Das Amt für Umwelt macht darauf aufmerksam, dass derzeit eine bemerkenswert hohe Luftverschmutzung in den tiefen Lagen der Alpennordseite registriert wird. Im Kanton Graubünden sind vor allem die Tallagen des Rheintals und des Domleschgs betroffen. Es sind dies hauptsächlich die Konzentrationen der Luftschadstoffe Feinstaub (PM10) und Stickstoffdioxid (NO2 ), welche in wesentlich höherer Konzentration in der Atemluft vorliegen als zu dieser Jahreszeit üblich ist. Die gemessenen Tagesmittel-Werte von PM10 liegen zwei bis drei Mal höher als der zulässige Tagesmittel-Grenzwert von 50 µg/m3, die gemessenen Tagesmittel-Werte von NO2 erreichten zeitweise den Tagesmittel-Grenzwert von 80 µg/m3 .
Ungewöhnlich lang wirksame Hochdrucklage verhindert Verdünnung der Schadstoffe
Ausserordentlich lange schon, nämlich seit der zweiten Februarwoche herrscht ununterbrochen eine winterliche Schönwetterperiode. Während solcher stabiler Hochdrucklagen finden keine grossräumigen Luftmassentransporte statt. In den tiefen Lagen, d.h. über dem ganzen Mittelland, sammelt sich kalte Luft (sogenannte Kaltluftseen) während darüber wärmere Luft aufliegt. Die in den Tallagen gefangene kalte Luft vermischt sich nicht mit der darüberliegenden wärmeren Luft. So hat sich in tiefen Lagen seit der zweiten Februarwoche eine hohe Luftbelastung mit Feinstaub (PM10) und Stickstoffdioxid angesammelt. Oberhalb des Kaltluftsees, dessen Obergrenze oft von oben deutlich sichtbar ist, sind die Schadstoffkonzentrationen wesentlich tiefer als in der untenliegenden Kaltluft. Solange die aktuelle Hochdrucklage bestehen bleibt, ist keine Entschärfung der Situation zu erwarten. Nur die Zufuhr von Frischluft in den unteren Schichten oder Niederschläge können eine wesentliche Besserung bringen.
Luftschadstoffe aus unterschiedlicher Herkunft beteiligt
Eigentliche Ursache der hohen Schadstoffkonzentrationen ist nicht die über lange Zeit stabile Hochdrucklage, sondern die in die Kaltluft emittierten Schadstoffe. Dazu gehören einerseits die an Ort produzierten Schadstoffe von Verkehr und Feuerungen, die Abgase des Transitverkehrs sowie andererseits ein gewisser Transport von Schadstoffen aus dem Innern des Kaltluftsees (Mittelland) in die Randbereiche (Bündner Rheintal, Domleschg).
Geringere Luftverschmutzung auf der Alpensüdseite
Üblicherweise wurden jeweils in den Tälern der Alpensüdseite höhere PM10 - Werte gemessen als im Rheintal. Im Gegensatz zum Rheintal liegen die momentanen Messwerte aus dem Misox etwa gleich hoch wie in früheren Jahren, jedoch immer noch über dem Grenzwert.
Was kann man tun?
Da eine Vielzahl von Quellen zu den gegenwärtigen Schadstoffkonzentrationen beitragen, lässt sich die Luftverschmutzung nicht deutlich mit Sofortmassnahmen reduzieren. Einen persönlichen Beitrag kann man leisten, indem man einerseits auf unnötige Fahrten im eigenen Fahrzeug beziehungsweise andererseits auf das Verbrennen von Grünabfällen aus Feld, Wald und Garten verzichtet.
Persönlich schützen kann man sich unter anderem, indem Freizeitaktivitäten (Spaziergänge etc.) in erhöhten Lagen ausgeübt werden.
Über die Luftverschmutzung immer im Bild
Die Messdaten zur Luftqualität der Messstationen sind im Internet (
www.afu.gr.ch --> Luft/Strahlung --> aktuelle Luftmessdaten) jederzeit abrufbar.
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement
Quelle: dt Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement