Die Bündner Staatsrechnung 2001 schliesst mit einem Defizit von 7.2
Mio. Franken ab. Dieses Ergebnis ist angesichts des schwierigen Umfelds
als befriedigend zu beurteilen. Vollständig ausgeglichen ist die
Finanzierungsrechnung mit einem Selbstfinanzierungsgrad der
Nettoinvestitionen von 100.2 Prozent.
Die Laufende Rechnung weist bei einem Gesamtumsatz von knapp zwei
Milliarden Franken einen Aufwandüberschuss von 7.2 Mio. Franken auf. Das
Eigenkapital hat sich auf 77.3 Mio. Franken reduziert. Im Vergleich zum
budgetierten Defizit von 41.6 Mio. Franken ist das Ergebnis um 34.4
Mio. Franken besser ausgefallen. Diese Verbesserung entspricht
betraglich ziemlich genau dem Durchschnittswert aus den letzten vier
Jahren. Im Ertrag sind budgetierte Aufwertungen auf Wertschriften und
Liegenschaften von insgesamt 14.7 Mio. Franken enthalten.
Dank höherer Steuererträge von dunkel- zu hellroten Zahlen
Auf der Ertragsseite fallen deutlich höhere Einnahmen aus kantonalen
Steuern ins Gewicht. Diese übertreffen den Voranschlag um 47.4 Mio.
Franken bzw. um 8.7 Prozent. Von dieser Zunahme entfallen allein 30 Mio.
Franken auf Steuern der juristischen Personen. Dies ist vor allem
zurückzuführen auf die konjunkturelle Aufhellung in den für die
Besteuerung massgebenden Jahren. Insbesondere von interkantonalen
Gesellschaften (Banken, Versicherungen usw.) gingen deutlich mehr
Steuern ein als budgetiert. Weitere namhafte Mehrerträge resultieren aus
den Steuern der natürlichen Personen (plus 6.8 Mio.) und aus der
Nachlasssteuer (plus 6 Mio.). Die Gewinnablieferung der Graubündner
Kantonalbank übertraf mit 15.5 Mio. die Erwartung um zwei Mio. Franken.
Zusammen mit ausserordentlichen Einnahmen aus dem Verkauf von
Beteiligungen von 2.3 Mio. Franken verbesserte sich das Total der
Vermögenserträge um 5.4 Mio. Franken. Die Aufwendungen für Passivzinsen
sind demgegenüber um 2.3 Mio. tiefer ausgefallen. Dadurch resultiert ein
im Vergleich zum Budget um 7.7 Mio. Franken höherer
Netto-Vermögensertrag von 39.1 Mio. Franken.
Bei den Anteilen des Kantons an den Bundeseinnahmen musste eine
empfindliche Einbusse von 13.2 Mio. (über 10 Prozent) hingenommen
werden. 6.1 Mio. Franken davon sind Mindereinnahmen aus dem Anteil der
Kantone an der Eidgenössischen Verrechnungssteuer. Beim Anteil an der
direkten Bundessteuer wurde das Budget um 7.1 Mio. Franken bzw. um 15
Prozent verfehlt. Unter der Rubrik "Beiträge des Bundes für eigene
Rechnung" konnte eine volle Jahrestranche aus dem Anteil des Kantons an
der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) von 19.6 Mio.
Franken eingenommen werden. Im Budget war mit Teilzahlungen in der Höhe
von 15.9 Mio. Franken gerechnet worden. Die Bundesbeiträge für das
Strassenwesen fielen um 7.3 Mio. Franken tiefer aus als erwartet.
Infolge zeitlicher Verzögerung im Genehmigungsverfahren verschiebt sich
ein budgetierter Konzessionsertrag als Entschädigung für den Verkauf von
heimfallenden Wasserkraftanlagen von 5.8 Mio. Franken ins Jahr 2002. In
der Ertragsgruppe "Übrige Anteile und Beiträge ohne Zweckbindung" und in
der entsprechenden Aufwandsgruppe ist eine auffallende Zunahme der
Einnahmen (plus 36 Mio.) und Ausgaben (plus 23.4 Mio.) zu verzeichnen.
Diese Abweichung steht im Zusammenhang mit dem Rechnungsverkehr der
Spezialfinanzierung "Interkommunaler Finanzausgleich". Das Ergebnis der
Laufenden Rechnung ist davon nicht betroffen.
Auf der Aufwandseite ist es in der Gruppe "Sachaufwand" zu einer
Einsparung von 11.5 Mio. Franken bzw. von 3.9 Prozent gekommen. 6.8 Mio.
Franken dieses Minderaufwandes entfallen auf die sonderfinanzierte
Strassenrechnung und sind daher ausschliesslich für diese
Spezialfinanzierung ergebniswirksam. Mit einem Total von 346.7 Mio.
Franken und einer positiven Budgetabweichung von nur gerade 0.6 Mio.
Franken konnte der Personalaufwand praktisch budgetkonform gehalten
werden. Die Beiträge des Kantons an Dritte belaufen sich auf 399.2 Mio.
