Bereits zum dritten Mal vergibt der Eliette von Karajan-Kulturfonds
Preise an Kulturschaffende Graubündens. Aus Anlass der Wohnsitznahme der
Familie von Karajan vor 43 Jahren im Kanton Graubünden hat Eliette von
Karajan im Jahr 2000 für den Kanton Graubünden den "Eliette von Karajan
Kulturfonds" geschaffen. Dieses Jahr werden sechs Bündner Musikerinnen
mit einem Hauptpreis, drei Förderpreisen und drei "Prix jeunesses"
sowie das Musikfestival Davos ausgezeichnet.
Eliette Mouret wuchs in Nizza auf. Kaum 18-jährig, entdeckt
Christian Dior in ihr "sein" Modell. Die namhaftesten Fotografen
arbeiten mit ihr. Doch nach einem Jahr hat sie genug; sie erwartet etwas
anderes vom Leben, von sich selbst. In London lernt sie Sprachen und
besucht eine Malakademie. Nach einer früheren Begegnung mit Herbert von
Karajan in St. Tropez treffen sie sich in London wieder: Der
weltberühmte Dirigent und die blutjunge Eliette Mouret. Von da an
verweben sich die Biografien der beiden, die von der Presse als
Traumpaar gefeiert werden. Die Welt der Musik, die Welt der Kunst, der
Künstlerinnen und Künstler wird die Welt, in der Eliette ihren Platz
findet. Sie heiratet Herbert von Karajan und schenkt ihm nach zwei
kinderlosen Ehen zwei Töchter. Der Jahrhundert-Dirigent stirbt am 16.
Juli 1989. "Ich fühle mich noch verheiratet. Sicher, er ist gestorben,
aber dadurch noch nicht tot", sagt Eliette von Karajan.
Malerin...
Eliette von Karajan malt. Begonnen hat es als
spielerisch-erzieherische Anregung für die beiden Töchter: Malunterricht
bei zwei in Salzburg ansässigen Künstlern. Für die Mädchen blieb es eine
Episode, für die Mutter wird es zur Passion. Vorerst ist ihr das
Entstehen der Bilder wichtiger als die Bilder selbst. Mehr und mehr
findet sie eine eigene Bildsprache. Die wenigen Freunde, die die
Arbeiten sehen dürfen, ermutigen sie. Aber am meisten zählt die
Bestätigung des Partners. Sie selbst hat ein sehr distanziertes
Verhältnis zu ihren Arbeiten; sie hält sie für vorläufig, übermalt sie,
verbannt sie in eine Dachkammer. Dann kann sie ein Freund überreden, 50
Bilder für eine Schallplatten-Edition ihres Mannes zur Verfügung zu
stellen - eine Vernissage im Dienste der Musik, Bilder als "Zugabe" zu
etwas anderem, "etwas Wichtigerem", wie sie sagt. Die Edition wird nicht
zuletzt wegen des visuellen Konzepts ein grosser Erfolg. 1988 folgt eine
revidierte Neuausgabe mit Arbeiten aus jüngster Zeit auf 25 CD, ein
Geschenk zum 80. Geburtstag ihres Mannes.
... und Kulturförderin
"Ich bin vom Leben reich beschenkt worden und habe viel Ermutigung
erfahren. Davon möchte ich etwas weiter geben", sagt Eliette von
Karajan. Sie stiftete einen hoch dotierten Preis für junge Malerinnen
und Maler. Es war ein viel beachteter Versuch. Als er aber in seiner
Wiederholung zur Routine zu verkommen drohte, legte sie eine Denkpause
ein. Sie richtet die Salzburger Osterfestspiele aus, jenes Projekt also,
das ihrem Mann am meisten am Herzen lag, denn die Sommerspiele hatten
sich schon zu seinen Lebzeiten verselbstständigt. Und auf ihr Betreiben
entstand 1995 in Wien, gegenüber der Staatsoper, das Karajan-Centrum mit
dem Archiv aller seiner Ton- und Bildaufzeichnungen.
