Im Rahmen des Lehrstellenprojektes 16+ der Schweizerischen Konferenz
der Gleichstellungsbeauftragten wurde 2001 ein erster Tochtertag in der
Schweiz durchgeführt - mit durchschlagendem Erfolg. Sehr viele Väter und
Töchter haben sich beteiligt und die Rückmeldungen - auch jene der
beteiligten Betriebe - waren praktisch durchwegs positiv.
Der erste Tochtertag richtete sich v. a. an die Väter, um bewusst zu
machen, welche wichtige Rolle diese im Berufswahlprozess ihrer Töchter
einnehmen. "Ich weiss jetzt endlich, was mein Papa den ganzen Tag macht.
Es hat mir riesig gefallen!" war eine der Reaktionen auf den ersten
Tochtertag 2001. Auch dieses Jahr sind Väter besonders angesprochen,
aber auch Mütter sollen ihre Töchter mit zur Arbeit nehmen. Töchter
zwischen der 4. und 9. Schulklasse begleiten ihre Eltern am 14. November
zur Arbeit.
Warum nur für Mädchen?
Nach wie vor ist es so, dass im Bereich der Berufswahl und der
späteren Ausbildung grosse Unterschiede vorhanden sind bei Jungen und
Mädchen - trotz der faktischen Gleichstellung bezüglich Möglichkeiten.
Drei von vier Mädchen, die eine Berufslehre machen, wählen einen Büro-
oder Verkaufsberuf, einen Beruf im Gastgewerbe oder der Schönheits- und
Körperpflege. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden. Aber die Mädchen
gehen an vielen spannenden Berufen vorbei. Zum Beispiel sind nur 6
Prozent der angehenden Schreinerinnen und Schreiner junge Frauen. Viel
mehr junge Frauen machen eine zweijährige Lehre (drei Viertel im
Vergleich zu einem Viertel bei den Jungen), ganz wenige eine vierjährige
(10 vs. 90 Prozent). Und die gewählten Berufe bieten oft wenig
Entwicklungsmöglichkeiten. Dies führt später zu den bekannten
Nachteilen.
Bis heute ist für die Knaben die Aussicht auf eine lebenslange
Berufstätigkeit und finanzielle Unabhängigkeit noch selbstverständlicher
als für die Mädchen. Obwohl die Erwerbsquote der Frauen kontinuierlich
steigt und für immer mehr Frauen die Erwerbstätigkeit ein wichtiger,
teilweise notwendiger Lebensbereich geworden ist, gehen viele Mädchen
die Berufswahl nicht mit derselben Selbstverständlichkeit und
langfristigen Perspektive an wie die Knaben. Deshalb richtet sich der
Tochtertag an die Mädchen. Sie brauchen im Bereich der Berufswahl eine
besondere Unterstützung. Der Tochtertag stärkt das Selbstwertgefühl der
Mädchen und erleichtert es ihnen, eigene Lebensperspektiven zu
entwickeln.
Der Tochtertag 2002 in der kantonalen Verwaltung
Innerhalb der kantonalen Verwaltung sind dieses Jahr alle
Mitarbeitenden durch die Regierung eingeladen, sich am Tochtertag zu
beteiligen. Die Regierung signalisiert damit ihre offene und
zukunftsgerichtete Haltung bezüglich der Ausbildung und beruflichen
Entwicklung von jungen Frauen und möchte damit auch ein Zeichen für
andere Betriebe im Kanton setzen. Denn es ist auch aus betrieblicher
Sicht angezeigt, das Potenzial der jungen Frauen gezielt zu fördern. Um
den Tag abzurunden offeriert die Regierung einen Apéro für alle
beteiligten Eltern und Töchter. Dieser dient dem Austausch über die
gemeinsamen Erlebnisse und Eindrücke und wird in Chur und in den
Regionen - in Zusammenarbeit mit den regionalen Tiefbauämtern -
angeboten werden.
Alle Lehrpersonen der Mittel- und Oberstufe wurden mittels eines
Schreibens dazu aufgefordert, den Mädchen am 14. November nach
Möglichkeit Dispens für den Tochtertag zu geben. Dies wird also sicher
ein spezieller, bunter und bereichernder Tag in den kantonalen
Amtsstuben werden. Und hoffentlich nicht nur in diesen, sondern auch in
vielen anderen bündnerischen Betrieben!
Informationen:
Weitere Informationen zum Tochtertag finden sich unter
www.tochtertag.ch oder können
bestellt werden bei: 16+
Lehrstellenprojekt der Schweizerischen Konferenz der
Gleichstellungsbeauftragten, Wilhelmstrasse 6, 8005 Zürich, Tel. 01/271
44 90, Fax 01/271 44 91,
tochtertag@16plus.ch.
Gremium: Stabsstelle für Gleichstellungsfragen
Quelle: dt Stabsstelle für Gleichstellungsfragen