Franken. Sie liegen damit knapp über der Budgetvorgabe. Im Vergleich zum
Vorjahr wurden über 17 Mio. Franken mehr Beiträge ausgerichtet.
Die Strassenrechnung schliesst bei Gesamtausgaben von 355 Mio.
Franken (Vorjahr 340 Mio.) und Gesamteinnahmen von 342.7 Mio. Franken
(Vorjahr 328.5 Mio.) mit einem Ausgabenüberschuss von 12.3 Mio. Franken
(11.4 Mio.) ab. Zu Lasten des allgemeinen Staatshaushaltes wurden der
Strassenrechnung 42.7 Mio. Franken zugewiesen. Diese Summe entspricht
dem gesetzlich geforderten Minimalanteil von 70 Prozent der Erträge aus
den kantonalen Motorfahrzeug-Steuern. Die Strassenschuld, d.h. das Total
der aktivierten Strassendefizite, ist auf 53.7 Mio. Franken angewachsen.
Daraus resultiert für die Strassenrechnung eine jährliche Zinsbelastung
von knapp zwei Mio. Franken.
Leicht tiefere Investitionen
Ohne Berücksichtigung der sonderfinanzierten Darlehen an die
Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaft (7.6 Mio.) und der
hauptsächlich vom Bund stammenden durchlaufenden Beiträge (94.3 Mio.)
wurden zu Lasten der Investitionsrechnung insgesamt 231.6 Mio. Franken
ausgegeben. Davon entfallen 142.2 Mio. Franken auf die Strassenrechnung.
85.5 Mio. Franken wurden allein für den Ausbau der Hauptstrassen
investiert.
Das vom Grossen Rat im Voranschlag 2001 bewilligte
Investitionsvolumen von 236.9 Mio. Franken wurde zu 97.7 Prozent
ausgeschöpft (Vorjahr 93.7 Prozent). Nach Abzug der
Investitionseinnahmen verbleiben Nettoinvestitionen zu Lasten des
Kantons von 145.1 Mio. Franken. Das sind 8.6 Mio. Franken weniger als
budgetiert und 5.4 Mio. Franken weniger als im Vorjahr. Die
Investitionsquote, d.h. der Anteil der Investitionsausgaben von 231.6
Mio. Franken an den konsolidierten Gesamtausgaben von 1'411.6 Mio.
Franken beträgt 16.4 Prozent (Vorjahr 17.8 Prozent).
Ausgeglichene Finanzierungsrechnung
Die tieferen Nettoinvestitionen und das geringere Defizit der
Laufenden Rechnung wirken sich entlastend auf die Finanzierungsrechnung
aus. Das Total der selbst finanzierten Mittel (Selbstfinanzierung) von
145.3 Mio. Franken liegt um 55.7 Mio. Franken über den Budgetvorgaben
und um 12.6 Mio. Franken über dem Vorjahresergebnis. Aus der
Gegenüberstellung der selbst finanzierten Mittel und der massgebenden
Nettoinvestitionen von 145.1 Mio. Franken resultiert ein
Finanzierungsüberschuss von 0.2 Mio. Franken bzw. ein
Selbstfinanzierungsgrad von 100.2 Prozent (Vorjahr 88.2 Prozent). Das
gute Ergebnis der Finanzierungsrechnung und insbesondere die
Verbesserung gegenüber dem Vorjahr ist zu einem namhaften Teil auf den
ausgewiesenen Überschuss in der Spezialfinanzierung "Interkommunaler
Finanzausgleich" von 15.7 Mio. Franken zurückzuführen.
Beurteilung und Ausblick
Trotz schwieriger Ausgangslage haben wir eine beinahe ausgeglichene
Rechnung. Bis anhin ist es gelungen, wesentliche Zusatzbelastungen von
Bundesseite her sowie eine erhebliche Ausweitung der Aufgaben und
Verbesserung der Leistungen zum grössten Teil aufzufangen. Die
Finanzlage des Kantons ist aber nach wie vor ausserordentlich
angespannt.
Die ergriffenen Sparmassnahmen waren nötig und wie sich gezeigt hat,
auch wirksam. Zusätzliche Möglichkeiten für weitere substanzielle
Einsparungen sind nun aber heute nur mehr sehr beschränkt vorhanden.
Kommen von Bundesseite her weitere substanzielle Belastungen auf den
Kantonshaushalt zu - und mit solchen ist kurz- bzw. mittelfristig zu
rechnen, so unter anderem in den Bereichen Spitalfinanzierung und
Steuerreformen des Bundes - haben wir uns ernsthaft mit der Frage
auseinander zu setzen, wie sich zusätzliche Einnahmen generieren lassen.
Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang, dass in den letzten 15
Jahren die Steuerbelastung im Kanton mehrmals gesenkt worden ist. Eine
gewisse - langfristig aber noch nicht gesicherte - Entlastung von Seiten
des Bundes darf durch die erhöhte Gewinnausschüttung der Nationalbank
erwartet werden.
Gremium: Finanz- und Militärdepartement Graubünden
Quelle: dt Finanzverwaltung