Ende November ist Dr. Alexander Dönz in den verdienten Ruhestand
getreten. Während drei Jahrzehnten hat er als Chef des
Landwirtschaftsamts Graubünden die Berglandwirtschaft mit viel Weitsicht
und teilweise visionären Ideen auf die sich abzeichnenden grossen
Veränderungen in der Landwirtschaftspolitik vorbereitet und
ausgerichtet.
Nach Abschluss des Studiums arbeitete Alexander Dönz als Sekretär
des Bündner Bauernverbandes. Um spezifische Fragen der
Berglandwirtschaft abzuklären, schrieb Alexander Dönz neben dieser
beruflichen Tätigkeit eine Dissertation über "Die Veränderung in der
Berglandwirtschaft, eine agrarsoziologisch-betriebswirtschaftliche
Untersuchung am Beispiel des Vorderprättigaus". Im März 1971 wählte ihn
die Regierung zum Leiter der Abteilung Landwirtschaft und der
Zentralstelle für Betriebsberatung, dem heutigen Landwirtschaftsamt.
Zu Beginn der Amtszeit von Alexander Dönz bestand ein erklärtes Ziel
der Landwirtschaftspolitik darin, eine möglichst grosse Zahl von
Landwirtschaftsbetrieben zu erhalten. Während sich die Anzahl der
Landwirtschaftsbetriebe zwischen 1980 und 1985 gesamtschweizerisch um
vier Prozent verminderte, verzeichnete der Kanton Graubünden in der
gleichen Periode eine Reduktion von zwölf Prozent oder 728 Betrieben. Im
Vergleich zu den übrigen Bergkantonen erzielte die Bündner
Landwirtschaft damals die höchsten Viehpreise, aber die tiefsten
Einkommen. Alexander Dönz erkannte, dass die "Mengenphilosophie"" den
meisten anderen landwirtschaftlichen Zielen wie etwa dem Gleichgewicht
der Produktion und der Einkommenssicherung über den Preis zuwider lief.
Mit zum Teil recht unkonventionellen Methoden versuchte Alexander Dönz
die Weichen für die Ausrichtung der Berglandwirtschaft auf die künftige
Landwirtschaftspolitik richtig zu stellen.
Frühzeitig erkannte er, dass die Bio-Landwirtschaft zunehmend an
Bedeutung gewinnen würde. Im Kanton Graubünden wurden deshalb bereits
sehr früh Bio-Umstellungsbeiträge ausgerichtet. Weiter wurde frühzeitig
die Mutterkuhhaltung gefördert und der direkte Import von Stieren der
Mastrassen unterstützt. Unkonventionelle Ideen wurden oft auch mit
unkonventionellen Methoden umgesetzt, was da und dort auch Kritik
auslöste. Zu erwähnen sind hier etwa die Defizitanteile bei den
Sennereien, die Betriebsanerkennungen Vater/Sohn und die
Ziegenhirtschaften. Für neue, innovative Ideen war Alexander Dönz immer
zu haben. Die Nischenproduktion wie etwa die Blaudisteln, die
Ziegenmilchverwertung oder die Ziegenzucht wurden unterstützt. Nicht
alle Ideen sind geglückt oder konnten erfolgreich umgesetzt werden. Aber
mit dem steten Ziel vor Augen, sich für die Bündner Landwirtschaft und
damit für die Bündner Bauernfamilien einzusetzen, hat Alexander Dönz in
Graubünden einiges bewegt.
Die heutige Situation in der Bündner Landwirtschaft zeigt die
Verdienste von Alexander Dönz eindrücklich auf. Die Landwirtschaft im
Kanton Graubünden steht im Vergleich zur übrigen Schweiz in vielen
Belangen sehr gut da. Rund 40 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe im
Kanton Graubünden werden heute nach Bio-Richtlinien geführt. In der
übrigen Schweiz sind es nur zehn Prozent. Das durchschnittliche
Einkommen der Bündner Bergbetriebe liegt markant über dem
schweizerischen Durchschnitt. Im Bereiche der Viehwirtschaft, die
Alexander Dönz stets sehr am Herzen lag, konnten regionale Marktplätze
und mit massgeblicher Unterstützung des Kantons das
Viehvermarktungszentrum in Cazis realisiert werden. Die Erhaltung der
regionalen Milch- und Fleischverarbeitungsbetriebe im Kanton Graubünden
wurde von Alexander Dönz nach Möglichkeit ebenfalls aktiv unterstützt.
Höhepunkte für Alexander Dönz waren die beiden hervorragenden
Landwirtschaftsausstellungen AGRA 88 und die AGRA 2000 in Chur, bei
denen er als Präsident des Organisationskomitees grossartige Arbeit
geleistet hat. Durch die Ausrichtung dieser Grossanlässe vor allem im
Jahr 2000 konnte auch die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung sehr gut
angesprochen werden.
In den 30 Jahren des Wirkens von Alexander Dönz haben sich die
Aufgaben des Landwirtschaftsamts durch die Neuausrichtung der gesamten
Landwirtschaftspolitik ebenfalls laufend verändert. Heute ist das
Landwirtschaftsamt schwerpunktmässig im Bereiche der Direktzahlungen und
der Ökologie tätig. Im Zuge der Liberalisierung in der Landwirtschaft
wurde die Viehwirtschaft grösstenteils privatisiert und an die Verbände
delegiert. Bei den Viehversicherungen erfolgte ein vollständiger
Ausstieg des Staates. Alexander Dönz verlässt ein Amt, das im Dienst der
Bündner Landwirtschaft mit viel Teamgeist sehr gute Leistungen erbracht
hat.
Ich danke Alexander Dönz auch im Namen der Regierung herzlich für
seinen engagierten Einsatz. Für den dritten Lebensabschnitt begleiten
ihn die besten Wünsche und ich hoffe, dass er nun vermehrt Zeit findet,
seine Enkelkinder zu geniessen.
Klaus Huber, Regierungsrat
Gremium: Departement des Innern und der Volkswirtschaft Graubünden
Quelle: dt Departement des Innern und der Volkswirtschaft Graubünden