Die Regierung hat das Regierungsprogramm und den Finanzplan für die
Jahre
2005-2008 verabschiedet. Angesichts der knappen Ressourcen und Mittel
will sie konsequent in für die Zukunft Graubündens wichtige Projekte
investieren. In vier als strategisch bezeichneten Bereichen sind
insgesamt 24 Entwicklungsschwerpunkte vorgesehen.
Ein schwieriges Umfeld kennzeichnet Regierungsprogramm und
Finanzplan 2005-2008. Der Spielraum für die strategische Planung wird
dadurch eingeschränkt. Einerseits zwingt die finanzielle Lage des
Kantons zur Konzentration auf das Wesentliche. Anderseits nehmen die
Programme zur Umsetzung der Totalrevision der Kantonsverfassung und der
Massnahmen aus dem Projekt "Struktur- und Leistungsüberprüfung zur
Sanierung des Kantonshaushalts" bereits erhebliche Ressourcen in
Anspruch.
Die strikte Priorisierung der wichtigen staatlichen Aufgaben in der
nächsten Programmperiode schlägt sich denn auch quantitativ nieder.
Während im Regierungsprogramm 2001-2004 gegen 50 konkrete Massnahmen zur
Umsetzung in den zehn Politikbereichen vorgeschlagen wurden, ist es
jetzt noch die Hälfte. Die Regierung ist jedoch gewillt, die notwendigen
inhaltlichen Akzente zu setzen.
Schlanke Strategie und richtungweisende Entwicklungsschwerpunkte
Massnahmen sind nach Auffassung der Regierung in erster Linie in den
Bereichen "Wirtschaft", "Staat und Politik", "Umwelt" und "Gesellschaft
und Kultur" zu verwirklichen:
"Wirtschaft": Ein gutes Wirtschaftsklima sichern und die
Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Bildungsinstitutionen fördern
- Die Motoren der Bündner Wirtschaft sind immer noch der Tourismus
und das Gewerbe. Verschiedene Massnahmen sehen denn auch die
Intensivierung der Ansiedlungspolitik vor. Damit werden die
Branchenstruktur in Graubünden gestärkt und neue Arbeitsplätze
geschaffen. Hinzu kommen verschiedene Verbesserungen der
Rahmenbedingungen für die kleinen und mittleren Unternehmen. Dazu
gehören eine gezielte und den finanziellen Möglichkeiten angepasste
Senkung der Steuerbelastung für juristische Personen, die Förderung von
Innovationen sowie des Wissens- und Technologietransfers zwischen der
Wirtschaft und den Bildungs- sowie Forschungsinstitutionen.
- In besonderem Masse will die Regierung Innovationen im Tourismus
ermöglichen. Dabei sollen Kooperationen unter den Anbietern gefördert -
insbesondere auch unter den Bergbahnen - und das Potenzial des
Sommertourismus besser ausgeschöpft werden. Dafür muss die Öffnung der
Agrarmärkte begleitet werden; nur eine solide Landwirtschaft sichert den
Erhalt der Landschaft zu Gunsten des Tourismus.
- Mit der Stärkung des Bildungsstandortes werden die
Zukunftsperspektiven der Jugend verbessert. Graubünden soll ein
Kompetenzzentrum für die Schul-, Berufs- und Weiterbildung aller Stufen
werden, das sich unter anderem durch eine hohe Sprachkompetenz und eine
attraktive Berufslehre bis zur Berufsmaturität auszeichnet. Gleichzeitig
sollen die Lehrpläne gestrafft und die Gesamtstundenzahl gesenkt werden.
"Staat und Politik": Graubünden, ein Kanton mit intensiven
Aussenbeziehungen und einfachen Verwaltungsstrukturen, ein Kanton mit
gesunden Staatsfinanzen
- Globale Entwicklungen und Probleme lassen sich heute regional nur
noch im Rahmen von Partnerschaften angehen und lösen. Für Graubünden ist
deshalb die aktive, koordinierte Einbindung in das internationale und
interkantonale Netzwerk von zentraler Bedeutung.
