Am Samstag, 10. Mai 2003, wurde mit dem Staatsakt in der Kantonshauptstadt die
offizielle Feier anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten „200 Jahre Graubünden bei der
Eidgenossenschaft“ abgehalten. Ruth Metzler überbrachte den rund 320 geladenen
Gästen in der Martinskirche die Grussbotschaft des Bundesrats. Rund 300
Bündnerinnen und Bündner aus allen Bereichen des kulturellen Lebens wirkten an der
Feier mit. Das abschliessende Bankett fand in ungewohntem Rahmen auf dem
Postautodeck am Bahnhof Chur statt.
Im Rahmen des Projektes "Graubünden 2003 Chaus e muntognas. Köpfe und Berge.
Teste e montagne." fand mit dem "Staatsakt“ die offizielle und protokollarische Feier
zum Jubiläumsjahr 2003 statt. Damit wurde die Reihe von insgesamt fünf Projekten
(Piazza grande, Staatsakt, Salut Paris!, Züri und Testas) fortgesetzt.
Eröffnung im Churer Rathaus
Empfangen wurden die rund 320 geladenen Gäste im Rathaus in Chur von der Bündner
Regierung, dem Standespräsidenten Vitus Locher und dem Churer Stadtpräsident
Christian Boner. Boner betonte in seiner Begrüssungsansprache, das Rathaus der
Stadt Chur sei nach der ersten Versammlung des Bündner Grossen Rats vor fast genau
200 Jahren am 20. April 1803 die Wiege des neuen, jungen Graubündens. Vitus Locher
seinerseits erklärte in seiner Rede, auch heute noch würde der Grosse Rat manchmal
ruhig und leidenschaftslos, zuweilen aber auch kämpferisch und feurig debattieren.
Insofern wäre über die 200 Jahre eine Heterogenität gewahrt geblieben, welche das
"typisch Bündnerische" ausmache, so Locher weiter.
Auf einer Klangstrasse, an welcher Alphorn-, Ländler- oder Jodelklänge zu hören
waren, begaben sich die Gäste anschliessend zum Martinsplatz. Dort spielten sowohl
einige Turmbläser auf dem Martinsturm zum Spiel auf und die Bündner Polizeimusik
bot den Gästen den "Bündner Marsch". Auch spielten dort die zwei Schauspielerinnen
Ursina Hartmann und Patricia Pasquale eine von Rita Cathomas-Bearth geschriebene
„Frauen-Szene“, wie sie sich 1803 hätte zutragen können. Das gesamte musikalische
Programm des "Staatsakts" war übrigens von Raimund Alig und Luzius Hassler
gestaltet worden. Im Beisein der Ehrengarde, der Cumpignia da Mats aus Domat/Ems
und aus Lumbrein, nahmen die Gäste daraufhin in der Martinskirche Platz.
Regierungspräsident Engler
In seiner Jubiläumsrede ging der Bündner Regierungspräsident Stefan Engler auf den
typisch Bündnerischen Föderalismus ein. "Graubünden will Föderalistisch bleiben, es
braucht aber neue Regeln für die Kantonsbeteiligung auf Bundesebene. Die Kantone
müssen den Bundesrat partnerschaftlich verstehen und dieser wiederum die Kantone
als mitgestaltende Kräfte", meinte Engler in der Martinskirche. Absonderung sei den
Bündnerinnen und Bündner fremd, sie würden Grenzen nicht als Barrieren empfinden, zumal die
Ferienregion mit vielen internationalen Gästen immer Gastgeber geblieben sei. Zum
Verhältnis Schweiz - Graubünden meinte Engler: "Die Schweiz braucht Graubünden als
Ferienland, als Wasserschloss, als Stromlieferant oder auch Produzent vom Bündner
Fleisch. Die Bündnerinnen und Bündner brauchen die Schweiz als politische Heimat, als Mitträgerin
unserer Infrastrukturaufgaben, wir benötigen schweizerische Investitionen in unsere
Energiewirtschaft und schliesslich sind die Schweizer unsere zahlreichsten und
treuesten Gäste".
Die Feiern in der Kirche wurden von diversen klassischen Gesängen des Bündner
Vokalensembles und des Chor mischedau Suraua sowie einem feierlichen Orgelspiel
begleitet, zum Beispiel von der Kantate „Allas steilas“ von Duri Sialm/Alfons Tuor oder
dem Werk „Atlas“ von Gion Antoni Derungs/Lothar Deplazes. Zum Auszug der Gäste
ertönte wiederum Orgelmusik des Churer Musikers Stephan Thomas.
Ruth Metzler hofft auf Rumantsch grischun
Die Gratulationsgrüsse des Gesamtbundesrats überbrachte Bundesrätin Ruth
Metzler. "Graubünden hat eine eigene Landessprache, eine grosse direktdemokratische
Tradition und Auseinandersetzung, das Zusammenleben von Volksgruppen, Sprachen
und Konfessionen und ist in diesem Zusammenhang ein Vorbild für die restlichen 25
Kantone", schwärmte Metzler von Graubünden. Graubünden habe aber auch von der
Schweiz profitiert, denn viele Probleme wie der Verkehr, der Handel oder die Wahrung
der Sicherheit liessen sich im Verbund besser oder überhaupt erst lösen. Auch ging
Metzler auf das Romanische ein: "Rumantsch grischun ist die Frucht der
Auseinandersetzung mit sich selber, dem Eigenen und Fremden. Ich hoffe, dass dies
ein Element sein wird, das dieser schönen, alten Sprache ihr Weiterleben sichern wird.
