Eine vom Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement Graubünden eingesetzte
Kontaktgruppe hat im Zusammenhang mit dem unterirdischen
Stromtransport-Projekt Greenconnector bereits vor dem konkreten
Plangenehmigungsverfahren verschiedene Vorbehalte und technische Fragen
untersucht. Die Abklärungen kommen zum Schluss, dass die gewählte
Technologie zwar an den beiden Enden mehr Raum beansprucht, aber mit den
geringsten Energieverlusten und der höchsten Zuverlässigkeit
Gleichstrom über eine Kabelverbindung, eingezogen in das Stahlrohr der
Oleodotto del Reno SA, übertragen kann.
Mit Beschluss vom 3. Mai 2006 hatte der Bundesrat das Projekt einer
Gleichstromverbindung zwischen dem Raum Domleschg und Verderio/Italien
mit einer Spannung von 400 Kilovolt und einer Transportkapazität von
1'100 Megawatt in den Sachplan Übertragungsleitungen (SÜL) als
Festsetzung aufgenommen. Im Wesentlichen geht es bei diesem Projekt
darum, die seit 10 Jahren ausser Betrieb stehende Rohrleitung der
Oleodotto del Reno SA für den unterirdischen Stromtransport zu nutzen.
Von einer solchen Gleichstrom-Kabelleitung verspricht sich die
Gesuchstellerin Greenconnector AG einen Beitrag zur Verbesserung der
inländischen und europäischen Versorgungsstrukturen. Kern der Anlage
nebst dem Einzug zweier Hochspannungskabel in das Stahlrohr der
Oleodotto del Reno SA bildet an den beiden Enden der Leitung je eine
Stromrichter-Station (auch Konverter-Station genannt).
Der erläuternde Bericht zum SÜL kam unter anderem zum Schluss, dass
die umfassende Standort-Evaluation ergeben habe, dass unter
Berücksichtigung der momentanen Rahmenbedingungen wie der Grösse der
Konverter-Station oder der Stand der praxiserprobten Technologien ein
Standort im Raum Domleschg - mit erster Priorität auf dem Gemeindegebiet
von Thusis - vergleichsweise die besten Voraussetzungen mit den
geringsten umweltmässigen Eingriffen biete. Konfliktpotenziale wurden
namentlich mit Bezug auf die Konverter-Station und die
Wechselstrom-Kabelleitung zwischen dem Unterwerk Sils und der
Konverter-Station festgestellt.
Technische Fragen geklärt
In Nachgang zum Verfahren, welches zur Aufnahme des Projektes in den
SÜL geführt hat, veranlasste der Vorsteher des Bau-, Verkehrs- und
Forstdepartementes Graubünden die Klärung verschiedener Vorbehalte und
Einwände zum Projekt. Zu diesem Zweck setzte er eine Kontaktgruppe ein.
Diese stand unter der Federführung des Amts für Energie und setzte sich
aus Vertretern der Standort-, der Nachbarsgemeinden sowie der Region
zusammen. Im Wesentlichen ging es bei den Abklärungen darum, sich
bereits vor Einleitung eines allfälligen konkreten
Plangenehmigungsverfahrens zusätzliche Informationen über des Projekt
selber und dessen Auswirkungen zu beschaffen. Dazu wurden auch
Experten-Meinungen, insbesondere zur Frage der technischen Auslegung des
Projekts Greenconnector sowie zur Belastung der Hochspannungsleitungen
im Domleschg eingeholt.
Im Wesentlichen kamen die Beurteilungen zum Schluss, dass über eine
Kabelverbindung und in Anbetracht der Länge der Übertragungsstrecke
keine andere realistische Alternative zu einer
Gleichstrom-Hochspannungsübertragung bestünde. Mit Bezug auf die
vorgeschlagene Technologie der Umwandlung von Wechsel- in Gleichstrom
verspreche die gewählte LCC-Technologie (LCC = Line Commutaded
Converter) die technischen Risiken, die Energieverluste zu minimieren
und die Zuverlässigkeit der Verbindung am wirkungsvollsten
sicherzustellen. Mit Bezug auf eine alternative VSC-Technologie (VSC =
Voltage Source Converter), für welche der Platzbedarf der
Konverter-Station geringer ausfiele, sind gemäss Drittmeinung keine
praktischen Anwendungen bei einer maximal zu Grunde gelegten Leistung
von 1'100 Megawatt bekannt. Auch sei diese Technik weniger effizient,
sie würde etwa die doppelten Energieverluste zur Folge haben.
Die zwischenzeitlich beschafften Informationen sollen bei der
späteren Beurteilung eines allfälligen Plangenehmigungsgesuches dienen.
Im Rahmen dieses Verfahrens bleiben die Mitwirkungs- und
Einsprachemöglichkeiten Betroffener gewahrt.
Die Greenconnector AG wird nun das Projekt im Rahmen von
verschiedenen Optimierungen weiter entwickeln, Kompensationsmassnahmen
analysieren und die Resultate wieder in engem Kontakt mit den
zuständigen Amtsstellen des Kantons und der Gemeinden erörtern.
Gremium: Amt für Energie
Quelle: dt Amt für Energie