Die Preisträgerinnen
Hauptpreis: Letizia Scherrer
Letizia Scherrer wurde am 20. Juni 1968 in Trun geboren. Zusammen
mit ihren vier Geschwistern Angelika, Judit, Rosvita und Clau wuchs sie
in einem musikalischen Umfeld auf. Im Hause Scherrer wurde ständig
gesungen und musiziert. Nach der Matura in Disentis studierte Letizia
Scherrer zunächst Gesang am Konservatorium für Vorarlberg in Feldkirch
und in Zürich an der Musikhochschule bei Jane Mengedoht. In Tel Aviv
setzte sie ihre Ausbildung bei Tamar Rachum an der Samuel-Rubin-Akademie
fort und besuchte Meisterkurse bei Judith Beckmann und Hilde Zadek. Bei
Kurt Widmer an der Musikhochschule in Basel schloss sie das Studium mit
dem Lehrdiplom für Gesangsunterricht (Auszeichnung) und dem
Solistendiplom ab.
Aus den "Soras Scherrer" entwickelte sich ein junges, aufstrebendes,
engagiertes und erfolgreiches Ensemble, das ständig angefragt und
engagiert wurde: Das Radio Rumantsch nahm die ersten Lieder auf,
Konzertauftritte in Trun, Laax, Chur, Zürich u.a. folgten. Die Konzerte
fanden so viel Anklang, dass sie über die Landesgrenzen hinaus in
Deutschland und Österreich für Auftritte engagiert wurden. Dank des
musikalischen Niveaus und der grossen Medien- und Zuhörerresonanz stand
der ersten CD-Produktion "Schibettas", unterstützt durch die "Romania",
nichts mehr im Wege.
1990 wurden die "Soras Scherrer" mit dem Förderungspreis des Kantons
Graubünden, 1992 mit dem Preis der Cuminanza Radio Rumantsch und 2002
mit dem Aurax-Preis geehrt. Letizia Scherrer hat schon zahlreiche
weitere Preise gewonnen (1994, 1995, 1997 Studienpreise des
Migros-Genossenschafts-Bundes, 1998 zweiter Preis beim XI.
Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb in Leipzig, 2000 erster
Preis beim Internationalen Wettbewerb "Franz Schubert und die Moderne"
in Graz sowie erster Preis der Basler-Orchester-Gemeinschaft für junge
Musiker). Der Hauptpreis ist mit 40'000 Franken dotiert.
Förderpreise
Riccarda Caflisch R.
Die 1973 geborene Flötistin Riccarda Caflisch R. trat bereits
während ihrer Gymnasialzeit trat als Jungstudentin ins Konservatorium in
Zürich ein. Nach dem Maturitätsabschluss nahm sie das Musikstudium am
Konservatorium in Bern bei Christian Studler auf, das sie nach sieben
Semestern mit dem Lehr- und Orchesterdiplom abschloss. Im Rahmen dieser
Ausbildung belegte sie eine Praktikumsstelle im Berner
Sinfonieorchester. Daneben besuchte sie verschiedene Kammermusikkurse,
u.a. bei Aurèle Nicolet, Oskar Peter, Siegfried Palm und Bruno Canino.
1997 übersiedelte sie nach Wien, um sich an der Universität für
Musik und Darstellende Kunst zu immatrikulieren. In der Klasse von Prof.
Wolfgang Schulz studierte sie vier Semester und erhielt im Sommer 1999
das Diplom mit Auszeichnung.
Wieder in der Schweiz, in Zürich, wurde sie an der Hochschule für
Musik in der Klasse von Philippe Racine aufgenommen. Im Sommer 2002
schloss sie mit dem Solistendiplom das Studium ab. Sie tritt regelmässig
im Ensemble Collegium Novum, dem Ensemble Musicuria und weiteren
Ensembles auf. Ihre Schwerpunkte sind Sololiteratur und zeitgenössische
Musik. In diesem Rahmen hat sie zahlreiche Werke uraufgeführt (René
Wolhauser, David Sontòn-Caflisch, Aliser Sijaric und Komponistengruppe
"Gegenklang"). Der Förderpreis ist mit 25'000 Franken dotiert.
Corin Curschellas
Die Bündner Sängerin, Musikerin, Texterin, Komponistin und
Schauspielerin ist eine singuläre Erscheinung in der Schweizer
Musikszene. Auf ihrer Reise durch alle Zeiten und Stile der Modernen
Musik hat sie sich eine eigene Welt erschaffen.
