Das Ergebnis der diesjährigen Hochjagd ist recht gut ausgefallen. Der in den letzten Jahren leicht anwachsende Hirschbestand im Kanton Graubünden erfordert ein alljährliches konsequentes Abschöpfen des Zuwachses. Mit der Herbstjagd wird beabsichtigt die noch in der Strecke untervertretenen weiblichen Tiere und Jungtiere und den unterschiedlichen regionalen Jagderfolg auszugleichen. Damit kann die Zielsetzung, die Anpassung der Wildbestände an die Wintereinstände, erreicht werden. Die Einführung des Ordnungsbussenverfahrens für einfache Übertretungen des Jagdrechtes hat sich in der Praxis bewährt. Die Anzahl der Fehlabschüsse war in diesem Jahr rückläufig.
Die Einführung eines Ordnungsbussenverfahrens bei einfachen Übertretungen des Jagd-rechtes, insbesondere bei Fehlabschüssen hat sich bewährt. Ein manchenorts befürchtetes "Lockererwerden des Zeigefingers" konnte nicht beobachtet werden. Im Gegenteil, der grösste Teil der Bündner Jäger zeigte sich sehr verantwortungsbewusst.
Ergebnisse
5'408 (im Vorjahr 5'406) Jägerinnen und Jäger haben an der Hochjagd teilgenommen und 8'316 (im Vorjahr 9'087) Stück Schalenwild erlegt. 78,6% (81.5%) der Bündner Jäger waren in diesem Jahr erfolgreich. Das Ergebnis der Hochjagd kann insgesamt als recht gut bezeichnet werden.
|
Total |
männlich |
weiblich |
Geschlechterverhältnis |
Hirsch |
2'739 (2'853) |
1'615 (1'539) |
1'124 (1'314) |
1 : 0.70 (0.85) |
Reh |
1'964 (2'261) |
1'066 (1'198) |
898 (1'063) |
1 : 0.84 (0.89) |
Gämse |
3'611 (3'973) |
1'766 (1'832) |
1'845 (2'141) |
1 : 1.04 (1.17) |
Wildschwein |
2 (0) |
|
|
|
Total Schalenwild: |
8'316 (9'087) |
|
|
|
Nachhaltige Bejagung des Hirschbestand erfordert die Durchführung einer Herbstjagd
Die sehr guten Äsungsverhältnisse, grüne Weiden noch bis über Mitte September hinaus, sorgten im Zusammenspiel mit dem meist milden Herbstwetter und einem späten Brunftbeginn dafür, dass die Hirschbestände bis Ende der Hochjagd in ihren Sommereinständen verblieben. Das führt in aller Regel dazu, dass die Jagd in der Umgebung der grossen Schutzgebiete - Schweizerischer Nationalpark, eidgenössische Jagdbanngebiete, grössere Wildschutzgebiete - und entlang der Kantonsgrenzen eher mässig ausfiel. Die Hirschstrecke in der ersten Jagdhälfte war gut, die Fortsetzung nach dem Bettag verlief etwas harzig. Während der mit Spannung erwarteten zweitägigen Jagd auf beidseitige Kronenhirsche wurden etwa 20 kapitale Stiere erlegt. Während die Strecke bei den Hirschstieren durchschnittlich ausgefallen ist, liegt jene der Hirschkühe unter dem langjährigen Mittel.
Um den gegenüber den Vorjahren noch einmal leicht angewachsene Hirschbestand zu stabilisieren, ist ein Abschuss von 4'310 Hirschen notwendig. Dabei geht es nicht nur um die rein zahlenmässige (quantitative) Erfüllung der Abschusspläne. Viel wichtiger ist es, dass eine ausreichende Anzahl weiblicher Tiere erlegt wird und dass ein Eingriff in die Jugendklasse erfolgt (qualitative Kriterien). Die Zielsetzung, mit Wildbeständen in den nächsten Winter zu ziehen, die ihren Lebensräumen angepasst und ausgeglichen sind, soll mit einer ergänzenden Herbstjagd erreicht werden. Der angestrebte natürliche Aufbau einer Wildpopulation führt dazu, dass weniger Krankheiten und Parasiten auftreten und auch harte Winter mit bedeutend geringeren Verlusten überstanden werden. Beim Hirsch fehlen insgesamt noch 1'417 (1'022) Tiere um die Abschusspläne zu erfüllen. Ausser in der Region Bregaglia ist eine Herbstjagd auf Hirschwild im ganzen Kanton notwendig.
