39. Plenarversammlung der Ostschweizer Regierungskonferenz ORK in
Herisau
Im Zentrum der jährlich stattfindenden Plenarversammlung der
Ostschweizer Kantonsregierungen ORK vom 21. März 2002 in Herisau stand
erwartungsgemäss die Freude über den Entscheid des Ständerates, das
Bundesverwaltungsgericht in St.Gallen und das Bundesstrafgericht in
Bellinzona anzusiedeln. Die Ostschweizer Kantonsregierungen geben ihrer
gemeinsamen Erwartung Ausdruck, dass der Nationalrat über die
Parteigrenzen hinweg den staatspolitischen Überlegungen des Ständerates
folgt und den Vorentscheid des Ständerates bestätigt.
Am 19. März 2002 sprach sich der Ständerat für den Sitz des
Bundesstrafgerichts in Bellinzona und des Bundesverwaltungsgerichts in
St.Gallen aus. Die monatelangen gemeinsamen Bemühungen der
Ständerätinnen und Ständeräte der Ostschweizer Kantone sowie der
Ostschweizer Regierungen führten damit zu einem ersten Erfolg. Sie
werden ihre Anstrengungen nun darauf legen, im Nationalrat ebenfalls auf
ein für die Ostschweiz und das Tessin positives Resultat hinzuarbeiten.
Gute Bewerbung
Die Ostschweizer Kantonsregierungen gaben anlässlich ihrer
Plenartagung in Herisau der gemeinsamen Erwartung Ausdruck, dass der
Nationalrat ebenfalls die staatspolitische Dimension der verstärkten
Einbindung von Randregionen in die Willensnation Schweiz seinem
Entscheid zugrunde legt. Zudem betont die ORK, dass nicht nur
regionalpolitisch motiviertes "Mitleid" für St.Gallen als Standort des
künftigen Bundesverwaltungsgerichts sprechen, sondern dass die Bewerbung
auch in qualitativer Hinsicht überzeugt. Die Nähe zur Universität
St.Gallen und gut ausgebildetes Personal aller Ebenen garantieren dem
möglichen Gerichtsstandort ein Arbeitskräftereservoir, das weit über den
bisherigen Arbeitsmarkt der Bundeshauptstadt hinausgeht. Die Ostschweiz
bietet den künftigen Bundesverwaltungsrichterinnen und -richtern zudem
attraktive Arbeitsbedingungen und eine hohe Lebensqualität.
Der Erfolg zeigt nach Ansicht der ORK, dass mit vereinten Kräften
auf Bundesebene viel erreicht werden kann. Es gilt nun, diese
Geschlossenheit der Ostschweizer Kantone auch bei der Wahrnehmung
weiterer gemeinsamer Interessen auf Bundesebene zu vertiefen. Hierzu
gehören beispielsweise der Anschluss der Ostschweiz an das
Hochgeschwindigkeitsnetz der europäischen Bahnen (HGV-Anschluss) und
diverse Projekte im Rahmen der zweiten Etappe von Bahn 2000.
Interne Zusammenarbeit stärken
Die gemeinsame Wahrnehmung von Interessen auf Bundesebene ist
lediglich ein Teil der Anstrengungen, die zu einer ostschweizerischen
Identitätsbildung beitragen können. Darüber hinaus gilt es in der
alltäglichen Regierungs- und Verwaltungsarbeit nach weiteren
Kooperationsmöglichkeiten unter den Ostschweizer Kantonen zu suchen.
Nach wie vor besteht ein unausgeschöpftes Potential, kantonale Aufgaben
mit einer sinnvollen Aufgabenteilung effizienter zu erfüllen. Eine
gemeinsame Erfüllung, beispielsweise von Vollzugsaufgaben des Bundes,
trägt ebenfalls dazu bei, die Position der einzelnen Kantone, aber auch
der gesamten Ostschweiz im Bundesstaat zu stärken und somit zu einer
zukunftsgerichteten Erneuerung des Föderalismus beizutragen.
Berufsweltmeisterschaften, Föderalismuskonferenz und Swiss marina
Im Rahmen diverser Orientierungstraktanden liess sich die
Plenarversammlung der ORK über die Berufsweltmeisterschaften 2003 in
St.Gallen, über das World Economic Forum (WEF) 2003 in Davos, über die
Internationale Föderalismuskonferenz vom August 2002 in St.Gallen, die
Vision Swiss Marina und den Stand der Vorabklärungen sowie die
Ostschweizer Ausstellung "aua extrema" an der Expo.02 informieren. Die
Vertreter des Kantons Graubünden erörterten die finanzielle Situation
des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos,
dem rund 4 Millionen Franken fehlen, und betonten die Notwendigkeit,
auch mit der Hilfe der ORK die Dienstleistungsfunktion dieses Institutes
zu erhalten. Im weiteren bildete der Stand der Arbeiten zur Umsetzung
der sektoriellen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU in den
Ostschweizer Kantonen ein Thema der ORK. Zu all diesen
Orientierungstraktanden hatte die ORK keine Beschlüsse zu fassen.
Neuer Sekretär der ORK
Der bisherige ORK-Sekretär Canisius Braun wurde auf den 1. November
2001 als Geschäftsführer der ch-Stiftung für eidgenössische
Zusammenarbeit und Sekretär der Konferenz der Kantonsregierungen (KdK)
gewählt. Als Nachfolger wählte die Plenarversammlung - in Fortführung
der bisherigen Praxis - den Leiter der Koordinationsstelle für
Aussenbeziehungen des Kantons St.Gallen, Rolf Vorburger.
Diese Meldung liegt nur in deutscher Sprache vor.
Gremium: Ostschweizer Regierungskonferenz
Quelle: dt Ostschweizer Regierungskonferenz