- Das staatliche Wissen ist heute nicht in jedem Fall einfach abruf-
und kommunizierbar. Über elektronische Plattformen soll es umfassend und
einfach nach innen verfügbar werden und gleichzeitig als Basis für eine
verbesserte Kommunikation nach aussen dienen.
- Ein optimierter Leistungsauftrag der Polizei und eine intensivere
interkantonale Zusammenarbeit sollen das Sicherheitsempfinden der
Bürgerinnen und Bürger stärken. Dabei müssen die bestehenden
Organisationsstrukturen erneuert werden, um die knappen Ressourcen
optimal einsetzen zu können.
- Gesellschaftliche, politische und rechtliche Entwicklungen
verlangen eine umfassende Reorganisation der Gerichte, die nach der
Reform der erstinstanzlichen Gerichte als so genannte Justizreform 2
anläuft. Ziel ist es, den Rechtsschutz weiter zu stärken.
- Die Neuausrichtung des Gesundheitsbereichs mit leistungsbezogenen
Beiträgen und der Neukonzeption der Spitalversorgung stellt ebenso einen
Beitrag zur Gesundung der Finanzen dar wie eine schlanke Verwaltung.
Schlank deshalb, weil das Sparprogramm konsequent umgesetzt wird und die
Dienstleistungen der Verwaltung auf ihre Effizienz und ihren
Qualitätsanspruch überprüft werden.
- Die Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgaben zwischen
Bund und Kantonen erhöht den Druck auf die Änderung der innerkantonalen
Strukturen mit dem Ziel, Reformprozesse zu fördern und zu beschleunigen.
Die Intensivierung von Gemeindefusionen kann in sinnvoller Art zu einer
neuen Aufgabenteilung und zu neuen territorialen Strukturen führen.
"Umwelt": Graubündens hohe Lebensqualität durch eine aktive
Umweltpolitik
erhalten und erneuerbare Energien als Standortvorteil für die Wirtschaft
nutzen
- Weite Teile Graubündens gehören zu den Lebensräumen, die vom
Klimawandel betroffenen sind. Bewährte Strategien im Bereich der
Erfassung von Gefahren zur Verminderung der Risiken von
Naturkatastrophen werden auch in den kommenden vier Jahren weiter
entwickelt. Dabei ist die aktive Waldpflege das wichtigste Instrument
zum langfristigen Schutz vor Naturkatastrophen.
- Graubünden als touristische Top-Adresse muss ein
bedürfnisgerechtes und sicheres Strassennetz bereitstellen. Gleichzeitig
soll die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs erhöht werden: Mit
Angeboten zur Verlagerung auf den öffentlichen Verkehr, mit einem Ausbau
der Infrastrukturen und der Anbindung an das nationale und
internationale Eisenbahnnetz.
- Die Wasserkraft bildet einen wesentlichen Standortvorteil für die
Wirtschaft Graubündens. Mit der Nutzung der Wasserkraft und der
Förderung der Energieeffizienz mit einheimischen, erneuerbaren Energien
wird die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt.
"Gesellschaft und Kultur": Soziale Risiken besser in den Griff
bekommen und
kulturelle Identität wahren
- Die gesellschaftliche Entwicklung verlangt eine starke Solidarität
zwischen den Bevölkerungsgruppen, den sozialen Schichten sowie zwischen
Alt und Jung. Dabei soll insbesondere für Familien, Kleinfamilien und
Alleinerziehende sowie Working poor das Beratungsangebot und die
Koordination der Zusammenarbeit der beteiligten Beratungs- und
Dienststellen verbessert werden. Ebenso soll eine Plattform zur
Vermittlung von Arbeitsstellen und Beschäftigungsangeboten für Personen
mit eingeschränkter Arbeits- und Leistungsfähigkeit geschaffen werden.
