Das Amt für Wald in Chur baut eine "Fachstelle Naturgefahren" auf.
Dessen Leiter bildet zusammen mit den fünf regionalen
Naturgefahren-Spezialisten die Gefahrenkommission des Kantons
Graubünden.
Naturgefahren zu erkennen und ihnen wirkungsvoll zu begegnen, ist
lebenswichtig. Der Verkehr, die dichte Besiedelung und neue
Freizeit-Bedürfnisse haben das Risiko anwachsen lassen. Wie sich die
Risiken von Naturgefahren im Rahmen möglicher Klimaveränderungen
auswirken, kann nur mit Unsicherheiten vorausgesagt werden. Gefordert
ist ein Schutzkonzept, das kurz- und langfristige Aspekte einbezieht.
Dabei sind die Solidarität und der Beitrag aller Beteiligten nötig, von
den Behörden bis hin zum eigenverantwortlichen Individuum.
Amt für Wald scheidet Gefahren neu aus
Die Regierung des Kantons Graubünden hat das Amt für Wald
beauftragt, eine neue und zukunftsweisende Gefahrenausscheidung
vorzunehmen. Mit der Reorganisation des Forstdienstes Graubünden werden
fünf Waldregionen mit je einem Regionalzentrum gebildet. Das Beurteilen
von Naturgefahren wie Lawinen, Hochwasser, Steinschlag und Rutschungen
erfordert spezialisiertes Fachwissen. Deshalb ist in jeder Waldregion
ein Spezialist für die Umsetzung des neuen Konzepts Naturgefahren
verantwortlich. Die wirksamste Schadenbegrenzung besteht in einer
Raumnutzung, die den Gefährdungen angepasst ist. Dies setzt aber voraus,
dass besser bekannt ist, wo welche Naturgefahren drohen. Für einen
optimalen Schutz sind Schutzbauten wie Lawinen- und Bachverbauungen mit
organisatorischen Massnahmen wie Gefahrenkarten und in akuten
Situationen mit Evakuationen und Strassensperrungen zu ergänzen. Für
dieses Vorgehen stehen digitale Daten zur Gefährdung und Raumnutzung zur
Verfügung.
Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen
Die Grösse des Kantons Graubünden führt dazu, dass man sich bei
Gefahren- und Risikobeurteilungen auf sog. Erfassungsbereiche
beschränkt, in denen bei Naturereignissen Schäden zu erwarten sind. Das
Amt für Wald scheidet diese Gebiete aus und unterbreitet sie den
Gemeinden zur Vernehmlassung. Bis Ende 2002 sollen die
Erfassungsbereiche in allen Gemeinden des Kantons auf Papier und in
digitaler Form verfügbar sein.
Die Kenntnisse über Naturereignisse wie Lawinen, Steinschlag usw.
bilden eine wichtige Grundlage für das Ausarbeiten von Gefahrenkarten.
Die regionalen Spezialisten für Naturgefahren bauen derzeit ein
flächendeckendes Meldewesen auf. Dieses wird durch rund 110
Revierförster sichergestellt, die diese wichtige Aufgabe für ihre
Gemeinden wahrnehmen. Personen, die Kenntnisse von aufgetretenen
Naturereignissen haben, sind gebeten, diese laufend den verantwortlichen
Revierförstern zu melden.
Die Gefahrenkarten zeigen, wo welche Gefahr wie stark droht
(potenzielle langfristige Gefährdung durch seltene, grosse Ereignisse).
Neu dabei ist, dass die Beurteilung der einzelnen Prozesse Lawinen,
Hochwasser, Steinschlag und Rutschung separat erfolgt. Mit Hilfe dieser
Gefahrenkarten können die Gefahrenzonen in der Nutzungsplanung präziser
festgelegt werden. Sie sind auch ein wesentliches Hilfsmittel für den
Einsatz bei drohenden Ereignissen und dienen den
Gemeindeverantwortlichen für Warnungen, Evakuationen oder
Strassensperrungen.
Pro Jahr erstellt das Amt für Wald in rund 10 bis 15 Gemeinden
Gefahrenkarten. Sie werden vollumfänglich durch Bund und Kanton
finanziert.
Schutz vor Naturgefahren ist in Graubünden wichtig
Lawinen, Überschwemmungen, Rutschungen und schliesslich der Sturm
Lothar haben 1999 in der Schweiz mehr als 50 Todesopfer und Schäden in
Milliardenhöhe gefordert. In Graubünden herrschte damals sehr grosse
Lawinengefahr; von grossen Schäden blieb der Kanton glücklicherweise
weitgehend verschont. Letztes Jahr wurden vor allem die Kantone Wallis
und Tessin von ausserordentlich starken Unwetterschäden betroffen. Das
Leben in einem Gebirgskanton ist zwangsläufig mit Risiken aus
Naturgefahren verbunden. Modernes Risikomanagement hat die Aufgabe,
Naturgefahren zu erfassen, deren Risiken zu bewerten und
Schutzmassnahmen zu realisieren. Die Restrisiken sind transparent zu
machen und den verantwortlichen Stellen immer wieder zu kommunizieren.
Diese Arbeiten bilden die Grundlage für ein umfassendes Risikomanagement
bei Naturgefahren.
Schutz vor Naturgefahren ist eine Querschnittsaufgabe
Naturgefahren zu erkennen und diesen wirkungsvoll zu begegnen, ist
eine Ämter übergreifende Herausforderung. Deshalb ist beim Entwickeln
und Umsetzen des neuen Konzepts im Umgang mit Naturgefahren die
Zusammenarbeit mit dem Amt für Raumplanung, der Fachstelle Wasserbau des
Tiefbauamtes und der Gebäudeversicherung sowie die Koordination mit
weiteren Akteuren von grosser Bedeutung. Gefordert sind jedoch auch
spezialisierte Ingenieurbüros, die Gefahrenkarten erstellen und vor
allem Gemeinden, die für deren Umsetzung und damit für die Sicherheit
ihrer Einwohner und Einwohnerinnen massgeblich verantwortlich sind.
Gremium: Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement Graubünden
Quelle: dt Amt für Wald