Als die Gäste die Martinskirche verliessen, wurden sie auf dem Martinsplatz und auf
dem Arcas mit diversen Performances von Jugendlichen aus ihrer Sicht der Welt
unterhalten. Mit Musik und Tanz in verschiedenen Variationen zeigten sie eine
hoffnungsvolle, wenn auch frag- und denkwürdige Zukunft.
Illustre Gästeschar
Am offiziellen Staatsakt nahmen rund 320 Gäste des öffentlichen Lebens teil.
Anwesend waren Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Gewalten in Graubünden
(Legislative, Exekutive, Judikative, Medien) wie z. B. der gesamte Grosse Rat, dann
Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, der Armee, der Kirchen und der Kultur. Dazu gesellten
sicher wichtige Gäste aus anderen Kantonen. Alle eidgenössischen Stände waren mit
einer Zweierdelegation samt Standesweibel vertreten. Eingeladen waren neben der
Vertreterin des Bundesrates der Nationalratspräsident Yves Christen und der
Ständeratspräsident Gian-Reto Plattner. Hinzu kamen die Abgeordneten Graubündens in
Bundesbern und schliesslich Vertreterinnen und Vertreter der Landesregierungen von Vorarlberg,
Tirol und Südtirol, der Provinzregierung des Veltlins und eine Delegation der Regierung
des Fürstentums Liechtenstein.
Bankett auf dem Postautodeck
Bereits früh - das Organisationskomitee war seit einem Jahr engagiert und zählte
rund 100 freiwillige Helferinnen und Helfer - entschied sich die Projektleitung für das Postautodeck
im Bahnhof Chur als Austragungsort des Banketts. "Für diesen Ort sprach seine
Architektur, die offene Arena, seine Grösse, die Möglichkeit einer gewissen
Inszenierung, der symbolische Wert sowie der innere Zusammenhang mit der
Bahnhofshalle des Hauptbahnhofes Zürich (Ort des Projektes Züri retour)", so die
Auskunft des Projektleiters Mariano Tschuor. Verschiedene Massnahmen waren in
Zusammenarbeit mit Postauto Graubünden notwendig, um dieses architektonische
Wahrzeichen der Stadt Chur in einen „Bankettsaal“ zu verwandeln. So wurde der
Busbetrieb zwei Tage auf den Bahnhofsplatz verlegt und die Tivolibrücke am
Samstagnachmittag für den privaten Verkehr gesperrt. Eine spezielle Vorrichtung
schützte die Posthalle vor Wind und Wetter und der Boden wurde mit einem Teppich
abgedeckt. Für die gesamte bühnenbildnerische Inszenierung des "Staatsakts"
zeichnete Remo Arpagaus verantwortlich.
Partner und Unterstützung von Projekten
"Graubünden 2003" arbeitet für die Jubiläumsfeierlichkeiten in diversen
Sachleistungsbereichen mit fünf Bündner Unternehmungen partnerschaftlich
zusammen. Es sind dies für das Projekt "Züri " die vier Unternehmungen Graubünden
Ferien, die Graubündner Kantonalbank, Rätia Energie und die Rhätische Bahn sowie
Postauto Graubünden für den "Staatsakt" auf dem Churer Postautodeck. Im
Medienbereich dies zudem der Verband Bündner Presse sowie die Südostschweiz
Mediengruppe und im elektronischen Bereich Radio e Televisiun Rumantscha. Im
weiteren unterstützt die Bündner Regierung fünf weitere Bündner Projekte aus Anlass
des Jubiläums "Graubünden 2003". Ebenfalls wurden mehrere Veranstaltungen im
Jubiläumsjahr in die Agenda von "Graubünden 2003" aufgenommen. Zahlreiche
Informationen dazu und auch zu anderen Themen sind auf der Homepage
www.gr2003.ch ersichtlich.
Finanzierung aus Lotteriefonds gewährleistet
Das Konzept Chaus e muntognas. Köpfe und Berge. Teste e montagne. wurde im
Oktober 2001 durch die Bündner Regierung genehmigt. Für die Jubiläumsfeierlichkeiten
des Kantons hatte die Bündner Regierung 3 Millionen Franken aus dem Lotteriefonds
bewilligt. Dieses Geld dient der Finanzierung der fünf Projekte. Rund 1,6 Millionen
Franken sind für die Organisation und für die Veranstaltungen "Piazza grande",
"Staatsakt" und die Tagung "Testas" in Graubünden vorgesehen. Rund 1,2 Millionen
Franken kostet die Veranstaltung "Züri " im Zürcher Hauptbahnhof. 200'000 Franken
werden für den mehrtägigen Aufenthalt der Kinder und Jugendlichen bei "Salut Paris!"
eingesetzt.
Gremium: OK 2003
Quelle: dt OK 2003