Aufgewachsen in Chur, Lehrerdiplom, anschliessend Schauspielschule
in Zürich, ist sie nach 7 Jahren nach Berlin übergesiedelt, danach
weiter nach Paris, wo sie bis heute ihren zweiten Wohnsitz hat. Pendelnd
zwischen den Orten, reisend von Alaska, USA, Nordafrika, China, Canada,
La Reunion weiter durch alle Länder Europas, wo sie in unzähligen
Formationen mit unzähligen Musikern Konzerte gegeben hat. Nunmehr seit
20 Jahren.
Sie schreibt Songs in den Bereichen Chanson, Pop, Rock, Ur-Musik,
Ethno, Experimentelle Lieder und Freie Musik, spielt 5 Instrumente,
singt in 5 Sprachen und komponiert auch für andere Sänger/innen (z.B.
Sina, Michael von der Heide oder mit Gardi Hutter zusammen).
4 CD's sind erschienen: music loves me, Rappa Nomada, das Album
"Valdun-voices of rumantsch", "Goodbye Gary Cooper" und am 6.1.2002 die
5.: "Sud des Alpes". Daneben hat sie bei 40 CD-Produktionen mitgewirkt:
u.a. Vienna Art Orchestra, Andreas Vollenweider, Max Lässer, Fritz
Hauser, David Byrne. Sie tourte mit den Musiciens du Nil in Ägypten und
Tunesien und spielte mit dem vietnamesischen Gitarristen Nguen Le und
dem Kameruner Richard Bona, sowie dem England-Katalanier Steve Argüelles
mit einem Hendrix-Projekt an unzähligen Festivals dieser Welt. Im
Theater spielte sie in Stücken mit Christoph Marthaler, Maria unser mit
Wolfram Berger und z.B. mit Bob Wilson in Berlin und den USA.
Gegensätze im Einklang heisst ihre musikalische Vision, Musik kennt
keine Grenzen der Länder. Da Corin Curschellas ihren Geheimtipp-Status
wahren will, ist sie immer eine "Narrenfreie" geblieben, welche die
Boulevard-Medien scheut und kein Teil der Schweizer "Cervelat-Prominenz"
sein will, sondern eine ernst zu nehmende Künstlerin mit höchsten
Qualitätsansprüchen, arbeitend auf allen Kontinenten dieser Welt. Der
Förderpreis ist mit 25'000 Franken dotiert
Orna Ralston
Die 1968 in Chur geborene Musikerin, Sängerin, Songwriterin und
Klangmalerin ist seit 1991 Berufsmusikerin. Ihre Auftritte haben sie
schon nach Deutschland, Frankreich, Israel und Tunesien geführt. Die
Songs von Orna Ralston sind eigenwillig, lassen sich in keine der
gängigen Stil-Schubladen einordnen. Mit ihrem klaren Gespür für Stimme
und Arrangements lotet sie Höhen und Tiefen aus, spielt, experimentiert
mit sanften melancholischen Tönen ebenso virtuos wie mit lauten,
unbequemen: vom Hauchen und Wimmern bis zum sehnsuchtsvollen Aufschrei.
Orna Ralston ist eine der wenigen Künstlerinnen, die ihre Musik nicht
nur selber komponieren und texten, sondern auch gleich selber
produzieren.
Orna Ralston geht musikalisch und menschlich an Grenzen und stets
einen Schritt weiter, egal, was passiert. In ihren Songtexten, oft mit
Metaphern bestückt, setzt sie sich subtil, aber unverblümt mit dem Sinn
des Daseins auseinander. Oberflächliche Schichten interessieren sie
nicht. Sie legt eine nach der anderen frei, gräbt tief und tiefer,
leuchtet Ideale, Identitäten, Wünsche, alte und neue Wunden aus.
Schmerz, Trauer, Wut, aber auch Freude und Sehnsucht finden Platz. Dabei
wirken ihre Texte und Töne nie düster oder depressiv. Orna Ralston
stellt unausgesprochene Fragen. Die Antworten lässt sie offen, beflügelt
die Fantasie ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer. Keine Background-Musik. Wer
sich auf die Musik und Texte von Orna Ralston einlässt, öffnet sich für
eine Künstlerin, die es zu entdecken lohnt. Der Förderpreis ist mit
25'000 Franken dotiert
Prix jeunesse
Rilana Cadruvi
Rilana Cadruvi ist 1978 in Schluein geboren und aufgewachsen. Im
Alter von neun Jahren erhielt sie ihren ersten Gesangs- und
Klavierunterricht an der "Scola da musica Surselva". Bereits in jungen
Jahren trat sie in der ganzen Schweiz und im Ausland auf und konnte
somit sehr früh solistische Erfahrungen sammeln.