Für die Herbstjagd haben sich 2'265 (2'178) Jägerinnen und Jäger angemeldet. Die an der Herbstjagd teilnehmenden Jägerinnen und Jäger erfüllen mit der Anpassung der Wildbestände an ihre Wintereinstände eine wichtige Aufgabe. Das führt dazu, dass Wintereinstände nicht übernutzt werden und hilft mit, hohe Winterverluste zu vermeiden und reduziert damit den Fallwildanteil. Damit werden aber auch Schäden am Wald und an landwirtschaftlichen Kulturen verhindert bzw. vermindert.
Schwierigere Rehjagd - mässige Rehstrecke - nur geringe Herbstjagd erforderlich
Mit knapp 2'000 erlegten Rehen wurde die seit 1987 tiefste Rehstrecke erreicht. Die Rehbestände sind in weiten Teilen des Kantons tiefer als Mitte der 90er Jahre. Zudem bestand vielerorts ein eher spärliches Angebot an starken Rehböcken. Dies widerspiegelt sich auch in einer eher mässigen Rehstrecke.
Erschwerend kommt dazu, dass der erhöhte Jagddruck die Rehe sehr vorsichtig und heimlich hat werden lassen. Dadurch ist auch die Bejagung der Rehe viel schwieriger geworden.
Der Plan für die Herbstjagd auf Rehwild zeigt ein ganz anderes Bild als für die Hirsche. Das weiterentwickelte regional variable Rehkonzept vergleicht die aktuelle Rehbockstrecke mit der höchsten der letzten dreizehn Jahre. Damit fliesst die biologische Grundlage der stark schwankenden Rehbestände in die Jagdplanung ein. Schwache Bestände werden geschont, starke Bestände entsprechend intensiv bejagt. Wichtig ist auch hier ein ausgeglichener Ein-griff bei beiden Geschlechtern. Fehlt dieser schlägt sich das erfahrungsgemäss in erhöhten Fallwildzahlen nieder. In weiten Teilen des Kantons kann dieses Jahr auf eine Herbstjagd verzichtet werden. Nur in der Surselva, im Puschlav und in der Region Igis-Furna-Fideris ist eine Herbstjagd auf Rehwild erforderlich.
Gute, fast ausgeglichene Gemsstrecke
Insgesamt kann die Gemsjagd als gut bezeichnet werden. Mit verschiedenen Änderungen in den Jagdbetriebsvorschriften wurde der Jagddruck bei weiblichen Tieren etwas abgebaut und bei den Böcken leicht verstärkt. Das hat zu einem fast ausgeglichenen Verhältnis von erlegten Gemsgeissen zu Gemsböcken geführt. Die erstmals obligatorische Kontrolle der ersten erlegten Gemsgeiss stellt den Gemsjägern ein gutes Zeugnis aus. Der Anteil erlegter laktierender Tiere bleibt auch mit der obligatorischen Kontrolle tief.
Zwei Wildscheine erlegt
In Roveredo und in Domat/Ems wurde je ein Keiler (männliches Wildschwein) erlegt. In der Mesolcina gehören Wildschweine bald schon zum gewohnten Bild. Anders in Nordbünden. Im Laufe des letzten Halbjahres wurde das Auftreten einzelner Wildschweine in der Herrschaft/Vorderprättigau und im Raume vorderes Domleschg/Ems/Rhäzüns beobachtet. Der Abschuss eines Keilers in den Emser Maiensässen war ein Novum für die Bündner Jagd.
Gremium: Amt für Jagd und Fischerei Graubünden
Quelle: dt Amt für Jagd und Fischerei Graubünden