Vorgeschichte: 2000 / 2001
Im Herbst 2000 wurden verschiedene Gebäude des Kantons und der Stadt
Chur auf die Chemikalie PCB (Polychlorierte Biphenyle, speziell in den
Fugendichtungen) untersucht. In verschiedenen Gebäuden, welche in der
Zeit zwischen 1960 - 1986 in Betonbauweise erstellt wurden, wurde PCB in
bedeutenden Mengen gefunden.
Im Frühjahr 2001 konnte die von Regierungsrat Claudio Lardi
eingesetzte Task Force erste Raumluftmessungen bekannt geben, sog.
"Wintermessungen", die noch bei relativ tiefen Aussentemperaturen
gemacht wurden.
Die Sommermessungen 2001 ergaben, dass mit Ausnahme eines
Schulzimmers im Klassentrakt der Kantonsschule die übrigen Messwerte
unter dem provisorischen Richtwert für "Gebäude mit Tagesaufenthalt" von
6 Mikrogramm PCB pro m3 Raumluft lagen. Für die Beurteilung massgebend
ist jedoch der Jahresdurchschnittswert, der sich aus Winter- und
Sommermessungen ergibt.
Um das Vorgehen im Fall des erhöhten Messwertes in besagtem
Schulzimmer (mit einem Wert von 11 Mikrogramm PCB pro m3 Raumluft)
rechtlich abzusichern wurde das zuständige Bundesamt für Gesundheit
(BAG) beigezogen. Das BAG befand, dass "eine sofortige Aussetzung der
Nutzung der Räume (mit PCB-Befunden) nicht notwendig ist" und dass "eine
Überschreitung des Jahresmittelwertes von 6 Mikrogramm PCB pro m3
Raumluft wahrscheinlich nicht zu erwarten ist (Zitate aus BAG-Brief).
Es war der Task Force, dem zuständigen Regierungsrat und der
Schulleitung klar, dass
diesem Befund aber mit vorsorglichen Massnahmen begegnet werden musste.
Getroffene Massnahmen: 2002
Im Auftrag des kantonalen Hochbauamtes wurde durch eine Fachfirma
ein entsprechendes Vorgehenskonzept für die Kantonsschule erarbeitet. Es
beinhaltet die analytische Detailuntersuchung von Baumaterialien, die
Interpretation und Empfehlungen von Zwischenlösungen sowie begleitende
Massnahmen bis zur fachgerechten Sanierung der PCB-haltigen Baustoffe
bei der geplanten Total-Sanierung.
Gestützt auf die Erkenntnisse der Detailuntersuchung und
entsprechend den damals gefassten Beschlüssen konnten im Schuljahr und
in den Sommerferien 2002 folgende Vorsorgemassnahmen umgesetzt werden:
Organisatorische und reinigungstechnische Massnahmen:
- Übliche Reinigungsarbeiten mit Feuchtreinigung in kürzeren
Abständen
- Ausserordentliche Spezialreinigung an schwer zugänglichen Stellen
im Klassentrakt zur Entfernung PCB-haltigen Staubdepots
Regelmässiges, gründliches Stosslüften
- Bautechnische Massnahmen:
- Äusserer Sonnenschutz / Beschattung (Ersatz der meist defekten,
nicht mehr einsetzbaren Sonnenstoren durch neue Sonnenstoren mit
Abdeckblechen im Klassentrakt, fertig montiert in den Sommerferien) mit
dem Ziel der Reduktion von PCB-Ausdampfungen während intensiv besonnter
Tage
- Versuche mit Abdichtungs- und Versiegelungsmassnahmen zur
Eindämmung von PCB-Ausdampfungen in verschiedenen Zimmern des
Klassentraktes (Verschiedene Versuche mit Entfernung und Ersatz bzw.
Versiegelung PCB-haltiger Fugendichtungen und Farbanstriche)
- Kontrollmessungen der Raumluftbelastung durch die EMPA
Neue Raumluftmessresultate
Die Kontrollmessungen fanden im April, Mai und Juli 2002 statt.
Interessant sind vor allem die beiden Sommermessungen vom Juli, da bei
sommerlichen Bedingungen jeweils höhere Werte zu erwarten sind. Der
Bereich der am 9. Juli durchgeführten Messungen lag zwischen 3.1 und 4.9
Mikrogramm PCB pro m3 Raumluft und am 18. Juli zwischen 1.6 und 3.0
Mikrogramm PCB pro m3 Raumluft. Der Richtwert von 6 Mikrogramm PCB pro
m3 Raumluft konnte also in allen untersuchten Unterrichtsräumen, auch
bezüglich der Einzelmessungen, eingehalten werden. Die Werte vom April
und Mai lagen ebenfalls deutlich unter dem Richtwert.
Die bisherigen Messungen zeigen, dass das frischere Raumklima
offenbar gewirkt hat. Inwieweit die in ausgewählten Versuchszimmern
getroffenen Massnahmen zur Eindämmung von Ausgasungen mitgewirkt haben,
ist auf Grund der bisherigen Messergebnisse noch nicht abschliessend zu
beurteilen. Mit periodischen Messungen wird die Raumluft auch in Zukunft
überprüft werden.
Gremium: Amt für Umwelt
Quelle: dt Amt für Umwelt