Die nach dem endgültigen Verschwinden der Tollwut angestiegenen,
heute sehr hohen Fuchsbestände wecken vermehrt die Angst vor dem kleinen
Fuchsbandwurm - ein Fuchsparasit, der beim Menschen eine schwere
Lebererkrankung, die Alveoläre Echinococcose, auslösen kann. Das
Institut für Parasitologie der Universität Zürich untersucht jetzt in
Zusammenarbeit mit dem Kantonalen Veterinäramt, dem Amt für Jagd und
Fischerei des Kantons Graubünden und unter Mithilfe der Bündner
Jägerschaft die Verbreitung und Häufigkeit dieses Parasiten in
Graubünden.
Der kleine Fuchsbandwurm ist ein Darmparasit des Fuchses. Mit dem
Fuchskot werden Bandwurm-Eier in die Umwelt ausgeschieden. Werden die
Eier von Mäusen aufgenommen, entwickelt sich in der Mausleber das
Larvenstadium des Bandwurms. Füchse stecken sich wiederum an, indem sie
infizierte Mäuse erbeuten. Selten können sich auch Menschen durch die
Aufnahme von Bandwurmeiern infizieren und so an der Alveolären
Echinococcose, einer schweren Leberkrankheit, erkranken. Die Alveoläre
Echinococcose ist selten und in der Schweiz liegt die Anzahl jährlich
diagnostizierter Neuerkrankungen bei ein bis zwei Menschen pro Million
Einwohner/innen. Trotzdem handelt es sich aber um eine ernst zu nehmende
Krankheit, da der Parasit in der Leber Tumor-ähnlich wächst und die
Behandlung sehr aufwendig ist.
Umfassende wissenschaftliche Arbeiten
In den letzten fünfzehn Jahren hat die Population des Rotfuchses in
der Schweiz stark zugenommen. Mit dieser Bestandeszunahme ist auch der
Fuchsbandwurm häufiger geworden. Es stellt sich deshalb die Frage, ob
künftig mit einer Zunahme der Erkrankungen beim Menschen zu rechnen ist.
Deshalb wurde eine umfassende Studie zur Verbreitung und Häufigkeit des
kleinen Fuchsbandwurms im Alpenraum initiiert.
In enger Kooperation mit dem Kantonalen Veterinäramt
(Kantonstierarzt Dr. Kaspar Jörger) und dem Amt für Jagd und Fischerei
des Kantons Graubünden (Vorsteher Dr. Georg Brosi) untersucht das
Institut für Parasitologie der Universität Zürich, unter Leitung von
Prof. Peter Deplazes, seit dem letzten Jahr Bündner Füchse auf den
kleinen Fuchsbandwurm. Im Rahmen dieses Projektes führt die aus
Maienfeld stammende Tierärztin Flurina Tanner ihre
Veterinär-medizinische Dissertation durch.
Erkrankungen in Graubünden liegen im Durchschnitt
Die Untersuchung von 569 Füchsen, die dank der Bündner Jägerschaft
und der Bündner Wildhut gesammelt werden konnten, ergab, dass mit rund
sechs Prozent der Füchse deutlich weniger Füchse als im Schweizer
Mittelland mit dem kleinen Fuchsbandwurm befallen sind. Allerdings
bestehen deutliche, regionale Unterschiede: Die höchsten Befallsraten
mit über zehn Prozent wurden bei Füchsen aus den Gebieten Bündner
Herrschaft - Fünf Dörfer - Prättigau /Davos, Münstertal und Val Lumnezia
festgestellt. Eine mittlere Befallsrate von ein bis zehn Prozent wurde
in den Regionen Mittelbünden, Ober- und Unterengadin und Schanfigg
ermittelt. In den Talschaften von Bergell, Misox, Puschlav, Hinterrhein
und der restlichen Surselva (ohne Val Lumnezia) konnten keine
infizierten Füchse nachgewiesen werden.
Trotz tiefer Befallsrate bei den Füchsen liegt in Graubünden die
Anzahl diagnostizierte Erkrankungen beim Mensch im Schweizerischen
Durchschnitt. Erste Auswertungen deuten darauf hin, dass in Regionen mit
mehr befallenen Füchsen auch häufiger Menschen erkrankt sind. Die
laufenden Arbeiten der bis ins Jahr 2005 laufenden Studie werden zu
einem besseren Verständnis der Ökologie dieses Parasiten beitragen und
bessere Voraussagen zur Verbreitung und Häufigkeit des Parasiten im
Alpenraum ermöglichen.
Vorsichtsmassnahmen
Der Mensch kann sich mit dem Fuchsbandwurm infizieren, indem er die
Eier des Parasiten, z.B. über verunreinigte Nahrung oder Hände,
aufnimmt. Einige Grundregeln können das kleine Risiko zusätzlich
minimieren:
- Waschen Sie Gemüse und Früchte vor dem Verzehr gründlich.
- Bei abgekochten Nahrungsmitteln besteht keine Infektionsgefahr.
- Tiefgefrieren bei -20° C tötet die Eier des Fuchsbandwurmes nicht
ab!
- Entwurmen Sie monatlich Hunde, die regelmässig Mäuse jagen, gegen
Bandwürmer. Fragen Sie Ihren Tierarzt /Ihre Tierärztin nach dem
wirksamen Medikament.
- Infektionen bei Hunden können durch Kot-Untersuchungen
diagnostiziert werden.
Personen, die glauben, einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt
gewesen zu sein, können über den Hausarzt/Hausärztin eine
Blutuntersuchung durchführen lassen.
Weitere Informationen und Bildmaterial
- Merkblätter zum Fuchsbandwurm können auf der Homepage des
Instituts für Parasitologie bezogen werden (http://www.unizh.ch/paras/).
Auf dieser Website wird auch ein Bild des Fuchsbandwurms für
Veröffentlichungen im Rahmen dieser Medieninformation zur Verfügung
gestellt (s. Rubrik "aktuelle Meldungen und News").
- Weitere Informationen zu Füchsen können auf der Medienseite des
"Integrierten Fuchsprojektes" abgerufen werden
(http://www.beam.to/infox). Dieser Link ist ausschliesslich als
Background für Medienleute bestimmt und soll nicht in Medienbeiträgen
publiziert werden. Über diese Seite sind auch verschiedene, qualitativ
hochstehende Farbbilder von Füchsen zu beziehen. Bitte beachten Sie die
Bestimmungen zu Copyright und Bildhonoraren.
Gremium: Veterinäramt und Amt für Jagd und Fischerei des Kantons
Graubünden, Institut für Parasitologie der Universität Zürich
Quelle: dt Veterinäramt und Amt für Jagd und Fischerei des Kantons
Graubünden, Institut für Parasitologie der Universität Zürich