Unter dem Motto "Du bist nicht allein!" wird in den nächsten Tagen
ein Flyer an alle Bündner Schülerinnen und Schüler ab der 3. Klasse der
Primarschule zum Thema Missbrauch / Misshandlung abgegeben. Er ist in
Deutsch, Italienisch und Rumantsch Grischun abgefasst.
Von Jugendlichen für Jugendliche und Kinder
Dank der Unterstützung durch verschiedene Unternehmungen konnte für
die Realisierung dieser Idee eine finanziell tragbare Lösung gefunden
werden. Der junge Simon Matz - Grafiker in Ausbildung - hat diesen Flyer
für junge Leute mit dem Juniortexter Gieri Hinnen gestaltet.
Er ist sprachlich so verfasst, dass er für Kinder leicht
verständlich ist aber auch die Jugendlichen anspricht. Die Kernaussagen
sind:
- Bei uns ist jemand für dich da.
- Wir zeigen dir die verschiedenen Möglichkeiten, wie dir geholfen
werden kann.
- Gemeinsam finden wir eine Lösung, aber du entscheidest selber, wie
es
weitergehen soll.
Das Team der Fachstelle Kindesschutz erwartet, dass durch die breite
Streuung des Informationsblattes auch direkt betroffene Kinder und
Jugendliche auf die Möglichkeit aufmerksam werden, sich bei Fachleuten
Hilfe zu holen. Bisher wurde diese Möglichkeit nur wenig genutzt. Es
meldeten sich vor allem erwachsene Bezugspersonen, welche auf konkrete
oder vermutete Missbräuche aufmerksam machten und um Unterstützung
nachfragten.
Schutz von gefährdeten Kindern steht im Vordergrund
Die Fachstelle Kindesschutz ist eine befristete Stelle des Kantons
und befindet sich in der zweiten Hälfte einer dreijährigen
Versuchsphase. Sie ist Anlaufstelle bei Verdacht oder erwiesener
körperlicher, psychischer und sexueller Misshandlung. Das Angebot
umfasst:
- Beratungen von Kindern und Jugendlichen
- Beratungen von Eltern, Bezugspersonen, Institutionen
- Kriseninterventionen in Notfällen
- Abklärungen bei Kindern und Jugendlichen, bei denen der Verdacht auf
Ausbeutung oder Misshandlung besteht
- Einleitung von Kindesschutzmassnahmen und Strafverfahren sowie
Begleitung der Betroffenen
Der Schutz von gefährdeten Kindern und Jugendlichen durch geeignete
Massnahmen steht im Zentrum der Arbeit. Wichtig ist es aber auch, die
betroffenen Familien und ihr Umfeld (Lehrerinnen und Lehrer, Kindergärtnerinnen und Kindergärtner,
Therapeutinnen und Therapeuten etc.) zu stützen. Zusammen mit anderen Fachleuten und
Institutionen werden die Schritte geplant, welche eine nachhaltige
Verbesserung der Situation der Betroffenen möglich machen.
Die Fachstelle ist rund um die Uhr über die Telefonnummer 081 258 31
90 erreichbar. Die Beratungen sind kostenlos. Die Mitarbeiter
unterstehen der Schweigepflicht und es besteht auch die Möglichkeit sich
anonym beraten zu lassen.
Die Fachstelle Kindesschutz besteht seit dem 1. März 2001 und hat
ihren Sitz an der Grabenstrasse 40. Sie ist dem Sozialamt angegliedert
und für den ganzen Kanton zuständig. Geleitet wird sie von Franz Bütler,
der auch Leiter der Opferhilfe Beratungsstelle beim kantonalen Sozialamt
ist. Mitarbeiterinnen sind Lucrezia Berther und Anna Schwarz.
In den 21 Monaten ihres Bestehens ist es der Fachstelle Kindesschutz
gelungen, eine flächendeckende Versorgung im Kanton Graubünden
aufzubauen. Die Zusammenarbeit mit den zuständigen sozialen,
pädagogischen, medizinischen und vormundschaftlichen Institutionen ist
sichergestellt und bewährt sich. Bei Bedarf können Mitglieder des Teams
überall im Kanton vor Ort eingesetzt werden. Eine wichtige Aufgabe der
Fachstelle besteht in der Vermittlung geeigneter Therapien, die eine
nachhaltige Verbesserung der Situation bewirken sollen. Bis jetzt wurden
etwa 150 Fälle - vom ernst zu nehmenden Verdacht bis zur Phase der
Verarbeitung mit psychologischer Betreuung - bearbeitet.
Gremium: Fachstelle Kindesschutz
Quelle: dt Fachstelle Kindesschutz