Nach der obligatorischen Schulzeit besuchte Rilana Cadruvi das
Lehrerseminar in Chur. Parallel zur Ausbildung zur Primarlehrerin, die
sie im Jahre 1999 abschloss, studierte sie in Zürich bei Frau Helen
Keller sowie in Bern bei Frau Maria Riccarda Schmid-Wesseling. Im
Oktober 2000 begann sie ihr Studium bei Prof. Kurt Widmer an der
Musik-Akademie Basel, wo sie im kommenden Frühjahr abschliessen wird.
Im April 2002 erhielt Rilana Cadruvi einen Studienpreis der Friedl
Wald-Stiftung Basel. Ihr Repertoire besteht vorwiegend aus Oratorien,
Messen und Liedern. Sie hat bereits eine rege Konzerttätigkeit
vorzuweisen. Die Auftritte als Solistin finden hauptsächlich in der
Schweiz, aber auch in Österreich und der Schweiz statt. Sie wirkte unter
anderem zwei Mal beim Festival "Toujours Mozart" in Wien und Salzburg
mit. Zusammenarbeit mit dem "Collegium Musicum" Luzern, mit dem
Collegium St. Gallen, mit dem Bündner Kammerorchester u.a.m. Der Prix
jeunesse ist mit 12'000 Franken dotiert.
Victoria Haas
Die junge 1980 geborene Künstlerin Maria Victoria Haas ist in
Arbon/TG geboren und in Domat/Ems aufgewachsen. Im Juni 2000 hat sie das
Gymnasium an der Kantonsschule Chur mit der Matura abgeschlossen. Seit
der 1. Primarklasse bildete sie sich musikalisch aus und seit 1995 ist
sie bei der Katholischen Kirchgemeinde Organistin. In den letzten Jahren
hatte sie mehrere Auftritte mit französischen Chansons, so z.B. in der
Klibühni Chur, bei der Übergabe des "Premi Cristal CRR" oder in der
Chesa Planta in Samedan im Rahmen des Konzertzyklus "Artists giuvens":
"Une soirée de chansons". Seit Herbst 2001 studiert sie Gesang an der
Hochschule für Musik und Theater in Bern bei Elisabeth Glauser. Im
Moment steckt sie in den Vorbereitungen auf die Rolle der Nancy in
"Martha" von F. von Flotow. Prix jeunesse ist mit 12'000 Franken
dotiert.
Elisabeth Sulser
Die junge Blockflötistin Elisabeth Sulser ist 1977 in Chur geboren
und absolvierte 1998 die Matura an der Kantonsschule in Chur. Seither
studiert sie Blockflöte bei Conrad Steinmann an der Schola Cantorum
Basiliensis. Bereits vor dem Studium konzertierte sie mit dem Ensemble
"Belmonte" in Chur und Umgebung. Sie ist Preisträgerin des
Stipendienwettbewerbs der Fridl Wald-Stiftung und spielt zurzeit in
verschiedenen Ensembles der Schola Cantorum. Ihr besonderes Interesse
gilt dem Theater, wo sie in den letzten drei Jahren mehrere Male als
Musikerin oder als musikalische Leiterin für Freilichtproduktionen
engagiert wurde, u.a. unter der Regie von Jean Grädel und Marco Giriet.
Prix jeunesse ist mit 12'000 Franken dotiert.
Unterstützungsbeitrag
Musikfestival Davos. Es gehört zu den wichtigsten kulturellen
Anlässen, die in unserem Kanton stattfinden, und hat internationale
Bedeutung. Jedes Jahr bekommen durch dieses Festival junge
internationale Talente die Möglichkeit, vor einem grösseren Publikum zu
musizieren. Das Festival lädt auch jedes Jahr hochkarätige Komponisten
als "composer in residence" nach Davos ein. Stellvertretend für viele
sei hier Arvo Pärt genannt. Das Festival steht unter der Leitung von
Thomas Demenga, einem wichtigen Schweizer Musiker. Der
Unterstützungsbeitrag beträgt 30'000 Franken.
Gremium: Amt für Kultur
Quelle: dt Amt für Kultur