- Graubünden lebt sodann von seiner kulturellen Vielfalt. Diese soll
als Reichtum bewusster gemacht und im Rahmen des touristischen Angebots
besser zur Geltung gebracht werden. Dafür braucht es ein
Vermarktungskonzept und die gezielte Förderung von Projekten, die Kultur
und touristische Aspekte vereinen.
- Rumantsch Grischun wird in der Schule eingeführt und als
Schriftsprache gefestigt; die Fremdsprachenkompetenz der Schülerinnen
und Schüler wird unter Einbezug des Englischen generell gefördert.
Entwicklungsschwerpunkte sind inhaltlich vernetzt
Die vier strategischen Bereiche "Wirtschaft", "Staat und Politik",
"Umwelt" sowie "Gesellschaft und Kultur" sind inhaltlich stark vernetzt.
Die gewählten Massnahmen zeigen Auswirkungen in verschiedenen
Politikbereichen. Die Regierung hat denn auch grossen Wert darauf
gelegt, ihr Programm nach einem überdepartementalen Ansatz zu
erarbeiten. Dies zeigt sich in der klaren Prioritätensetzung und in den
Mehrfachwirkungen verschiedener Projekte.
Die Regierung ist klar der Auffassung, dass Sparen kein Programm mit
Selbstzweck ist. Sparen ist eine Notwendigkeit. Es liegt auf der Hand,
dass Programme und Projekte nur so weit verwirklicht werden können, wie
finanzielle Mittel vorhanden sind. Mit der notwendigen
Schwerpunktbildung und der Konzentration auf wenige, aber wichtige
Projekte werden deren Realisierungschancen erhöht.
Unsichere finanzielle Entwicklung
Der Finanzplan für die Jahre 2005-2008 weist Defizite zwischen 28
und 68 Millionen Franken aus. Damit wird die Zielvorgabe - ein
budgetiertes Defizit darf höchstens 20 bis 30 Millionen Franken betragen
- teilweise deutlich verfehlt. Problematisch sind vor allem die Jahre
2006 und 2007. Der massive Defizit-Anstieg im Jahr 2006 ist auf den
Ausgleich der kalten Progression bei den kantonalen Steuern, auf einen
geringeren Ertrag aus dem Anteil an der direkten Bundessteuer, auf
höhere Abschreibungsverpflichtungen sowie auf aufgabenbedingte
Mehraufwendungen zurückzuführen. Die Netto-Investitionen liegen deutlich
über den Werten der Vorjahre. Die Investitionsrechnung wird durch einige
Grossprojekte stark belastet (Projekt Campus für die Bündner
Kantonsschule, Neubau des Bildungszentrums für Gesundheit und Soziales
(BGS), Neubau des Strassenverkehrsamts, Sicherheitsfunknetz POLYCOM).
Die Ergebnisse der Finanzplanung sind von verschiedenen
Unsicherheiten geprägt. Dazu gehören die wirtschaftliche Entwicklung,
Entscheide auf Bundesebene bezüglich des Steuerpakets, des
Entlastungsprogramms, der Unternehmenssteuerreform sowie der
Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgaben zwischen Bund und
Kantonen.
Eine weitere Herausforderung liegt in der integralen Umsetzung der
Massnahmen gemäss Struktur- und Leistungsüberprüfung zur Sanierung des
Kantonshaushalts. Je nach Entwicklung werden weitere
Entlastungsmassnahmen notwendig sein. Diese können von der Steuerung der
Ausgaben unter Vornahme von Korrekturen im Rahmen des jährlichen Budgets
über die Ergreifung von zusätzlichen Sanierungsmassnahmen bis hin zur
Erzielung von Mehreinnahmen durch Steuererhöhungen reichen. Über die
geeigneten Massnahmen wird zu gegebener Zeit entschieden.
Beilagen
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(Auszug aus der Botschaft der Regierung)
Gremium: Regierung
Quelle: dt Standeskanzlei Graubünden