Keine Erweiterung der Intensiverholungsgebiete (ex Skigebiete),
sondern Landschaftsschutz.
- Keine Optionen zur Wasserkraftnutzung, sondern Landschaftsschutz.
- Grossraumschutzgebiete (‚Naturparks', ‚Biosphärenreservate' usw.)
jetzt abgrenzen.
- Kategorie der Optionen fallenlassen.
- Sammelanträge: Fondei (ca. 310), Verbindung
Arosa-Tschiertschen-Lenzerheide (ca. 580 Variante ‚Landschaftsschutz',
ca. 310 Variante ‚Koordinationsstand zurückstufen') sowie zur
Autobahnraststätte Viamala (ca. 100) und zur Umfahrung Le Prese (ca.
100).
Insgesamt positive Vorprüfung des Bundes
Während der Auflage des kantonalen Richtplans wurde der Richtplan in
der Bundesverwaltung vorgeprüft. Insgesamt ist der Vorprüfungsbericht
des Bundes positiv. Einzelne Detailabklärungen und einige konzeptionelle
Ergänzungen werden nötig sein, um den Richtplan erfolgversprechend in
die Genehmigung zu schicken.
Nachhaltige Entwicklung rückt in den Vordergrund
Die nachhaltige Entwicklung wird als Leitmotiv für die Raumplanung
auf allen Stufen immer wichtiger und wurde darum in einem zweiten Block
mit drei Beiträgen behandelt. So ist der Bund daran seine Strategie in
diesem Bereich zu überarbeiten, der Kanton wird über die Raumbeobachtung
und über ein Richtplan-Controlling seine Arbeit stärker auf die
nachhaltige Entwicklung ausrichten und auch in der Ortsplanung gewinnt
der Aspekt an Bedeutung, wie das Beispiel der Stadt Chur zeigt.
Mit Ideen aus den Workshops gehen
Am Nachmittag werden zwei Workshops durchgeführt. Eine Gruppe
befasst sich mit den eher ländlichen Gebieten des Kantons (ländliche
Räume), die andere mit den dichter besiedelten Gebieten wie etwa dem
Bündner Rheintal, der Landschaft Davos, dem Oberengadin oder dem unteren
Misox (Städtische Räume/Agglomerationen sowie Tourismusräume).
Zunächst werden Beispiele von laufenden Projekten präsentiert.
Anschliessend geht es darum allgemeine Erkenntnisse aus den Beispielen
abzuleiten und diese auf andere oder neue Projekt(ideen) aus dem eigenen
Tätigkeitsgebiet zu übertragen. Es werden wichtige Fragen diskutiert wie
z.B. Wie werden die Projekte initiiert und finanziert? Welches sind die
wichtigsten Erfolgsfaktoren bzw. Stolpersteine? Wie wurde kommuniziert?
Aus der Diskussion und aus dem Meinungsaustausch werden Impulse
erwartet, die zu konkreten raumwirksamen Projekten führen.
In der Gruppe "ländlicher Raum" werden Projekte für einen ländlichen
Tourismus aus der Regio Viamala vorgestellt sowie Beispiele für eine
Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden im Albulatal thematisiert. In der
Gruppe, die sich mit Projekten im dichter besiedelten Raum beschäftigt,
wird das Vorgehen bei den Landschaftsentwicklungskonzepten im Kanton
Thurgau und dessen Integration in den kantonalen Richtplan präsentiert
sowie der sich in Arbeit befindende Masterplan Siedlung und
Infrastruktur für das untere Misox vorgestellt.
Diese Fassung liegt nur in deutscher Sprache vor.
Gremium: Departement des Innern und der Volkswirtschaft Graubünden
Quelle: dt Amt für Raumplanung